Lasmiditan
Lasmiditan ist ein selektiver 5-HT1F-Rezeptoragonist zur Akutbehandlung von Migräne mit oder ohne Aura bei Erwachsenen. Es wirkt zentral auf die serotonergen Mechanismen des Schmerzpfades und hat ein geringeres Risiko für vaskuläre Nebenwirkungen im Vergleich zu Triptanen.
Lasmiditan: Übersicht

Anwendung
Lasmiditan ist ein neues Arzneimittel zur Akutbehandlung von Migräneattacken mit oder ohne Aura bei Erwachsenen. Es handelt sich um den ersten Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, den Ditanen.
Lasmiditan greift selektiv am 5-HT1F-Rezeptor an und bewirkt wie Triptane eine Vasokonstriktion an den Blutgefäßen, jedoch nur im Gehirn und nicht in der Peripherie. Dies macht es für Migränepatienten geeignet, die Triptane aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen nicht anwenden dürfen oder nicht ausreichend darauf ansprechen.
Anwendungsart
Lasmiditan wird als Hemisuccinat in Form von Filmtabletten in den Stärken 50, 100 und 200 mg angeboten.
Wirkmechanismus
Lasmiditan gehört zur Wirkstoffklasse der Ditane und ist der erste Vertreter dieser Gruppe. Wie Triptane wirkt Lasmiditan vasokonstriktorisch an den Blutgefäßen im Gehirn. Allerdings bindet es selektiv am 5-HT1F-Rezeptor und bewirkt somit keine Vasokonstriktion in der Peripherie. Im Gegensatz dazu docken Triptane als Agonisten an den 5-HT1B/5-HT1D-Subtypen an und bewirken sowohl in den Blutgefäßen im Gehirn als auch in den peripheren Blutgefäßen eine Vasokonstriktion.
Pharmakokinetik
Resorption
- Nach oraler Gabe wird Lasmiditan schnell resorbiert (median tmax = 1,8 Stunden).
- Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt 50% bis 58%.
- Eine fettreiche Mahlzeit erhöht Cmax und AUC um 22% bzw. 19% und verzögert tmax um 1 Stunde.
- Die Pharmakokinetik während einer Migräne-Attacke unterscheidet sich nicht von der interiktalen Phase.
Verteilung
- Die Plasmaproteinbindung beträgt ca. 55% bis 60% und ist konzentrationsunabhängig.
- Das Verteilungsvolumen beträgt 304 l.
Metabolisierung
- Lasmiditan wird hepatisch und extrahepatisch metabolisiert.
- Die Ketonreduktion zu S-M8 ist der Hauptweg.
- Die Metaboliten sind pharmakologisch inaktiv.
- Lasmiditan ist ein Substrat von P-gp.
- Lasmiditan und seine Metaboliten sind Induktoren von CYP-Enzymen.
- Lasmiditan hemmt CYP2D6 in-vitro.
- Lasmiditan und sein Hauptmetabolit sind keine Inhibitoren von MAO-A.
- Lasmiditan hemmt in vitro P-gp, BCRP- und OCT1-Effluxtransporter.
- Lasmiditan hemmt in-vitro die Nierentransporter OCT2, MATE1 und MATE2-K.
Elimination
- Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ungefähr 5,7 Stunden.
- Es tritt keine Akkumulation bei täglicher Dosierung auf.
- Die Gesamtkörper-Clearance beträgt 66,2 l/h.
- Lasmiditan zeigt eine lineare PK im Dosisbereich von 50 bis 200 mg.
- Lasmiditan wird hauptsächlich verstoffwechselt ausgeschieden, wobei etwa 3% der Dosis als unverändertes Lasmiditan im Urin vorliegt.
Dosierung
Die Standard-Inititialdosis beträgt 100 mg, die bei Bedarf für eine stärkere Wirksamkeit auf 200 mg erhöht oder für eine bessere Verträglichkeit auf 50 mg verringert werden kann. Innerhalb von 24 Stunden dürfen nicht mehr als 200 mg Lasmiditan eingenommen werden.
Eine zweite Dosis derselben Stärke (50 oder 100 mg) kann eingenommen werden, falls die Kopfschmerzen innerhalb von 24 Stunden erneut auftreten, allerdings nicht innerhalb von zwei Stunden nach der ersten Dosis.
Eine Dosisanpassung ist weder bei Personen ab 65 Jahren noch bei Nieren- oder Leberfunktionsstörungen nötig.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen, die in den kontrollierten klinischen Studien auftraten, waren Benommenheit, Schläfrigkeit, Erschöpfung, Parästhesie, Übelkeit, Schwindel, Hypästhesie und Muskelschwäche. Die meisten unerwünschten Ereignisse zeigten eine Dosisabhängigkeit.
Wechselwirkungen
- Die Anwendung von Lasmiditan sollte bei Patienten, die Arzneimittel einnehmen, die die Herzfrequenz senken, mit Vorsicht erfolgen, da Lasmiditan mit einer Abnahme der Herzfrequenz in Verbindung gebracht wurde.
- Eine gleichzeitige Anwendung von Lasmiditan und serotonergen Arzneimitteln kann das Risiko für ein Serotonin-Syndrom erhöhen.
- Die tägliche Einnahme von Lasmiditan verändert nicht die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel, wie Midazolam, Coffein oder Tolbutamid und auch die gleichzeitige Anwendung mit Sumatriptan oder Propranolol zeigte keine klinisch bedeutsamen Veränderungen der Exposition dieser Arzneimittel .
Kontraindikationen
Lasmiditan darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft
Es gibt nur begrenzte Daten zur Anwendung von Lasmiditan bei Schwangeren. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Es ist nicht bekannt, welche Auswirkungen Lasmiditan auf die Entwicklung des menschlichen Fötus hat, weshalb nicht empfohlen wird, Lasmiditan während der Schwangerschaft einzunehmen.
Stillzeit
Es wurde festgestellt, dass Lasmiditan und/oder seine Metaboliten in die Milch von stillenden Ratten ausgeschieden werden. Es gibt keine Daten darüber, ob Lasmiditan in der menschlichen Muttermilch vorhanden ist oder welche Auswirkungen es auf das gestillte Kind besitzt.
Wenn es notwendig ist, Lasmiditan während der Stillzeit einzunehmen, muss entschieden werden, ob das Stillen unterbrochen werden oder ob auf die Behandlung mit Lasmiditan verzichtet werden soll. Es wird empfohlen, das Stillen für 24 Stunden nach der Einnahme von Lasmiditan zu vermeiden, um die Exposition des Neugeborenen zu minimieren.
Verkehrstüchtigkeit
Lasmiditan beeinträchtigt die Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Eine computergestützte Fahrsimulation zeigte signifikante Beeinträchtigungen nach Einzelgaben von 50mg, 100mg oder 200mg Lasmiditan, die bis zu 8 Stunden anhielten. Patienten sollten nach Einnahme von Lasmiditan für mindestens 8 Stunden keine Aktivitäten ausüben, die erhöhte Vorsicht erfordern.
Anwendungshinweise
- Lasmiditan beeinträchtigt die Verkehrstüchtigkeit signifikant und Patienten sollten nach der Einnahme mindestens 8 Stunden kein Fahrzeug führen.
- Es besteht ein Risiko für ein Serotonin-Syndrom, wenn Lasmiditan mit anderen serotonergen Arzneimitteln kombiniert wird.
- Lasmiditan kann kognitive und neuropsychiatrische Nebenwirkungen verursachen und sollte daher in Kombination mit anderen ZNS-dämpfenden Arzneimitteln mit Vorsicht angewendet werden.
- Es besteht ein Missbrauchspotenzial, weshalb Patienten auf Anzeichen eines Lasmiditan-Missbrauchs beobachtet werden sollten.
Alternativen
Als Behandlungsalternativen zu Lasmiditan bei akuter Migräne können verschiedene Medikamente in Betracht gezogen werden, darunter:
- Triptane (z.B. Sumatriptan, Eletriptan)
- Ergotamine-Derivate (z.B. Dihydroergotamin)
- Nicht-steroidale Antirheumatika (z.B. Ibuprofen, Naproxen)
- Kombinationen aus Triptanen und NSAR (z.B. Sumatriptan/Naproxen)
- Opioid-Analgetika (z.B. Tramadol)
- Antiemetika (z.B. Metoclopramid)
- Kortikosteroide (z.B. Dexamethason)
Die Wahl des geeigneten Medikaments hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Schweregrad der Migräne, dem Vorliegen von Begleitsymptomen wie Übelkeit oder Erbrechen, der Patientengeschichte und möglichen Kontraindikationen.
- EMA: Fachinformation Rayvow
- Beauchene, Juliana K., and Terri L. Levien. "Lasmiditan: Acute Migraine Treatment Without Vasoconstriction. A Review." Journal of Pharmacy Technology 37.5 (2021): 244-253.
- Lamb, Yvette N. "Lasmiditan: first approval." Drugs 79.18 (2019): 1989-1996.
- Clemow, David B., et al. "Lasmiditan mechanism of action–review of a selective 5-HT 1F agonist." The journal of headache and pain 21 (2020): 1-13.