Efgartigimod alfa
Efgartigimod alfa (Vyvgart) ist ein Fc-Rezeptorantagonist zur Behandlung von Myasthenia gravis, welches krankheitsverursachende Immunglobulin G (IgG)-Antikörper reduziert und den IgG-Recyclingprozess blockiert.
Efgartigimod alfa: Übersicht
Anwendung
Efgartigimod alfa (Vyvgart) ist ein neuartiger neonataler Fc-Rezeptorantagonist des niederländischen biopharmazeutischen Unternehmens Argenx, der zusätzlich zur Standardtherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis (gMG), die Anti-Acetylcholin-Rezeptor (AChR)-Antikörper positiv sind, angewendet wird.
Anwendungsart
Efgartigimod alfa wird über einen Zeitraum von einer Stunde als intravenöse Infusion appliziert.
Wirkmechanismus
Efgartigimod ist ein humanisiertes IgG1-Fc-Fragment, das an den neonatalen Fc-Rezeptor bindet und dessen Wechselwirkung mit IgG hemmt, wodurch das IgG-Recycling reduziert und der Abbau von IgG und pathologischen Autoantikörpern gesteigert wird, ohne andere Immunglobuline und Albuminspiegel zu verändern.
Pharmakokinetik
Verteilung
- Basierend auf der PK-Datenanalyse der Patientenpopulation beträgt das Verteilungsvolumen 13 l.
Biotransformation
- Efgartigimod alfa wird voraussichtlich durch proteolytische Enzyme in kleine Peptide und Aminosäuren abgebaut.
Elimination
- Die terminale Halbwertszeit beträgt 80 bis 120 Stunden (3 bis 5 Tage).
- Basierend auf der Analyse der PK-Daten aus der Patientenpopulation beträgt die Clearance 0,108 l/h.
- Die Molekülmasse von Efgartigimod alfa beträgt ungefähr 54 kDa, was im Grenzbereich der renalen Filtration von Molekülen liegt.
Linearität/Nicht-Linearität
- Das pharmakokinetische Profil von Efgartigimod alfa ist linear, dosis- oder zeitunabhängig, mit vernachlässigbarer Akkumulation.
- Das auf den beobachteten Spitzenkonzentrationen basierende geometrische mittlere Akkumulationsverhältnis betrug 1,12.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg/kg Vyvgart als einstündige intravenöse Infusion einmal wöchentlich über 4 Wochen (1 Zyklus). Weitere Behandlungszyklen sind der klinischen Beurteilung entsprechend durchzuführen. Die Häufigkeit der Behandlungszyklen kann je nach Patient variieren.
Nebenwirkungen
Intravenöses Efgartigimod wurde während der ADAPT-Studie von Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei ≥ 10% der Probanden, die Efgartigimod erhielten (n = 84) und mit einer höheren Inzidenz als unter Placebo (n=83) auftraten, waren:
- Kopfschmerzen (29% vs. 28%)
- Infektionen der oberen Atemwege (11% vs 5%)
- Harnwegsinfektionen (10% vs. 5%)
Die meisten gemeldeten Infektionen waren leicht bis mittelschwer. Schwerwiegende Nebenwirkungen und Behandlungsabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen traten bei 5% bzw. 4% der Efgartigimod-Empfänger gegenüber 8% bzw. 4% der Placebo-Empfänger auf.
Es gab keine klinisch relevanten Veränderungen von Laborparametern (einschließlich Albuminspiegel, die auch vom neonatalen Fc-Rezeptor über eine bestimmte Bindungsstelle recycelt werden).
Wechselwirkungen
- Efgartigimod alfa kann die Konzentrationen von Substanzen verringern, die an den humanen neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn) binden, d. h. von Immunglobulin-Arzneimitteln, monoklonalen Antikörpern oder Antikörper-Derivaten, welche die humane Fc-Domäne der IgG-Subklasse enthalten.
- Aus diesem Grund wird empfohlen, den Beginn der Behandlung mit diesen Arzneimitteln gegebenenfalls bis auf 2 Wochen nach der letzten Dosis eines Behandlungszyklus von Vyvgart zu verschieben.
- Plasmaaustausch, Immunadsorption und Plasmapherese können die Konzentration von Efgartigimod alfa im Blut verringern.
- Impfstoffe sollen mindestens 4 Wochen vor Beginn eines Behandlungszyklus und frühestens 2 Wochen nach der letzten Infusion eines Behandlungszyklus gegeben werden.
- Eine Impfung mit lebenden oder lebend-attenuierten Impfstoffen soll nicht erfolgen.
Kontraindikationen
Efgartigimod darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft
Es liegen keine Daten zur Anwendung von Efgartigimod alfa bei Schwangeren vor. Es ist bekannt, dass Antikörper, einschließlich therapeutischer monoklonaler Antikörper, aktiv durch die
Plazenta transportiert werden (nach 30 Schwangerschaftswochen), indem sie an den FcRn binden.
Es ist davon auszugehen, dass Efgartigimod alfa von der Mutter auf den sich entwickelnden Fötus übertragen wird und dass Efgartigimod alfa die mütterlichen Antikörperspiegel senkt und außerdem die Übertragung mütterlicher Antikörper auf den Fötus hemmt, weshalb eine Reduktion des passiven Schutzes des Neugeborenen zu erwarten ist.
Daher sind Risiken und Nutzen der Gabe von lebenden/lebend-attenuierten Impfstoffen an Säuglinge, die Efgartigimod alfa in utero ausgesetzt waren, abzuwägen.
Eine Anwendung innerhalb der Schwangerschaft sollte nur in Erwägung gezogen werden, wenn der klinische Nutzen die Risiken überwiegt.
Stillzeit
Es liegen keine Informationen über das Vorhandensein von Efgartigimod alfa in der Muttermilch, über Auswirkungen auf das gestillte Kind oder über Auswirkungen auf die Milchproduktion vor. Es wurden keine tierexperimentellen Studien zum Übergang von Efgartigimod alfa in die Milch durchgeführt, weshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass Efgartigimod alfa in die Muttermilch übergeht.
Die Anwendung von Efgartigimod alfa sollte in der Stillzeit nur dann erfolgen, wenn der klinische Nutzen die Risiken überwiegt.
Verkehrstüchtigkeit
Efgartigimod alfa hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
- Heo, Young-A. "Efgartigimod: first approval." Drugs (2022): 1-8.
- Fachinformation Vyvgart