Lenvatinib

Lenvatinib ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor, der zur Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen, hepatozellulärem Karzinom und Endometriumkarzinom zugelassen ist. Es hemmt die Signalübertragung von Wachstumsfaktoren und die Angiogenese, was zu einer Tumorregression führen kann.

Lenvatinib

Anwendung

Lenvatinib besitzt verschiedene Anwendungsgebieten:

  • In der Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms (DTC) wird Lenvatinib als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem DTC eingesetzt, das nicht auf eine Radiojodtherapie angesprochen hat.
  • Bei Patienten mit fortgeschrittenem oder inoperablem hepatozellulärem Karzinom (HCC), die noch keine systemische Therapie erhalten haben, wird Lenvatinib als Monotherapie empfohlen.
  • Zusätzlich wird Lenvatinib in Kombination mit Pembrolizumab zur Behandlung des fortgeschrittenen oder rezidivierenden Endometriumkarzinoms bei Erwachsenen eingesetzt, wenn eine kurative chirurgische Behandlung oder Bestrahlung nicht möglich ist und die Erkrankung während oder nach einer vorherigen Platin-basierten Therapie fortschreitet.

Wirkmechanismus

Lenvatinib hemmt die Aktivität von verschiedenen Rezeptortyrosinkinasen, die eine entscheidende Rolle bei der Tumorproliferation, Angiogenese und Metastasierung spielen. Die Hemmung der Rezeptortyrosinkinasen führt zu einer Verminderung der Signalweiterleitung in den Zellen, wodurch das Wachstum von Tumorzellen unterdrückt wird.

Insbesondere hemmt Lenvatinib den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptor (VEGFR), den Fibroblastenwachstumsfaktor-Rezeptor (FGFR), den Platelet-derived Growth Factor-Rezeptor (PDGFR), den Ret-Rezeptor und den Kit-Rezeptor. Diese Rezeptoren sind alle an der Angiogenese und Tumorproliferation beteiligt, wobei ihre Hemmung durch Lenvatinib zu einer Reduktion der Blutversorgung im Tumor und einer Verhinderung des Wachstums der Tumorzellen führt.

Darüber hinaus hemmt Lenvatinib auch den Epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR), der auch an der Tumorproliferation beteiligt ist.

Dosierung

Für das differenzierte Schilddrüsenkarzinom beträgt die empfohlene Tagesdosis von Lenvatinib 24 mg, die einmal täglich eingenommen werden sollte. Bei Bedarf kann die Dosis gemäß dem Dosis-/Toxizitäts-Managementplan angepasst werden.

Für das hepatozelluläre Karzinom beträgt die empfohlene Tagesdosis von Lenvatinib 8 mg einmal täglich bei einem Körpergewicht von weniger als 60 kg und 12 mg einmal täglich bei einem Körpergewicht von 60 kg oder mehr. Dosisanpassungen erfolgen ausschließlich aufgrund von beobachteten Toxizitäten und nicht aufgrund von Veränderungen des Körpergewichts während der Behandlung.

Für das Endometriumkarzinom beträgt die empfohlene Dosis von Lenvatinib 20 mg einmal täglich in Kombination mit Pembrolizumab. Die Dosierungsinformationen für Pembrolizumab sind in der zugehörigen Fachinformation zu finden.

 

Wechselwirkungen

  • Die gleichzeitige Anwendung von Lenvatinib mit Carboplatin und Paclitaxel hat keine signifikanten Auswirkungen auf die Pharmakokinetik dieser Substanzen.
  • Eine klinische Studie ergab, dass Lenvatinib keine signifikante Arzneimittelwechselwirkung mit anderen CYP3A4/Pgp-Substraten aufweist.
  • Es ist nicht bekannt, ob Lenvatinib die Wirksamkeit von oralen Kontrazeptiva beeinträchtigt, daher müssen Frauen, die diese anwenden, eine zusätzliche wirksame Methode zur Empfängnisverhütung anwenden.

Kontraindikationen

Lenvatinib darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder während der Stillzeit angewendet werden.

Schwangerschaft

Gebärfähige Frauen sollten während der Behandlung mit Lenvatinib und mindestens einen Monat nach dem Ende der Therapie nicht schwanger werden und eine hochwirksame Verhütungsmethode anwenden. Es ist nicht bekannt, ob Lenvatinib die Wirksamkeit von hormonellen Verhütungsmitteln beeinträchtigen kann, daher sollten Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, auch eine Barrieremethode anwenden.

Lenvatinib soll während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.

Stillzeit

Stillende Frauen dürfen Lenvatinib nicht einnehmen, da ein Risiko für Neugeborene oder Säuglinge besteht.

Verkehrstüchtigkeit

Lenvatinib kann Müdigkeit und Schwindel verursachen, was die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen kann. Patienten, bei denen diese Symptome auftreten, sollten vorsichtig sein, wenn sie ein Fahrzeug fahren oder Maschinen bedienen.

Anwendungshinweise

  • Hypertonie: Der Blutdruck sollte vor Beginn der Behandlung gut eingestellt sein. Eine frühzeitig erkannte und wirksam behandelte Hypertonie ist wichtig, um Komplikationen zu vermeiden. Die Wahl der antihypertensiven Behandlung sollte individuell angepasst werden.
  • Aneurysmen und Arteriendissektionen: Patienten mit Risikofaktoren sollten vor Beginn der Behandlung sorgfältig abgewogen werden.
  • Proteinurie: Eine regelmäßige Kontrolle des Urins auf Proteine ist wichtig, da Proteinurie frühzeitig auftreten kann. Bei einem Proteinwert von ≥ 2+ sollte die Behandlung möglicherweise unterbrochen, angepasst oder abgesetzt werden.
  • Hepatotoxizität: Eine Überwachung der Leberfunktion ist notwendig, da Anstiege von Leberfunktionswerten häufig berichtet wurden. Eine Überwachung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Leberinsuffizienz wird empfohlen.
  • Nierenversagen und Nierenfunktionsstörung: Eine Dehydrierung und/oder Hypovolämie aufgrund von gastrointestinaler Toxizität ist ein Hauptrisikofaktor. Die gastrointestinale Toxizität muss aktiv behandelt werden, um das Risiko einer Nierenfunktionsstörung oder eines Nierenversagens zu reduzieren.
  • Diarrhoe: Eine medikamentöse Behandlung sollte umgehend eingeleitet werden, um Dehydrierung zu vermeiden. Im Fall von schwerer Diarrhoe sollte die Behandlung möglicherweise unterbrochen oder abgesetzt werden.
  • Funktionsstörungen des Herzens: Patienten sollten auf klinische Symptome und Anzeichen für eine kardiale Dekompensation überwacht werden.
  • Posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom (PRES): Bei Anzeichen oder Symptomen eines PRES ist eine Unterbrechung der Behandlung, eine Dosisanpassung oder ein Absetzen der Behandlung erforderlich.
  • Arterielle Thromboembolien (Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke und Myokardinfarkt): Lenvatinib sollte bei Patienten mit einer arteriellen Thromboembolie in den letzten 6 Monaten mit Vorsicht angewendet werden. Nach dem Auftreten einer arteriellen Thromboembolie soll Lenvatinib abgesetzt werden.
  • Gebärfähige Frauen müssen während der Einnahme von Lenvatinib sowie einen Monat lang nach Therapieende eine hochwirksame Methode der Empfängnisverhütung anwenden.
  • Tumorbedingte Blutungen, einschließlich tödlich verlaufener Blutungen: Bei Auftreten von Blutungen kann eine Behandlungsunterbrechung, eine Dosisanpassung oder ein Absetzen der Behandlung erforderlich sein.
  • Gastrointestinale Perforationen oder Fisteln, vor allem bei Patienten mit Risikofaktoren wie einer vorausgegangenen Operation oder einer Strahlentherapie: Bei einer gastrointestinalen Perforation oder Fistel ist möglicherweise eine Unterbrechung der Behandlung, eine Dosisanpassung oder ein Absetzen der Behandlung erforderlich.
  • Bildung von Fisteln in anderen Körperregionen außer dem Magen oder Darm möglich, was das Risiko einer Tumorregression oder -nekrose erhöht. Bei Patienten mit Fisteln jeglicher Art von Grad 4 sollte die Behandlung mit Lenvatinib dauerhaft abgesetzt werden.
  • Lenvatinib kann die QT-/QTc-Zeit verlängern, daher sollten Elektrokardiogramme durchgeführt werden und die Behandlung bei einer Verlängerung von > 500 ms unterbrochen werden.
  • Elektrolytstörungen können das Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung erhöhen, Elektrolytwerte sollten regelmäßig überwacht und korrigiert werden.
  • Lenvatinib kann die Schilddrüsenfunktion stören, Schilddrüsenfunktion sollte regelmäßig überwacht und behandelt werden.
  • Bei größeren Operationen kann in Erwägung gezogen werden, die Lenvatinib-Behandlung vorübergehend zu pausieren.
  • Bei Patienten mit vorheriger Einnahme von antiresorptiven Medikamenten oder Angiogenese-Hemmern sollte Vorsicht geboten sein.
  • Lenvatinib sollte bei Patienten anderer ethnischer Abstammung als der kaukasischen oder asiatischen sowie bei Patienten ≥ 75 Jahren mit Vorsicht angewendet werden.
  • Es besteht ein potenzielles Risiko für additive Toxizitäten, wenn Lenvatinib unmittelbar nach einer Behandlung mit Sorafenib oder anderen Krebsmitteln angewendet wird.
  • Patienten mit einem ECOG-PS-Wert von ≥ 2 wurden aus klinischen Studien ausgeschlossen (außer Schilddrüsenkarzinom).

Alternativen

Behandlungsalternativen von Lenvatinib hängen von der Art des Tumors und patientenindividuellen Parametern ab. In einigen Fällen können alternative Chemotherapien wie Sorafenib oder Cabozantinib verwendet werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
426.85 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. EMA: Fachinformation Lenvima
  2. Al-Salama, Zaina T., Yahiya Y. Syed, and Lesley J. Scott. "Lenvatinib: a review in hepatocellular carcinoma." Drugs 79 (2019): 665-674.
  3. Hao, Zhonglin, and Peng Wang. "Lenvatinib in management of solid tumors." The Oncologist 25.2 (2020): e302-e310.
  4. Makker, Vicky, et al. "Lenvatinib plus pembrolizumab for advanced endometrial cancer." New England Journal of Medicine 386.5 (2022): 437-448.
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4 Präparate mit Lenvatinib