Flutamid
Flutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen, das zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom eingesetzt wird.
Flutamid: Übersicht

Anwendung
Flutamid besitzt folgende Indikationsgebiete:
- fortgeschrittenes Prostatakarzinom, wenn eine Suppression der Testosteronwirkungen indiziert ist
- Initialtherapie in Kombination mit einem LH-RH-Analogon oder in Verbindung mit Orchiektomie (komplette Androgenblockade) sowie bei Patienten, die bereits mit einem LH-RH-Analogon behandelt werden bzw. bei denen bereits eine chirurgische Ablatio testis erfolgt ist.
- Zur Behandlung von Patienten, die auf andere endokrine Therapieformen nicht ansprachen oder für die eine andere endokrine Therapie nicht verträglich, aber notwendigerweise indiziert ist.
Darüber hinaus wird Flutamid zur Therapie der Hyperandrogenämie beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) angewendet. Hierfür ist der Wirkstoff in Deutschland allerdings nicht zugelassen.
Anwendungsart
Flutamid ist in Form von Tabletten zur oralen Anwendung verfügbar.
Wirkmechanismus
Flutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen, das die Wirkung sowohl von endogenem als auch von exogenem Testosteron blockiert, indem es an den Androgenrezeptor bindet. Zusätzlich ist Flutamid ein potenter Inhibitor der durch Testosteron stimulierten DNA-Synthese der Prostata. Darüber hinaus ist Flutamid in der Lage, die Aufnahme von Androgen in den Prostatakern zu hemmen.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 3-mal täglich 250 mg Flutamid (entsprechend 750 mg Flutamid pro Tag).
Nebenwirkungen
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen in klinischen Studien bei der Kombinationstherapie von Flutamid mit LH-RH-Agonisten waren Hitzewallungen, verminderte Libido, Impotenz, Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen.
Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Flutamid zu beachten:
- QT-Intervall verlängernde Arzneimittel: Da eine Androgendeprivationstherapie das QT-Intervall verlängern kann, ist die gleichzeitige Anwendung mit QT-Intervall verlängernden Arzneimitteln oder Arzneimitteln, die Torsade de pointes hervorrufen können wie Antiarrhythmika der Klasse IA (z.B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III (z.B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid), Methadon, Moxifloxacin, Neuroleptika usw. sorgfältig abzuwägen.
- Orale Antikoagulanzien: Bei Patienten, die nach Beginn einer Therapie mit Flutamid eine orale Antikoagulanzientherapie erhielten, wurde eine Verlängerung der Prothrombinzeit beobachtet, weshalb eine engmaschige Kontrolle der Prothrombinzeit und gegebenenfalls eine Dosisanpassung des Antikoagulans empfohlen wird.
- Theophyllin: Es wurden Fälle von erhöhten Theophyllin-Plasmakonzentrationen berichtet. Theophyllin wird primär durch das Enzym CYP1A2 verstoffwechselt, welches hauptsächlich für die Umwandlung von Flutamid in den aktiven Metaboliten 2-Hydroxyflutamid verantwortlich ist.
- Hepatotoxischer Arzneimittel: Die gleichzeitige Anwendung anderer potenziell hepatotoxischer Arzneimittel sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
- Alkohol: Wegen der bekannten potenziellen Hepato- und Nephrotoxizität des Arzneimittels sollte übermäßiger Alkoholkonsum vermieden werden.
Kontraindikationen
Flutamid darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff nicht angewendet werden.
Schwangerschaft
Flutamid ist nur für den Gebrauch bei männlichen Patienten vorgesehen. Eine Anwendung bei schwangeren Frauen kann zu fetalen Schädigungen führen.
Stillzeit
Flutamid ist nur für den Gebrauch bei männlichen Patienten vorgesehen. Ein Übergang in die Muttermilch kann nicht ausgeschlossen werden.
Verkehrstüchtigkeit
Da Flutamid zu Schwindel und Verwirrtheit führen kann, ist es möglich dass die Fähigkeit zum Autofahren und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden könnte.
Wirkstoff-Informationen
- Fachindormation Flutamid AL
- Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart