Loperamid

Loperamid ist ein Wirkstoff, der durch Bindung an Opioidrezeptoren der Darmwand gegen Durchfallerkrankungen (Diarrhöen) wirkt. Der Arzneistoff ist somit ein Antidiarrhoikum. Da Loperamid ein Subtrat des p-Glykoproteins ist, besitzt er keine zentralen Wirkungen.

Loperamid

Anwendung

Die Behandlung von Durchfällen mit Loperamidhydrochlorid ist nur symptomatisch. Wann immer eine Krankheitsursache festgestellt werden kann, sollte eine spezifische Behandlung vorgenommen werden.

Anwendungsgebiete

  • Symptomatische Behandlung von Diarrhöen, sofern keine kausale Therapie zur Verfügung steht.

Anwendungsformen

  • Loperamid ist als Hartkapseln, Weichkapseln, Lösung zum Einnehmen, Tabletten, Brausetabletten, Tropfen und Schmelztabletten auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Loperamid bindet an Opioidrezeptoren in der Darmwand und hemmt so die Freisetzung von Acetylcholin und Prostaglandinen, was wiederum die propulsive Peristaltik vermindert und die intestinale Passagezeit verlängert.

Weiterhin erhöht Loperamid den Tonus des Analsphinkters, wobei Inkontinenz und Stuhldrang vermindert werden.

Pharmakokinetik

  • Loperamid unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus, weshalb seine systemische Bioverfügbarkeit nur 0,3% beträgt
  • Die Plasmaproteinbindung von Loperamid beträgt 95%. Es wird hauptsächlich an Albumin gebunden
  • Loperamid ist außerdem ein Substrat von P-Glycoprotein
  • Der Wirkstoff penetriert beim Erwachsenen in der Regel nur in sehr geringem Maße die Blut-Hirn-Schranke
  • Loperamid wird fast vollständig durch die Leber extrahiert, wo es vorwiegend metabolisiert, konjugiert und mit der Galle ausgeschieden wird
  • Der Hauptstoffwechselweg ist die N-Demethylierung durch CYP3A4 und CYP2C8
  • Durch den sehr hohen First-pass-Effekt bleiben die Plasmakonzentrationen von Loperamid extrem niedrig
  • Die Halbwertzeit von Loperamid beträgt etwa 11 Stunden
  • Loperamid und seinen Metaboliten werden hauptsächlich in den Fäzes eliminiert

Dosierung

Erwachsene

Bei akuten Durchfällen werden zu Beginn der Behandlung 4 mg Loperamidhydrochlorid und dann nach jedem ungeformten Stuhl 2 mg Loperamidhydrochlorid empfohlen. Die Tageshöchtdosis beträgt 16 mg Loperamidhydrochlorid.

Bei chronischen Durchfällen werden 4 mg Loperamidhydrochlorid täglich empfohlen.

Zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren liegen nur begrenzte Erfahrungen vor.

Kinder über 8 Jahre

Bei akuten Durchfällen zu Beginn der Behandlung und nach jedem ungeformten Stuhl werden 2 mg Loperamidhydrochlorid empfohlen.

Eine tägliche Dosis von 8mg Loperamidhydrochlorid soll nicht überschritten werden.

Bei chronischen Durchfällen beträgt die empfohlene Dosierung 2 mg Loperamidhydrochlorid täglich.

Kinder zwischen 2 und 8 Jahre

Bei Kindern zwischen 2 und 8 Jahren beträgt die empfohlene Dosierung 0,04 mg Loperamidhydrochlorid pro kg Körpergewicht täglich.

Kinder unter 2 Jahre

Loperamid ist kontraindiziert bei Kindern unter 2 Jahren.

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten ist keine Dosisanpassung notwendig.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig.

Eingeschränkte Leberfunktion

Es liegen keine pharmakokinetischen Daten bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion vor. Dennoch ist bei der Anwendung aufgrund des verminderten First-Pass-Metabolismus Vorsicht geboten.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen in klinischen Studien waren Obstipation (2,7%), Flatulenz (1,7%), Kopfschmerzen (1,2%) und Übelkeit (1,1%).

In den klinischen Studien zu chronischer Diarrhö waren die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen Flatulenz (2,8%), Obstipation (2,2%), Übelkeit (1,1%) und Schwindel (1,2%).

Wechselwirkungen

  • Wechselwirkungen mit Arzneistoffen, die Einfluss auf das P-Glykoprotein haben, sind zu beachten.
  • Chinidin oder Ritonavir (P-Glykoprotein Inhibitoren) ► Anstieg der Plasmakonzentration von Loperamid (Loperamid ist ein Substrat des P-Glykoproteins).
  • Itraconazol (CYP3A4- und P-Glykoprotein-Inhibitor) ► Anstieg der Loperamid-Plasmakonzentration
  • Gemfibrozil ► Anstieg der Gesamtverfügbarkeit im Plasma
  • Ketoconazol (CYP3A4- und P-Glykoprotein-Inhibitor) ► Anstieg der Loperamid-Plasmakonzentrationen.
  • Orales Desmopressin ► Anstieg der Desmopressin-Plasmakonzentrationen

Kontraindikation

Loperamid darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Kindern unter 2 Jahre
  • Durchfällen, die mit Fieber und blutigem Stuhl einhergehen (z. B. bei akuter Dysenterie)
  • einem akuten Schub einer Colitis ulcerosa
  • einer bakteriellen Enterokolitis, die durch invasive Mikroorganismen (z.B. Salmonellen, Shigellen und Campylobacter) hervorgerufen wird
  • Durchfällen, die während oder nach der Einnahme von Antibiotika auftreten (pseudomembranöse Colitis)

Schwangerschaft/Stillzeit

Es gibt bisher keine eindeutigen Hinweise auf ein teratogenes Potential von Loperamid. Loperamid sollte daher in der Schwangerschaft, insbesondere während des ersten Trimenons, nicht angewendet werden.

Loperamid geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Daher sollte Loperamid in der Stillzeit nicht angewendet werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
477.04 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 11.0 H
Q0-Wert:
1.0
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Imodium
  2. Fachinformation Lopedium
  3. Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth

 

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