Eszopiclon

Eszopiclon ist das pharmakologisch aktive Enantiomer von Zopiclon, das als GABAA-Agonist schlafanstoßend wirkt und zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen ist. Für das Sedativum wird eine geringere Dosis benötigt als für das Razemat Zopiclon, da es sich um die gereinigte Form der beiden Enantiomere handelt.

Eszopiclon

Anwendung

Für das Sedativum Eszopiclon (Lunivia) wird eine geringere Dosis benötigt als für das Razemat Zopiclon, da es sich um die gereinigte Form der beiden Enantiomere handelt. Lunivia ist in den Wirkstärken 1 mg, 2 mg oder 3 mg verfügbar, während Zopiclon in den Stärken 3,75 mg und 7,5 mg auf dem Markt ist.

Eszopiclon ist angezeigt zur Behandlung von Schlafstörungen bei Erwachsenen, üblicherweise als Kurzzeitbehandlung.

Benzodiazepine oder Benzodiazepin-ähnliche Arzneimittel sind nur dann indiziert, wenn die Erkrankung schwerwiegend ist und/ oder den Patienten stark beeinträchtigt oder extrem belastet.

Anwendungsart

Eszopiclon ist für die orale Einnehme bestimmt und soll als Einmalgabe unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Die Filmtabletten sollten vor der Einnahme nicht zerstoßen oder gebrochen werden, da der Wirkstoff einen bitteren Geschmack hat. Die Behandlungsdauer soll so kurz wie für eine effektive Behandlung nötig sein und, einschließlich der schrittweisen Absetzphase, eine Dauer von 4 Wochen nicht überschreiten.

In speziellen Fällen, z. B. bei Patienten mit chronischen Schlafstörungen, kann es notwendig sein, den Behandlungszeitraum auf höchstens 6 Monate auszudehnen. Dies erfordert regelmäßige Kontrollen und Beurteilungen des Zustandes des Patienten, da mit zunehmender Behandlungsdauer das Risiko für Missbrauch und Abhängigkeit steigt.

Wirkmechanismus

Eszopiclon gehört zur Wirkstoffgruppe der Z-Drugs also der Nicht-Benzodiazepin-Hypnotika. Der Wirkstoff ist das pharmakologisch aktive Enantiomer (Eutomer) von Zopiclon und gehört zur Cyclopyrrolon-Familie. Die Selektivität von Cyclopyrrolonen bietet im Vergleich zu Benzodiazepinen Vorteile, da erstere die hypnotische Wirkung aufrechterhalten, ohne signifikante anxiolytische und / oder muskelrelaxierende Wirkungen hervorzurufen.

Der genaue Wirkmechanismus der hypnotischen Wirkung von Eszopiclon ist unbekannt, man geht jedoch davon aus, dass die Wirkung auf der Interaktion mit dem GABAA-Rezeptor-Komplexes der die Untereinheiten alpha-1, alpha-2, alpha-3 und alpha-5 enthält, beruht. Durch die Bindung wird die Chloridleitfähigkeit erhöht, was zu einer neuronalen Hyperpolarisation führt und dadurch die neuronale Transmission inhibiert wird.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Nach oraler Gabe wird Eszopiclon schnell resorbiert.
  • Maximale Plasmaspiegel werden innerhalb einer Stunde nach der Einnahme erreicht.

Verteilung

  • Die Plasmaproteinbindung von Eszopiclon ist schwach (52% bis 59%).
  • Das Risiko von Arzneimittel-Wechselwirkungen aufgrund der geringen Plasmaeiweißbindung ist deshalb wenig wahrscheinlich.
  • Das Blut-Plasma-Verhältnis von Eszopiclon ist kleiner 1, was darauf hindeutet, dass keine selektive Aufnahme durch die roten Blutkörperchen erfolgt.

Biotransformation

  • Nach oraler Anwendung wird Eszopiclon extensiv über Oxidation und Demethylierung metabolisiert.
  • Die primären Plasmametaboliten sind (S)-Zopiclon-N-Oxid und (S)-N-Desmethylzopiclon.
  • In-vitro-Studien haben gezeigt, dass die Enzyme CYP3A4 und CYP2E1 am Metabolismus von Eszopiclon beteiligt sind.
  • Ergebnisse aus in-vitro-Studien mit humanen Hepatozyten und Eszopiclon zeigten keine Hemmung der Enzyme CYP1A2, 2A6, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 und 3A4.
  • Beim Menschen führte die gleichzeitige Anwendung von Ketoconazol zu einer erhöhten Eszopiclon-Exposition. Man geht davon aus, dass potente CYP3A4-Induktoren die systemische Eszopiclon-Exposition reduzieren.

Elimination

  • Nach oraler Gabe wird Eszopiclon mit einer mittleren Halbwertszeit von ca. 6 Stunden eliminiert.
  • Bis zu 75% einer oralen Dosis von racemischem Zopiclon werden vorwiegend als Metaboliten renal eliminiert.
  • Ein ähnliches Ausscheidungsverhalten wird für Eszopiclon angenommen.
  • Weniger als 10% der oral angewendeten Dosis werden als unverändertes Eszopiclon über den Harn ausgeschieden.

Dosierung

Die empfohlene Anfangsdosis von Eszopiclon beträgt 1 mg. Sofern klinisch angezeigt, kann die Dosis auf 2 mg oder 3 mg (Maximaldosis) erhöht werden. Es sollte die für den Patienten niedrigste wirksame Dosis verabreicht werden. In derselben Nacht soll keine erneute Einnahme erfolgen.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten unter Eszopiclon berichteten Nebenwirkung sind:

  • Dysgeusie
  • Kopfschmerzen
  • Somnolenz
  • trockener Mund
  • Benommenheit
  • Übelkeit

Nach Beendigung der Eszopiclon-Behandlung kann es zur sog. Rebound-Insomnie kommen, die durch eine verlängerte Einschlafzeit über ein oder zwei Nächte gekennzeichnet ist, jedoch von selbst wieder zurückgeht. Es ist wichtig, dass Patienten über mögliche Rebound-Phänomene informiert sind, um die Angst vor den Symptomen, die bei Absetzen der Behandlung auftreten können, zu minimieren.

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von Eszopiclon sind Wechselwirkungen mit folgenden Verbindungen zu beachten:

  • Alkohol: Die sedierende Wirkung von Eszopiclon kann verstärkt werden.
  • Andere zentral dämpfende Arzneimittel (z. B. Antipsychotika, Anxiolytika, Muskelrelaxanzien, Antiepileptika und sedierende Antihistaminika): Verstärkung der zentraldämpfenden Wirkung möglich.
  • Potente CYP3A4-Inhibitoren: erhöhte Gesamt-AUC von Eszopiclon und somit Verstärkung der hypnotischen Wirkung von Eszopiclon. Bei älteren Patienten, die gleichzeitig potente CYP3A4-Hemmer erhalten, ist Eszopiclon kontraindiziert.
  • Potente CYP3A4-Induktoren: Exposition von Eszopiclon wid stark reduziert.
  • Narkoanalgetika: Verstärkung der euphorisierenden Wirkung und damit beschleunigte Abhängigkeitsentwicklung möglich.
  • Opioide: Risiko für Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod wird erhöht.

Kontraindikationen

Eszopiclondarf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Zopiclon oder einen der genannten sonstigen Bestandteile
  • Myasthenia gravis
  • schwerer respiratorischer Insuffizienz
  • schwerem Schlafapnoe-Syndrom
  • schwerer Leberinsuffizienz
  • älteren Patienten die gleichzeitig potente CYP3A4-Inhibitoren einnehmen
  • Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren

Schwangerschaft

Bisher liegen keine, oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Eszopiclon in der Schwangerschaft vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Das  potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Die Anwendung während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Wenn racemisches Zopiclon in einer späteren Phase der Schwangerschaft angewendet wird, ist mit Entzugssymptomen beim Neugeborenen zu rechnen. Während des letzten Trimenons besteht das Risiko unerwünschter pharmakologischer Auswirkungen auf den Fötus und/oder das Neugeborene wie Muskelhypotonie, Atemdepression und Hypothermie.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Eszopiclon oder sein (S)-N-Desmethylzopiclon-Metabolit in die  Muttermilch übergeht. Humane und Tierstudien mit racemischem Zopiclon zeigten einen Übergang in die  Muttermilch. Da ein Risiko für den gestillten Säugling nicht ausgeschlossen werden kann, soll Eszopiclon während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Verkehrstüchtigkeit

Die Einnahme von Eszopiclon führt für mehrere Stunden nach der Einnahme zu Problemen in Bezug auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, da folgende Wirkungen möglich sind:

  • Sedierung
  • Amnesie
  • verschwommenes Sehen
  • eingeschränkte Konzentration
  • eingeschränkte Muskelfunktion

Bei ungenügender Schlafdauer kann die Wahrscheinlichkeit für eingeschränkte Aufmerksamkeit erhöht sein. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, bei Auftreten jeglicher der genannten Symptome am Folgetag der Behandlung mit Eszopiclon keine Fahrzeuge zu führen und keine Maschinen zu bedienen. Es wird empfohlen einen Abstand von 12 Stunden zwischen der Einnahme von Eszopiclon und dem Führen von Fahrzeugen, dem Bedienen von Maschinen oder dem Arbeiten in Höhen einzuhalten. Bei alleiniger Anwendung von Eszopiclon in therapeutischen Dosen war die Verkehrstüchtigkeit eingeschränkt und es traten Verhaltensweisen wie schlafwandelndes Führen eines Fahrzeugs („Schlaf-Fahren“) auf.

Alternativen

Neben Eszopiclon sind in Deutschland noch weitere Z-Drugs erhältlich; Zu ihnen zählen: Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
388.81 g·mol-1
Autor:
Stand:
17.05.2021
Quelle:
  1. EMA: Fragen und Antworten zur Rücknahme des Antrags auf Genehmigung für das Inverkehrbringen von Lunivia Eszopiclon
  2. Fachinformation Lunivia
  3. L.R. Pinto, L.R. Bittencourt, E.C. Treptow, L.R. Braga, S. Tufik, Eszopiclone versus zopiclone in the treatment of insomnia, Clinics (Sao Paulo) 71 (2016) 5–9.
  4. B.D. Brielmaier, Eszopiclone (Lunesta): a new nonbenzodiazepine hypnotic agent, Proc. (Bayl Univ. Med. Cent) 19 (2006) 54–59.



 

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