Fluvastatin
Der Wirkstoff Fluvastatin wird zur Behandlung erhöhter Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie) angewendet. Medikamente mit dem Wirkstoff haben außerdem präventive Effekte für bestimmte Herzkrankheiten. Der Arzneistoff gehört zur Gruppe der Statine, die sogenannten HMG-Co-A-Reduktase-Inhibitoren.
Fluvastatin: Übersicht

Anwendung
Der Arzneistoff Fluvastatin hat folgende Indikationen:
- Dyslipidämie
- Sekundärprävention bei koronarer Herzkrankheit
Anwendungsform
Der Wirkstoff ist in Form von Filmtabletten, Hartkapseln und Retardtabletten auf dem deutschen Markt verfügbar.
Wirkmechanismus
Fluvastatin ist ein kompetitiver Inhibitor der HMG-CoA-Reduktase, die für die Umwandlung von HMG-CoA in Mevalonsäure, ein Vorläufer des Cholesterins, verantwortlich ist. Fluvastatin wirkt hauptsächlich in der Leber und liegt als Racemat von zwei Erythro-Enantiomeren vor, von denen eines für die pharmakologische Wirkung verantwortlich ist. Die Hemmung der Cholesterinbiosynthese vermindert den Cholesteringehalt in den Leberzellen, wodurch die Synthese von LDL-Rezeptoren stimuliert und damit die Aufnahme von Cholesterin gesteigert wird, so dass die Cholesterinkonzentration im Plasma gesenkt wird. Die Therapie mit Fluvastatin führt zu einer Verminderung der Gesamt-C-, LDL-C-, Apo- B- und der Triglyceridspiegel sowie einer Anhebung der HDL-C-Spiegel.
Pharmakokinetik
- Mehr als 98% des Wirkstoffes sind an Plasmaeiweiße gebunden
- Für die Biotransformation von Fluvastatin stehen mehrere alternative Stoffwechselwege über Cytochrom-P450-Isoenzyme zur Verfügung, weshalb der Metabolismus von Fluvastatin relativ unempfindlich gegenüber einer CYP450-Hemmung ist
- Fluvastatin hemmt nur die Metabolisierung von Substanzen, die über CYP2C9 metabolisiert werden
- Nach oraler Gabe von 40 mg Fluvastatin beträgt die terminale Halbwertszeit 2,3 ± 0,9 Stunden
Dosierung
Der empfohlene Dosisbereich von Fluvastatin reicht bei der Behandlung einer Dyslipidämie von 20 bis 80 mg täglich und richtet sich nach dem individuellen Ausgangswert für LDL-Cholesterin (LDL-C) und dem angestrebten Behandlungsziel.
Bei der Sekundärprävention bei koronarer Herzkrankheit beträgt die empfohlene Dosis nach einer perkutanen Koronarintervention 80 mg pro Tag.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen sind milde gastrointestinale Symptome, Insomnie und Kopfschmerzen. Die vollständigen Angaben zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen können der Fachinformation entnommen werden.
Wechselwirkungen
- Bezafibrat, Gemfibrozil, Niacin (Nikotinsäure): erhöhtes Risiko für Myopathie und/oder Rhabdomyolyse
- Colchicin: Myotoxizität, einschließlich Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Rhabdomyolyse
- Fusidinsäure: Risiko einer Myopathie einschließlich Rhabdomyolyse. Wenn eine systemische Therapie mit Fusidinsäure erforderlich ist, sollte während dieser Dauer die Fluvastatinbehandlung unterbrochen werden
- Ciclosporin: Erhöhung der Fluvastatinspiegel möglich
- Warfarin und andere Cumarin-Derivate: Zunahme der Prothrombinzeit möglich
- Rifampicin: Abnahme der Bioverfügbarkeit von Fluvastatin um etwa 50% möglich
- Orale Antidiabetika (Glibenclamid, Tolbutamid): die zusätzliche Gabe von Fluvastatin führt nicht zu klinisch relevanten Veränderungen der Blutzuckerkontrolle; Eine Überwachung wird dennoch in angemessener Form angeraten
- Ionenaustauscherharze: Fluvastatin sollte frühestens 4 Stunden nach der Einnahme eines Resins (z.B. Colestyramin) verabreicht werden
- Fluconazol (CYP2C9-lnhibitor): Zunahme der Exposition und der Plasmaspitzenkonzentration von Fluvastatin um ca. 84% bzw. 44%
- Grapefruitsaft: da Fluvastatin nicht mit anderen CYP3A4-Substraten in Wechselwirkung tritt, dürfte es zwischen Fluvastatin und Grapefruitsaft nicht zu Interaktionen kommen
Kontraindikationen
Fluvastatin soll nicht angewendet werden bei:
- bekannter Überempfindlichkeit gegen Fluvastatin
- Patienten mit aktiven Lebererkrankungen oder persistierenden Erhöhungen der Serum-Transaminasen unklarer Genese
- Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Da HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren die Synthese von Cholesterin und möglicherweise auch anderen vom Cholesterin abgeleiteten biologische aktiven Stoffen vermindern, könnten sie bei einer Verabreichung an Schwangere den Fötus schädigen. Deshalb ist Fluvastatin in der Schwangerschaft kontraindiziert
Stillzeit
Da Fluvastatin in die Muttermilch übergeht, ist eine Anwendung während der Stillzeit kontraindiziert.
Verkehrstüchtigkeit
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
Anwendungshinweise
Nach Markteinführung wurden bei Statinen, einschließlich Fluvastatin, Fälle von tödlichem und nicht-tödlichem Leberversagen berichtet.
Obwohl noch kein kausaler Zusammenhang mit der Fluvastatin-Behandlung nachgewiesen wurde, sollten Patienten angewiesen werden, mögliche Anzeichen und Symptome eines Leberversagens (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gelbsucht, verminderte Leistung, Neigung zu Blutergüssen und Blutungen) zu berichten. Ein Therapieabbruch sollte dann erwogen werden.
Alternativen
Neben Fluvastatin sind noch eine Reihe weiterer Statine auf dem deutschen Markt verfügbar, die sich hinsichtlich ihrer Pharmakokinetik unterscheiden.
- Atorvastatin (t1⁄2-Elimination 14 h, CYP3A4)
- Lovastatin (t1⁄2-Elimination 2 h CYP3A4)
- Pitavastatin (t1⁄2-Elimination 5,7-8,9 h, hauptsächlich über UGT1A3 und UGT2B7; minimal über CYP450-System: CYP2C9 und CYP2C8)
- Pravastatin (t1⁄2-Elimination 1,5-2 h, nicht über CYP450-System)
- Rosuvastatin (t1⁄2-Elimination 19 h, nur zu 10% metabolisiert, v.a. über CYP2C9)
- Simvastatin (t1⁄2-Elimination 1,9 h, CYP3A4)
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformationen Fluvastatin
- Aktories K. et al., Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 2017, 12. Auflage
Abbildung
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