Doxycyclin
Doxycyclin ist ein Breitbandantibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline und aufgrund seiner Membrangängigkeit zur Therapie von intrazellulär lokalisierten Erregern geeignet.
Doxycyclin: Übersicht

Anwendung
Doxycyclin ist ein Breitbandantibiotikum und kann zur Behandlung verschiedener Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Dazu zählen Infektionen im Magen-Darm-Trakt, Harnwegsinfekte, Atemwegsinfektionen, Infektionen der Haut sowie Borreliose, Morbus Whipple, Actinomykose bei Penicillinallergie, Leptospirose, Tularämie, Rickettsiosen, Melioidosis, Pest, Trachom und Malaria durch Chloroquin-resistente Plasmodien. Eine besondere Eigenschaft des Wirkstoffs ist seine Membrangängigkeit. Deshalb ist er auch für intrazellulär lokalisierte Erreger wie Chlamydien oder Brucellen geeignet.
Wirkmechanismus
Doxycyclin behindert die Vermehrung von Bakterien, indem es die Proteinsynthese, also die Herstellung von für die Bakterien lebensnotwendigen Eiweißbausteinen, blockiert. Dadurch können sich die Bakterien nicht mehr weiter ausbreiten und die hervorgerufene Entzündung kann abheilen.
In Medikamenten ist der Wirkstoff auch als Doxycyclinhyclat oder Doxycyclin-1-Wasser enthalten.
Pharmakokinetik
Oral gegeben wird Doxycyclin fast vollständig resorbiert. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 90 bis 100%, die Plasmahalbwertszeit bei 12 bis 18 Stunden. Eliminiert wird der Wirkstoff in der Leber. Dort wird er an Glucuronsäure gekoppelt und mit der Galle ausgeschieden. In inaktiver Form, als Konjugate oder Chelate, kann er mit dem Stuhl eliminiert werden. Die Nierenfunktion wird nicht beeinträchtigt.
Dosierung
Doxycyclin kann oral oder intravenös verabreicht werden. Als Tabletten, Weich- und Hartkapseln ist es in den Dosierungen 40 mg, 50 mg, 100 mg und 200 mg verfügbar, als Injektion in den Dosierungen 50 mg/5 ml und100 mg/5 ml.
Die Dosierung richtet sich nach der Erkrankung. Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungen jedoch als Standardtherapie:
- Jugendliche und Erwachsene mit einem Körpergewicht zwischen 50 und 70 kg nehmen am ersten Tag 200 mg Doxycyclin. An den folgenden Tagen wird eine Dosis von 100 mg pro Tag angesetzt.
- Patienten mit schweren Erkrankungen oder einem Körpergewicht von mehr als 70 kg bleiben die ganze Behandlungszeit über bei einer Dosis von 200 mg Doxycyclin pro Tag.
- Kinder ab 50 kg Körpergewicht und einem Alter von 8 Jahren erhalten 4 mg pro kg Körpergewicht am ersten Tag und an den Folgetagen 2 mg pro kg Körpergewicht.
Das Arzneimittel sollte morgens mit dem Frühstück oder mit einer anderen Mahlzeit und ca. einem Glas Wasser eingenommen werden. Milchprodukte sollten bei der Einnahme vermieden werden. Die Behandlungsdauer liegt zwischen 5 und 21 Tagen.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Doxycyclin gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Erbrechen, Blähungen, Fettstühle und Durchfall. Typisch sind auch Schleimhautentzündungen, allergische Hautreaktionen und eine erhöhte Photosensibilisierung.
Wie alle Tetracycline kann Doxycyclin bei Überdosierung Leberschäden und eine Pankreatitis auslösen. Auch nephrotoxische Schäden können entstehen oder eine bereits bestehende Nierenfunktionseinschränkung verschlimmern.
Doxycyclin kann auch Candida-Besiedelungen der Haut oder Schleimhäute selektieren und Symptome wie Mund- und Rachenschleimhautentzündungen, akute Entzündungen der äußeren Geschlechtsorgane und der Scheide sowie Juckreiz in der Analgegend verursachen.
Im Folgenden sind weitere mögliche Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit aufgelistet.
Häufig:
- gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Sodbrennen, Magendruck, Erbrechen, Meteorismus, Fettstühle und leichter Durchfall.
Gelegentlich:
- Mund- und Rachenschleimhautentzündungen
- Heiserkeit
- Schluckbeschwerden
- schwarze Haarzunge
- phototoxische Reaktionen ähnlich starkem Sonnenbrand
- allergische Reaktionen => Exanthem, Erythem, Urtikaria, Hautjucken, Erythema exsudativum multiforme, reversible örtliche Schwellungen der Haut und Schleimhäute, Angioödeme, Asthma, anaphylaktischer Schock, fixes Arzneimittelexanthem an Genitalien und anderen Körperregionen
- Serumkrankheit-ähnliche Reaktionen mit Fieber, Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen
- irreversible Zahnverfärbung und Zahnschmelzschädigung sowie reversible Knochenwachstumsverzögerungen bei Kindern unter 8 Jahren
- Blutgerinnungsstörungen und Hämaturie.
Selten:
- intrakranielle Drucksteigerung (Pseudotumor cerebri) => reversibel; symptomatisch durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen gekennzeichnet
- Nagelablösung und Verfärbung
- Leukozytopenie
- Leukozytose
- Thrombozytopenie
- Anämie
- Lymphadenopathien
- atypische Lymphozyten
- toxische Granulationen der Granulozyten
- Nierenschädigungen wie interstitielle Nephritis, akutes Nierenversagen und Anurie
- schwere akute Überempfindlichkeitserscheinungen bis hin zu bedrohlichem Schock und Herzstillstand => Gesichtsödeme, Zungenschwellung, innere Kehlkopfschwellung mit Einengung der Luftwege, Herzjagen, Atemnot, Blutdruckabfall
- schwere Hauterscheinungen mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen wie z. B. Exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom
- Paraesthesien
- Tachykardien
- Myalgien
- Arthralgien
- Unruhe und Angstzustände
- Störung oder Verlust der Geruchs- und Geschmacksempfindung.
Sehr selten:
- pseudomembranöse Enterokolitis
- Krampfanfälle.
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit:
- vorübergehende Kurzsichtigkeit (Myopie)
- Krampfanfälle => vor allem bei intravenöser Gabe.
Wechselwirkungen
Wirkstoffe wie Doxycyclin haben eine Affinität zu Calcium, Magnesium, Aluminium und Eisen. Bei gleichzeitiger Gabe mit mineralischen Antazida und eisenhaltigen Präparaten können schwer lösliche Chelate entstehen. Dadurch wird die Bioverfügbarkeit von Doxycyclin und Eisen reduziert. Zwischen den jeweiligen Gaben sollten deshalb mindestens zwei bis drei Stunden liegen.
Aufgrund von gleichen Abbauwegen kann die Zieldosis von Doxycyclin unter Umständen auch bei gleichzeitiger Therapie mit Rifampicin, bestimmten Barbituraten und antikonvulsiv wirkenden Pharmaka wie Carbamazepin, Diphenylhydantoin und Primidon nicht erreicht werden. Im Gegenzug können bestimmte orale Antidiabetika, Antikoagulantionen vom Dicumarol-Typ und Ciclosporin A verstärkt werden.
Kombiniert mit einer Methoxyfluran-Narkose steigt das Risiko für Nierenversagen. Eine vorangegangene Behandlung von Akne mit Isotretinoin kann das Risiko von Pseudotumor cerebri erhöhen und sollte vermieden werden. Von einer Kombinationstherapie mit Betalaktam-Antibiotika sollte ebenfalls abgesehen werden, da es die antibakterielle Wirksamkeit verringern kann.
Da sich Doxycyclin auch auf die hormonelle Kontrazeption auswirken kann, sollten, falls keine andere Therapie möglich ist, zusätzlich nicht-hormonelle empfängnisverhütende Maßnahmen angewendet werden.
In einigen Fällen kann es auch zu verfälschten Laboruntersuchungen im Urin kommen.
Kontraindikation
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Tetracycline und schweren Funktionsstörungen der Leber ist Doxycyclin kontraindiziert. Kinder unter 8 Jahren (bzw. 10 Jahren, abhängig von der Zahnentwicklung), Schwangere und Stillende und Patienten mit Myasthenia gravis sollten ebenfalls nicht mit Doxycyclin behandelt werden.
Schwangerschaft
Doxycyclin kann den Schutz durch orale Kontrazeptiva verringern, ist plazentagängig und kann in die Muttermilch übergehen. Da besonders während der Schwangerschaft eine erhöhte Gefahr für Leberschäden durch den Wirkstoff besteht, sollte Doxycyclin während der Schwangerschaft nur nach besonders strenger Indikation angewendet werden.
Stillzeit
Gleiches gilt für die Stillzeit, Säuglinge und Kinder bis zum 8. Lebensjahr, da der Wirkstoff zu Schäden an Zähnen und Knochen führen kann.
Verkehrstüchtigkeit
Da während der Behandlung mit Doxycyclin Nebenwirkungen auftreten können, die das Reaktionsvermögen beeinflussen, können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflusst sein.
Anwendungshinweise
- Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden können abgemildert werden, wenn Doxycyclin nach oder mit einer Mahlzeit eingenommen wird.
- Wird Doxycyclin länger als 21 Tage verabreicht, sollten regelmäßige Blut-, Leber und Nierenuntersuchungen durchgeführt werden.
Alternativen
Alternativ können andere Tetracycline wie Minocyclin oder Tigecyclin eingesetzt werden.
Wirkstoff-Informationen
- Freissmuth M, Offermanns S, Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag, 2016.
- Aktories K, Förstermann U, Hofmann F, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 12. Auflage. München: Elsevier, 2017.
- STADApharm. Fachinformation Doxycyclin STADA 100 mg Filmtabletten [Internet]. Zuletzt aktualisiert: März 2017. [zitiert am 29.12.2018].
- Heumann. Fachinformation Doxycyclin Heumann 200 mg Tabletten [Internet]. Zuletzt aktualisiert: Februar 2002. [zitiert am 29.12.2018].
- U.S. National Library of Medicine – National Center for Biotechnology Information. Compound Summary for CID 54671203 – Doxycyclin [Internet]. Zuletzt aktualisiert: 22.12.2018. [zitiert am 29.12.2018].
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