Fludarabin

Fludarabin ist ein fluoriertes Nukleotid-Analogon aus der Gruppe der Zytostatika, das zur Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) angewendet wird. Fludarabin hat eine starke immunsuppressive Aktivität und wurde in einigen Fällen mit einer Reaktivierung von Hepatitis B in Verbindung gebracht.

Fludarabin

Anwendung

Fludarabin ist indiziert zur Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) vom B-Zell-Typ bei erwachsenen Patienten mit ausreichender Knochenmarkreserve. Die First-Line-Therapie mit sollte nur bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung begonnen werden, d. h. im Rai-Stadium III/IV (Binet-Stadium C) oder im Rai-Stadium I/II (Binet-Stadium A/B), einhergehend mit krankheitsbedingten Symptomen oder dem Nachweis der fortschreitenden Erkrankung.

Off-label wird Fludarabin auch bei Haarzell-Leukämie, Mycosis fungoides, Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphomen sowie in immunsuppressiven Therapien für nichtmyeloablative hämatopoetische Zelltransplantationen (HCT) eingesetzt.

Wirkmechanismus

Fludarabin wird intrazellulär in das aktive Triphosphat umgewandelt, das mit Adenintriphosphat um die Bindung durch die DNA-Polymerase konkurriert, was zu einer Hemmung der DNA-Synthese führt.

Fludarabin

Dosierung

Die typische Erwachsenendosis bei der Behandlung von CLL beträgt 25 mg/m2 Fludarabin intravenös oder 40 mg/m2 oral an 5 aufeinander folgenden Tagen in Abständen von 28 Tagen.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen von Fludarabin sind:

  • Knochenmarksuppression
  • Leukopenie
  • Infektionen
  • Fieber
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Anorexie
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Hautausschlag

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Fludarabin zu beachten:

  • Pentostatin: Toxische Wirkungen auf die Lunge mit letalem Ausgang möglich
  • Dipyridamol und andere Inhibitoren der Adenosinaufnahme: Therapeutische Wirksamkeit von Fludarabin kann reduziert werden
  • Cytarabin: Anstieg der intrazellulären Spitzenkonzentrationen sowie der intrazellulären Exposition gegenüber Ara-CTP (aktiver Metabolit von Cytarabin) in leukämischen Zellen möglich

Kontraindikationen

Fludarabin besitzt folgende Gegenanzeigen:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Nierenfunktionsbeeinträchtigung mit einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min
  • Dekompensierte hämolytische Anämie
  • Stillzeit

Schwangerschaft

Fludarabin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich (z. B. lebensbedrohliche Situationen, keine sicherere Behandlungsalternative), da Fludarabin schädigende Effekte auf den Fötus haben kann.

Stillzeit

Präklinische Daten deuten darauf hin, dass Fludarabinphosphat und/oder dessen Metaboliten in die Muttermilch übertreten. Aufgrund der Möglichkeit schwerwiegender Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen ist Fludarabin bei stillenden Müttern kontraindiziert.

Verkehrstüchtigkeit

Fludarabin kann die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen vermindern, da unter der Behandlung Ermüdung, Schwäche, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Agitiertheit und Sehstörungen auftreten können.

Alternativen

Weitere Purin-Analoga sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
285.23 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Fludara
  4. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Abbildung

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