Gemtuzumab ozogamicin

Gemtuzumab Ozogamicin ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das zur Therapie der akuten myeloischen Leukämie bei Patienten > 15 Jahre eingesetzt wird.

Anwendung

Gemtuzumab Ozogamicin wird für die Kombinationstherapie mit Daunorubicin und Cytarabin zur Behandlung von Patienten ab 15 Jahren mit nicht vorbehandelter, neu diagnostizierter CD33-positiver akuter myeloischer Leukämie (AML) angewendet. Die Behandlung von akuter Promyelozytenleukämie (APL) ist ausgenommen.

Anwendungsart

Gemtuzumab Ozogamicin ist für die intravenöse Anwendung per Infusion über einen Zeitraum von 2 Stunden und unter engmaschiger klinischer Überwachung (einschließlich Puls, Blutdruck und Körpertemperatur) vorgesehen und muss vor der Verabreichung aseptisch hergestellt werden.

Wirkmechanismus

Gemtuzumab ist ein humanisierter Immunglobulin-Antikörper und erkennt und bindet spezifisch an das humane Antigen CD33. Dieser ist auf der Oberfläche myeloischer leukämischer Blasten und unreifer normaler Zellen mit myelomonozytärer Differenzierung, nicht aber auf normalen hämatopoetischen Stammzellen zu finden. Das niedermolekulare N-Acetyl-Gamma-Calicheamicin ist ein zytotoxisches Produkt, das kovalent mit dem Antikörper verbunden ist. Die Antitumor-Aktivität ist auf die Bindung von Gemtuzumab Ozogamicin an CD33-exprimierende Tumorzellen, gefolgt von einer Internalisation des Komplexes und der intrazellulären Freisetzung von N- Acetyl-Gamma-Calicheamicin-Dimethylhydrazid zurückzuführen. Die Aktivierung von N-Acetyl-Gamma-Calicheamicin-Dimethylhydrazid induziert DNA-Doppelstrangbrüche, gefolgt von einer Induktion von Zellzyklus-Arrest und apoptotischem Zelltod.

Pharmakokinetik

Als primäre PK-Messwerte werden mit Hilfe des Populations-PK-Modells die Ergebnisse der Antikörper-Konzentration (Gemtuzumab) herangezogen. Es wird prognostiziert, dass die Cmax von Gemtuzumab, 0,38 mg/l nach der ersten Dosis beträgt und sich nach der dritten Dosis auf 0,63 mg/l erhöht. Das Gesamtverteilungsvolumen des Antikörpers beträgt ca. 25 Liter. Der primäre Stoffwechselweg von Gemtuzumab Ozogamicin ist die hydrolytische Freisetzung von N-Acetyl-Gamma-Calicheamicin-Dimethylhydrazid, der über nichtenzymatische Reduktion des Disulfid-Teils. metabolisiert wird. Die dabei entstehenden Metabolite sind  erheblich abgeschwächt zytotoxisch. Der prognostizierte Wert für die Clearance von Gemtuzumab aus dem Plasma beträgt 3 l/h nach der ersten Dosis und anschließend 0,3 l/h. Die terminale Plasmahalbwertszeit (t1⁄2) für Gemtuzumab liegt laut den Prognosen bei ungefähr 160 Stunden.

Dosierung

Gemtuzumab Ozogamicin (3 mg/ m2 /Dosis) wird im ersten Induktionstherapiezyklus an den Tagen 1,4 und 7 über zwei Stunden intravenös infundiert. Die Therapie erfolgt in Kombination mit Daunorubicin (Tag 1-3) und Cytarabin (Tag 1-7). Während einer zweiten Induktionstherapie sollte Gemtuzumab Ozogamicin nicht verabreicht werden. Bei Patienten, die nach der Induktion eine komplette Remission erreichen, werden bis zu 2 Konsolidierungszyklen empfohlen.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen von Gemtuzumab Ozogamicin bei Verabreichung in Kombination mit Daunorubicin und Cytarabin (die mehr als 3 von 10 Personen betreffen können) sind Blutungen und schwere Infektionen. Diese Nebenwirkungen können bei mehr als 1 von 10 Personen schwerwiegend sein.

Andere schwerwiegende Nebenwirkungen bei der Kombinationstherapie sind:

  • Lebererkrankungen, einschließlich venöser okklusiver Leberkrankheit
  • Tumorlyse-Syndrom

Wechselwirkungen

Eine Auswirkung von anderen Arzneimitteln auf Gemtuzumab Ozogamicin ist unwahrscheinlich, da Gemtuzumab Ozogamicin nach dem ersten Stoffwechselweg nichtenzymatisch metabolisiert wird. In vitro-Studien hatten Gemtuzumab Ozogamicin bzw. N-Acetyl-Gamma-Calicheamicin-Dimethylhydrazid  in klinisch relevanten Konzentrationen ein geringes Potenzial für eine Hemmung der Aktivitäten auf CYP- und UGT-Enzyme sowie Arzneimitteltransportsubstrate, allerdings sind klinisch relevante Interaktionen bisher nicht bekannt.

Kontraindikationen

Gemtuzumab Ozogamicin darf bei einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff nicht angewendet werden.

Schwangerschaft

Da Gemtuzumab Ozogamicin eine reproduktionstoxische Wirkung hat, darf das Arzneimittel während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden, außer wenn der mögliche Nutzen für die Mutter gegenüber den potenziellen Risiken für den Fetus überwiegt.

Stillzeit

Wegen möglicher Nebenwirkungen bei gestillten Kindern dürfen Frauen während der Behandlung mit Gemtuzumab Ozogamicin und für mindestens 1 Monat nach der letzten Dosis nicht stillen.

Verkehrstüchtigkeit

Da nach der Verabreichung von Gemtuzumab Ozogamicin Müdigkeit, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen auftreten können, ist beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Vaterstoff:
Autor:
Stand:
10.05.2019
Quelle:
  1. Fachinformation Mylotarg
     
  2. EMA, overview Mylotarg
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1 Präparate mit Gemtuzumab ozogamicin