Inclisiran

Der Wirkstoff Inclisiran ist ein über RNA-Interferenz wirksamer Cholesterinsenker, der zur Behandlung erwachsener Patienten mit primärer Hypercholesterinämie indiziert ist. Das Medikament muss nur alle sechs Monate subkutan injiziert werden.

Anwendung

Inclisiran (Leqvio) wird bei Erwachsenen mit primärer Hypercholesterinämie (heterozygot familiär und nicht-familiär) oder gemischter Dyslipidämie zusätzlich zu diätetischer Therapie angewendet:

  • in Kombination mit einem Statin oder einem Statin mit anderen lipidsenkenden Therapien bei Patienten, die mit der maximal tolerierbaren Statin-Dosis die LDL-C-Ziele nicht erreichen, oder
  • allein oder in Kombination mit anderen lipidsenkenden Therapien bei Patienten mit Statin-Intoleranz oder für welche ein Statin kontraindiziert ist.

Im Gegensatz zu anderen Lipidsenkern, wie Statinen, wird Inclisiran nur zwei Mal pro Jahr als Injektion verabreicht. Die Wirkung war dennoch signifikant höher als im Placeboarm der zulassungsrelevanten Studie.

Anwendungsart

Inclisiran ist zur subkutanen Injektion in das Abdomen bestimmt. Alternativ kann die Injektionslösung auch in den Oberarm oder den Oberschenkel injiziert werden. Die Injektionen sollten nicht in Bereichen mit aktiver Hauterkrankung oder Hautschäden wie Sonnenbrand, Ausschlag, Entzündung oder Hautinfektionen erfolgen.

Wirkmechanismus

Inclisiran ist eine siRNA (engl. small interfering RNA), die an N-Acetylgalactosamin-Kohlenhydrate gekoppelt ist. Diese Kohlenhydrate binden an in der Leber reichlich exprimierte Asialoglycoproteinrezeptoren, was zur Aufnahme in die Hepatozyten führt. siRNA stört die Expression spezifischer Gene mit komplementären Nukleotidsequenzen, indem sie den Abbau der mRNA nach der Transkription beeinflusst und so die Translation verhindert. Im Zytoplasma der Leberzellen bindet Inclisiran an den RNA-induced silencing complex (RISC-Komplex), der mRNA, die für die Transkription von PCSK9 notwendig ist. Durch diese Bindung wird der PCSK9-vermittelte Abbau der LDL-Rezeptoren gehemmt und es kommt zu einer deutlichen Verringerung der LDL-C-Spiegel.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt 284 mg Inclisiran als subkutane Injektion zu Behandlungsbeginn, nach drei Monaten und danach alle sechs Monate.

Nebenwirkungen

Die beobachteten Nebenwirkungen sind vorrangig auf Reaktionen an der Einstichstelle begrenzt bzw. waren in klinischen Studien nur kurzzeitig oder moderat.

Wechselwirkungen

Inclisiran ist kein Substrat, Inhibitor oder Induktor für gängige Wirkstofftransporter und, obwohl keine In-vitro-Studien durchgeführt wurden, ist nicht zu erwarten, dass es ein Substrat, Inhibitor oder Induktor für Cytochrom P450 ist. Daher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen zwischen Inclisiran und anderen Arzneimitteln zu erwarten.

Kontraindikation

Inclisiran darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht angewendet werden.

Schwangerschaft

Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Inclisiran bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität. Aus Vorsichtsgründen soll eine Anwendung von Inclisiran während der Schwangerschaft jedoch vermieden werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt,ob Inclisiran in die Muttermilch übergeht. Die zur Verfügung stehenden pharmakodynamischen/toxikologischen Daten vom Tier zeigten, dass Inclisiran in die Milch übergeht. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden, weshalb eine Entscheidung darüber getroffen werden muss, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Inclisiran verzichtet werden soll/die Behandlung mit Inclisiran zu unterbrechen ist. Dabei ist sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.

Verkehrstüchtigkeit

Inclisiran hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Alternativen

Zur Behandlung der Hypercholsterinämie und gemischter Dyslipidämie sind verschiedene Präparate auf dem deutschen Markt verfügbar. Grundlage für die medikamentöse Therapie einer familiären Hypercholesterinämie bilden die Statine. Bei einer unzureichenden Cholesterinsenkung (wenn das LDL-Cholesterin >100 mg/dl bleibt) unter einer Monotherapie mit Statinen ist eine Kombination mit Ezetimib, einem Cholesterinresorptionshemmer und/oder einem Anionenaustauscher (z.B. Colesevelam, Colestyramin) möglich.

Medikamente, die ähnlich wie Inclisiran wirken, sind die PCSK9-Inhibitoren Evolocumab (Repatha®) und Alirocumab (Praluent®).

Wirkstoff-Informationen

Kindstoff(e):
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