Eptacog beta (aktiviert)
Eptacog beta ist ein rekombinanter Gerinnungsfaktor VIIa für die Behandlung und zur Vorbeugung von Blutungen bei Hämophilie A oder B, bei Patienten, die Inhibitoren gegen Faktor VIII oder Faktor IX entwickelt haben.
Eptacog beta: Übersicht
Anwendung
Eptacog beta (Cevenfacta) des französischen Biotechnologieunternehmens LFB ist ein Blutgerinnungsfaktor, der mit dem physiologisch vorkommenden Gerinnungsfaktor VII fast identisch ist und wie dieser wirkt.
Das Präparat ist bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren) indiziert zur Behandlung von Blutungsepisoden und zur Prävention von Blutungen bei Operationen oder invasiven bei:
- Patienten mit angeborener Hämophilie mit hochtitrigen Inhibitoren gegen die Gerinnungsfaktoren VIII oder IX (≥ 5 Bethesda-Einheiten [BE])
- Patienten mit angeborener Hämophilie mit niedrig-titrigen Inhibitoren (BE < 5), bei denen mit einem hohen anamnestischen Inhibitor-Anstieg oder mit einer refraktären Reaktion auf hohe Dosen von FVIII oder FIX zu rechnen ist.
Anwendungsart
Eptacog beta wird als Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung erhältlich sein. Das Arzneimittel kann innerhalb von 2 Minuten oder weniger als intravenöse Infusion appliziert werden. Nach Rekonstitution muss die Injektionslösung innerhalb von 4 Stunden verabreicht werden.
Wirkmechanismus
Eptacog beta aktiviert, wie Gerinnungsfaktor VII, Faktor X, der den Gerinnungsprozess in Gang setzt und so für die Kontrolle der Blutung sorgt. Da Faktor VII unabhängig von den Faktoren VIII und IX direkt auf Faktor X wirkt, kann Cevenfacta zur Wiederherstellung der Hämostase in Abwesenheit oder in Gegenwart von Inhibitoren verwendet werden.
Eptacog beta zeigte in präklinischen Studien im Vergleich zu Eptacog alfa eine verstärkte Bindung an den endothelialen Protein-C-Rezeptor (EPCR). Diese verstärkte EPCR-Bindung kann zur hämostatischen Aktivität beitragen, da Studien darauf hindeuten, dass rFVIIa-EPCR-Wechselwirkungen die Hämostase fördern, indem sie den Antikoagulationsweg des aktivierten Proteins C (APC) herunterregulieren, den Barriereschutz fördern und rFVIIa in extravaskuläres Gewebe transportieren, was die Bioverfügbarkeit verlängert.

Pharmakokinetik
- Kurz nach der Injektion kommt es zu einem Anstieg der Plasmaspiegel.
- Innerhalb von etwa 8 bis12 Stunden nach Verabreichung folgt ein biexponentieller Abfall der maximalen Konzentration bis auf den Ausgangswert.
- Die Nicht-Kompartiment-Analyse zeigte eine annähernde Dosisproportionalität zwischen 75 μg/kg und 225 μg/kg Eptacog beta, wobei der geometrische Mittelwert für AUC0–∞ und Cmax bei einer 3,0-fachen Dosiserhöhung um das 3,5- bzw. 3,4-fache anstieg.
-
Mit zunehmendem Körpergewicht (insbesondere für adipöse Patienten relevant) wurde mit beiden verfügbaren Dosen eine höhere Exposition beobachtet.
wurde.
Dosierung
Die Dosis und Dauer der Behandlung sind abhängig von Ort und Schweregrad der Blutung oder der Art der Operation/des Eingriffs, der Notwendigkeit einer dringenden Hämostase, der Häufigkeit der Verabreichung und von der bekannten Ansprechempfindlichkeit des Patienten auf FVIIa-haltige Bypassing-Präparate bei früheren Blutungsereignissen.
Dosierung bei der Behandlung von Blutungsepisoden
Art der Blutung |
Empfohlenes Dosierungsschema |
Dauer der Anwendung |
Leicht und mittelschwerGelenk, oberflächliche Muskulatur, Weichteilgewebe und Schleimhäute |
75 μg/kg wiederholt alle 3 Stunden, bis eine Hämostase erreicht wird. oder Initiale Dosis von 225 μg/kg. Falls eine Hämostase nicht innerhalb von 9 Stunden erreicht wird, können zusätzliche Dosen zu je 75 μg/kg alle 3 Stunden nach Bedarf verabreicht werden, um eine Hämostase zu erreichen. Die folgenden Faktoren sollten berücksichtigt werden, wenn die initiale Dosis dieses Arzneimittels festgelegt wird:
|
Therapie fortsetzen, um die Heilung zu unterstützen und rezidivierende Blutungen nach der Hämostase zu verhindern, um den hämostatischen Blutpfropfen zu erhalten. Art und Schweregrad der Blutung sollten die Behandlungsdauer bestimmen. |
Schwer
Lebens- oder Extremitäten- bedrohende Blutungen, Musculus iliopsoas und tiefe |
Anfänglich 225 μg/kg, bei Bedarf 6 Stunden später gefolgt von 75 μg/ kg alle 2 Stunden, bis eine Hämostase erreicht wird. Nachfolgende Dosierung: Nach Erreichung einer Hämostase sollte die Dosierung auf der Basis der klinischen Beurteilung und der Art der Blutung unter Berücksichtigung relevanter Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen festgelegt werden |
Therapie fortsetzen, um die Heilung zu unterstützen und rezidivierende Blutungen zu verhindern. Die Therapiedauer sollte von Ort und Schweregrad der Blutung und von der Anwendung anderer gerinnungsfördernder Therapien bestimmt werden |
Dosierung beim perioperativen Management von Blutungen
Art des chirurgischen Eingriffs |
Empfohlenes Dosierungsschema |
Dauer der Anwendung |
Klein Einschließlich unkomplizierte Zahnextraktionen, Legen von peripher eingeführten zentralen Kathetern, Portkathetern usw. |
Initiale Dosis: 75 μg/kg unmittelbar vor der Operation oder Beginn des invasiven Eingriffs; dann Nachfolgende Dosen: 75 μg/kg wiederholt alle 2 Stunden für die ersten 48 Stunden nach der initialen Dosis |
Bei den meisten kleinen Eingriffen sollte eine Behandlung für 48 Stunden erfolgen, um eine Hämostase zu erreichen. Nach Ermessen des Arztes kann dieses Arzneimittel weniger häufig als alle 2 Stunden und/oder über einen kürzeren Zeitraum als 48 Stunden verabreicht werden. |
Groß |
Präoperative und operative Dosen: 200 μg/kg unmittelbar vor der Operation, gefolgt von 75 μg/kg alle 2 Stunden für die Dauer der Operation Die folgenden postoperativen Dosen können verabreicht werden:
Dosis und Dosierungsintervalle können vom Arzt auf der Basis der klinischen Beurteilung und der bekannten Ansprechempfindlichkeit des Patienten auf FVIIa-haltige Bypassing-Präparate bei früheren Blutungsereignissen angepasst werden. Nach der Operation wird Cevenfacta (75 μg/kg) zudem vor der Entfernung von Drainagen oder Fäden oder vor der Physiotherapie empfohlen |
Dieses Arzneimittel sollte mindestens für 5 postoperative Tage (120 Stunden) und mindestens so lange verabreicht werden, wie es für die Erreichung einer Hämostase und die Unterstützung der Wundheilung erforderlich ist. |
Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen von Eptacog beta sind:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Beschwerden an der Infusionsstelle
- Hämatome
- erhöhte Körpertemperatur
- infusionsbedingte Reaktionen
Wechselwirkungen
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen mit diesem Arzneimittel durchgeführt. Die klinischen Erfahrungen mit der pharmakologischen Anwendung anderer FVIIa- haltiger Produkte weisen bei der gleichzeitigen Anwendung von aktivierten Prothrombin-komplex-Konzentraten auf ein erhöhtes Risiko für thrombotische Ereignisse hin. Basierend auf einer präklinischen Studie mit Eptacog alfa wird auch die Kombination von rFVIIa und rFXIII nicht empfohlen. Es liegen keine klinischen Daten zur Wechselwirkung zwischen rFVIIa und rFXIII vor.
Kontraindikationen
Eptacog beta darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, einen der genannten sonstigen Bestandteile oder Kaninchenproteine.
Schwangerschaft
Da bisher keine Erfahrungen zur Anwendung von Eptacog beta in der Schwangerschaft vorliegen, soll aus Vorsichtsgründen eine Behandlung von Schwangeren mit Eptacog beta vermieden werden.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Eptacog beta in die Muttermilch übergeht. Es wurden keine Studien zur Beurteilung der Auswirkungen von Eptacog beta auf die Milchproduktion oder sein Vorhandensein
in der Muttermilch durchgeführt.
Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Eptacog beta verzichtet werden soll bzw. die Behandlung mit Eptacog beta zu unterbrechen ist. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.
Verkehrstüchtigkeit
Eptacog beta kann ein Schwindelgefühl herorrufen, weshalb das Präparat Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen nehmen kann.
Anwendungshinweise
Bei leichten bis mittelschweren Blutungsepisoden sollten Patienten eine Heimselbstbehandlung nicht länger als 24 Stunden vornehmen. Erst nach Abstimmung mit einem Hämophilie-Behandlungszentrum kann eine fortgesetzte Heimselbstbehandlung in Betracht gezogen werden.
Falls es im häuslichen Bereich zu Anzeichen oder Symptomen einer schweren Blutung kommt, sollten sich die Patienten umgehend medizinisch betreuen lassen. Zuhause kann in der Zwischenzeit eine initiale Dosis verabreicht werden, um eine Verzögerung der Behandlung zu vermeiden.
Alternativen
Die Entwicklung von inhibitorischen Alloantikörpern gegen FVIII oder FIX ist eine der schwierigsten Komplikationen der Substitutionstherapie. Diese Inhibitoren finden sich bei etwa 30% der Patienten mit schwerer Hämophilie A und bei 10% der Patienten mit schwerer Hämophilie B.
Die Gabe von Ersatzfaktoren bleibt in diesem Fall wirkungslos. Stattdessen wird versucht durch die Gabe von sog. Bypass-Medikamenten, wie aktiviertes Prothrombinkomplexkonzentrat (FEIBA) oder die rekombinanten Produkte des aktivierten menschlichen Faktors VII Eptacog alfa (NovoSeven) und Eptacog beta (Cevenfacta) die Blutung zu kontrollieren.
- Fachinformation Cevenfacta
- Escobar, Miguel, et al. "The safety of activated eptacog beta in the management of bleeding episodes and perioperative haemostasis in adult and paediatric haemophilia patients with inhibitors." Haemophilia 27.6 (2021): 921-931.
- Ciolek, Alana M., et al. "Eptacog Beta for Bleeding Treatment and Prevention in Congenital Hemophilia A and B With Inhibitors: A Review of Clinical Data and Implications for Clinical Practice." Annals of Pharmacotherapy 56.7 (2022): 831-838.
- Escobar, Miguel, et al. "PERSEPT 3: A phase 3 clinical trial to evaluate the haemostatic efficacy of eptacog beta (recombinant human FVIIa) in perioperative care in subjects with haemophilia A or B with inhibitors." Haemophilia 27.6 (2021): 911-920.
Abbildung
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CEVENFACTA 1 mg (45 KIE), Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
LFB Biomedicaments S.A.
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CEVENFACTA 2 mg (90 KIE), Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
LFB Biomedicaments S.A.
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CEVENFACTA 5 mg (225 KIE), Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
LFB Biomedicaments S.A.