Ketotifen

Ketotifen ist ein Histamin-H1-Rezeptorantagonist und Mastzellstabilisator, der zur Behandlung von leichtem atopischem Asthma und allergischer Bindehautentzündung eingesetzt wird.

Ketotifen

Anwendung

Bei oraler Anwendung ist das H1-Antihistaminikum Ketotifen zur Vorbeugung von asthmatischen Beschwerden in Kombination mit anderen antientzündlichen Medikamenten bei Patienten mit allergischer Polysymptomatik angezeigt. Darüber hinaus kann Ketotifen zur oralen Anwendung bei allergischem Schnupfen und allergischen Hauterkrankungen eingenommen werden.

In Form von Augentropfen ist Ketotifen (Zaditen) zur Behandlung jahreszeitlich bedingter allergischer Konjunktivitis indiziert.

Anwendungsart

Ketotifen ist in Form von Augentropfen und als Hartkapseln auf dem deutschen Markt.

Wirkmechanismus

Ketotifen ist ein potenter und nicht-kompetitiver Antagonist von H1-Histaminrezeptoren, was wahrscheinlich einen wesentlichen Beitrag zu seiner antiallergischen Wirkung leistet. Darüber hinaus stabilisiert Ketotifen Mastzellen und besitzt in vitro die Fähigkeit, die Freisetzung von allergischen und entzündlichen Mediatoren wie Histamin, Leukotrienen C4 und D4 und plättchenaktivierendem Faktor (PAF) zu hemmen.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Nach oraler Verabreichung erfolgt die Resorption relativ schnell (mit einer Tmax von ~3 Stunden) und nahezu vollständig.
  • Trotzdem beträgt die orale Bioverfügbarkeit nur ~50%, was auf einen signifikanten First-Pass-Effekt in der Leber zurückzuführen ist.

Verteilung

  • Ketotifen ist im Plasma zu 75% proteingebunden, wobei die spezifischen Proteine, an die es bindet, unklar sind.

Metabolisierung

  • Ketotifen wird beim Menschen in hohem Maße verstoffwechselt, wobei drei verschiedene Metaboliten im menschlichen Urin nachgewiesen werden konnten.
  • Der Hauptmetabolit ist das N-Glucuronid, das etwa 50% des Arzneimittelprodukts im Urin ausmacht, während das N-demethylierte Nor-Ketotifen und das 10-Hydroxyl-Derivat 2% bzw. <1% ausmachen.
  • Nor-Ketotifen scheint ebenso aktiv zu sein wie sein Ausgangsstoff, obwohl die klinische Relevanz angesichts des relativ geringen Anteils im Plasma unklar ist.
  • Die Bildung des N-Glucuronid-Metaboliten erfolgt durch mehrere UGT-Enzyme, darunter UGT1A3, UGT1A4 und UGT2B10.

Elimination

  • Mehr als 60% einer verabreichten Dosis werden hauptsächlich als Metaboliten mit dem Urin ausgeschieden.
  • Davon werden <1% als unveränderter Wirkstoff gefunden, während die Glucuronid- und pharmakologisch aktiven Nor-Ketotifen-Metaboliten 50% bzw. 10% ausmachen.
  • Die Clearance von Ketotifen ist biphasisch - die Halbwertszeit der Verteilungsphase beträgt etwa 3-5 Stunden und die Halbwertszeit der Eliminationsphase 22 Stunden.

Dosierung

Orale Anwendung

Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 6 Jahre nehmen während der ersten 3-4 Behandlungstage abends 1 mg Ketotifen ein. Danach werden morgens und abends je 1 mg Ketotifen (entsprechend 2 mg).

Applikation in Form von Augentropfen

Erwachsene und Kinder ab 3 Jahren tropfen zweimal täglich einen Tropfen Zaditen-Augentropfen in den Bindehautsack. Ein Tropfen enthält 9,5 Mikrogramm Ketotifenfumarat.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen bei der Anwendung am Auge sind:

  • Irritationen der Augen
  • Augenschmerzen
  • Keratitis punctata
  • punktuelle Erosion des Hornhautepithels

Bei oraler Anwendung kann es unter Ketotifen sehr häufig zu Müdigkeit kommen.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von oralem Ketotifen zu beachten:

  • Die Wirkung von Sedativa, Antihistaminika, Antikoagulanzien und Alkohol kann durch Ketotifen verstärkt werden.
  • Die gleichzeitige Verabreichung von oralen Antidiabetika sollte vermieden werden.
  • Ketotifen erhöht die Wirkung von Bronchodilatatoren. Deren Häufigkeit der Verwendung sollte reduziert werden, wenn sie zur gleichen Zeit wie Ketotifen verabreicht werden.

Bei der Anwendung am Auge ist zu beachten, dass andere Augentropfen im Abstand von mindestens 5 Minuten appliziert werden sollten.

Kontraindikationen

Orale Anwendung

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Epilepsie
  • Patienten, die mit oralen Antidiabetika behandelt werden
  • Stillzeit

Anwendung in Form von Augentropfen

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff

Schwangerschaft

Die Blutplasma-Konzentrationen von Ketotifen nach topischer Anwendung am Auge sind deutlich niedriger als bei einer oralen Anwendung. Trotz allem ist bei der Verschreibung von Ketotifen für Schwangere Vorsicht geboten. Eine Verordnung von Ketotifen für die orale Anwendung sollte nur bei zwingender Indikation erfolgen.

Stillzeit

Es ist unwahrscheinlich, dass bei äußerlicher Anwendung am Auge beim Menschen nachweisbare Mengen Ketotifen in die Muttermilch übergehen. Aus diesem Grund kann unter der Anwendung von Ketotifen am Auge weiter gestillt werden.

Bei oraler Anwendung von Ketotifen darf nicht gestillt werden, da man davon ausgeht, dass der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht.

Verkehrstüchtigkeit

Da es unter der Anwendung von Ketotifen zu Müdigkeit kommen kann, ist dies im Hinblick auf die Verkehrstüchtigkeit zu beachten.

Anwendungshinweise

Bei Patienten, die Ketotifen gleichzeitig mit oralen Antidiabetika einnehmen, kann eine Thrombozytopenie auftreten, weshalb die gleichzeitige Anwendung dieser Arzneimittel zu vermeiden ist.

Alternativen

Siehe H1-Antihistaminika

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
309.43 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 20.0 H
Q0-Wert:
1.0
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
07.02.2023
Quelle:
  1. Fachinformation Ketof
  2. Fachinformation Zaditen Ophta Sine
  3. DrugBank: Ketotifen, abgerufen am 07.02.2023
  4. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Menzel, Ruth "Mutschler Arzneimittelwirkungen", 10 Auflage 2013
  5. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010

Abbildung

Adapted from „Tissue-specific Effects of Connective Tissue and Mucosal Mast Cells Inhalation”, by BioRender.com

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden
15 Präparate mit Ketotifen