Isotretinoin

Bei Isotretinoin handelt es sich um ein Stereoisomer der all-trans-Retinolsäure (Tretinoin, Vitamin-A-Säure), das zur Behandlung von schweren Formen der Akne angewendet wird. Der Wirkstoff ist stark teratogen, weshalb bei der Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen sind.

Isotretinoin

Anwendung

Isotretinoin ist indiziert zur Behandlung schwerer Formen von Akne (wie noduläre Akne oder Acne conglobata oder Akne mit Gefahr einer dauerhaften Narbenbildung), die gegenüber angemessenen Standardbehandlungszyklen mit systemischen Antibiotika und lokaler Behandlung therapieresistent ist.

Wirkmechanismus

Der genaue molekulare Wirkmechanismus von Isotretinoin ist nicht vollständig geklärt. Isotretinoin (13-cis-Retinsäure), ein Vitamin-A-Derivat, aktiviert nukleäre (Retinoid-)Rezeptoren und reguliert die Transkription. Dieses Retinoid der ersten Generation verringert die Proliferation, Differenzierung und Aktivität von basalen Sebozyten (Zellzyklusarrest). Gleichzeitig induziert Isotretinoin Apoptose durch einen Retinsäurerezeptor-unabhängigen Mechanismus, während es die follikuläre Keratinisierung normalisiert und die Komedogenese hemmt. Neben der Hemmung der Talgdrüsenfettsynthese ist die Talgausscheidungsrate nach einigen Wochen der Anwendung deutlich reduziert.

Obwohl Isotretinoin kein antimikrobieller Wirkstoff ist, reduziert es effektiv die Gesamtzahl der Propionibacterium acnes-Population (auch antibiotikaresistente Arten), indem es die follikuläre Mikroumgebung verändert. Isotretinoin hat auch direkte und indirekte entzündungshemmende Eigenschaften durch eine Hemmung der Motilität und Migration von Neutrophilen in die Haut und andere indirekte Mechanismen, einschließlich einer Verringerung von Matrix-Metalloproteinasen und einer Verringerung der P-Acnes-Population.

Dosierung

Die empfohlene Initialdosis bei der oralen Behandlung mit Isotretinoin beträgt 0,5 mg/kg KG täglich. Da das therapeutische Ansprechen und einige Nebenwirkungen dosisabhängig sind und sich von Patient zu Patient unterscheiden, ist während der Behandlung eine individuelle Dosisanpassung erforderlich. Für die meisten Patienten liegt die Dosis in einem Bereich von 0,5-1,0 mg/kg KG/Tag.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen sind trockene Lippen, trockene und empfindliche Haut und eine erhöhte Anfälligkeit für Sonnenbrand. Gelegentliche und seltene Nebenwirkungen sind Muskelschmerzen (Myalgien) und Kopfschmerzen.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Isotretinoin zu beachten:

  • Vitamin A (Retinol): Aufgrund der Gefahr einer Hypervitaminose A darf währen der Therapie mit Isotretinoin nicht gleichzeitig Vitamin A eingenommen werden.
  • Tetrazykline: Bei gleichzeitiger Anwendung von Isotretinoin und Tetrazyklinen wurde über benigne intrakranielle Hypertension (Pseudotumor cerebri) berichtet.
  • Topische Keratolytika oder Schälpräparaten zur Aknebehandlung: Die gleichzeitige Anwendung ist zu vermeiden, da es vermehrt zu lokalen Reizungen kommen kann.

Kontraindikationen

Isotretinoin ist während der Schwangerschaft, Stillzeit und bei schwerer Leber- und Nierenfunktionsstörung absolut kontraindiziert.

Weitere Kontraindikationen sind:

  • stark erhöhte Blutfettwerte
  • Hypervitaminose A
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Behandlung mit Tetrazyklinen

Schwangerschaft

Isotretinoin ist ein starkes menschliches Teratogen, das schwere und lebensbedrohliche Missbildungen beim ungeborenen Kind verursacht.

Frauen, die Isotretinoin einnehmen, dürfen während und für einen Monat nach Beendigung der Isotretinoin-Therapie nicht schwanger werden. Während dieser Zeit wird zu sexueller Abstinenz oder wirksamer Empfängnisverhütung geraten. Barrieremethoden allein (z. B. Kondome) werden aufgrund der nicht akzeptablen Ausfallraten von etwa 3% als nicht ausreichend angesehen.

Stillzeit

Isotretinoin ist hoch lipophil und kann deshalb leicht in die Mittermilch übergehen. Aufgrund der Möglichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen bei gestillten Säuglinen/Kindern, ist die Anwendung von Isotretinoin während der Stillzeit kontraindiziert.

Verkehrstüchtigkeit

Unter der Behandlung mit Isotretinoin trat in einer Reihe von Fällen Nachtblindheit auf, die sich in seltenen Fällen auch nach der Behandlung nicht normalisiert hat. Da sie bei einigen Patienten plötzlich auftrat, sollten die Patienten auf dieses potenzielle Problem aufmerksam gemacht und ermahnt werden, vorsichtig beim Führen eines Fahrzeugs und beim Bedienen von Maschinen zu sein.

In sehr seltenen Fällen wurde über Schläfrigkeit, Schwindel und Sehstörungen berichtet. Die Patienten sind anzuhalten, sich beim Auftreten dieser Wirkungen nicht hinter das Steuer eines Fahrzeugs zu setzen, keine Maschinen zu bedienen und auch keine Aktivitäten zu unternehmen, bei denen das Auftreten dieser Symptome zu einer Gefährdung der eigenen Person oder anderer Personen führen könnte.

Anwendungshinweise

Während der Behandlung mit Isotretinoin ist eine Laborüberwachung der Patienten unerlässlich. Tests bei monatlichen Besuchen sollten ein vollständiges Blutbild, Serumleberfunktion, Glukose, Kreatinkinase, Triglyceridspiegel, High-Density-Lipoproteine und Serumspiegel von β-humanem Choriongonadotropin oder einen Schwangerschaftstest im Urin umfassen. Jeder Besuch sollte Fragen zu möglichen okulären und psychischen Nebenwirkungen beinhalten [2].

Alternativen

Siehe Therapie Akne

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
300.44 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 19.0 H
Q0-Wert:
1.0
Quelle:
  1. Fachinformation Isotretinoin ratiopharm
  2. Rigopoulos, Dimitris, George Larios, and Andreas D. Katsambas. "The role of isotretinoin in acne therapy: why not as first-line therapy? facts and controversies." Clinics in dermatology 28.1 (2010): 24-30.
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10 Präparate mit Isotretinoin