Mianserin

Der Wirkstoff Mianserin gehört zur Arzneistoffgruppe der tetrazyklischen Antidepressiva und wird vor allem zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Mianserin besitzt antiserotonerge und antihistaminische Eigenschaften. Der Arzneistoff kann in seltenen Fällen gefährliche Blutbildveränderungen (Agranulozytose) bedingen.

Mianserin

Anwendung

Mianserin wird zur Behandlung vom depressiven Störungen eingesetzt.

Wirkmechanismus

Die Wirkung von Mianserin wird durch seine antiserotonergen und antihistaminischen Eigenschaften bedingt. Anticholinerge Effekte sind nur gering ausgeprägt. Bereits in den ersten Tagen der Behandlung kommt es zu der sedativ-anxiolytischen Wirkung. Die Hauptwirkung des Mianserin ist auf eine Blockade präsynaptischer alpha-2-Rezeptoren zurückzuführen. Für seine antidepressive Wirkung ist vor allem das S-Enantiomer verantwortlich. Dieses hat eine höhere Affinität für den 5-HT2-Rezeptor.

Pharmakokinetik

  • Nach oraler Gabe beträgt die systemische Verfügbarkeit von Mianserin ca. 30 Prozent.
  • Der Arzneistoff wird nach oraler Einnahme rasch und vollständig resorbiert und unterliegt einem "First-pass-effect" in der Leber.
  • Maximale Plasmaspiegel werden ca. 3 Stunden nach oraler Gabe erreicht.
  • Die Plasmakonzentration nimmt bei einer regelmäßigen Einnahme progressiv zu und erreicht den Steady state innerhalb von 2 bis 3 Wochen.
  • Die Plasmaproteinbindung beträgt 90 Prozent.
  • Die Biotransformation von Mianserin erfolgt beim Menschen hauptsächlich über aromatische Hydroxylierung, N-Oxidation und N-Demethylierung.
  • Der größte Dosisanteil wird metabolisiert, nur etwa 4 bis 7 Prozent werden renal eliminiert.
  • Die durchschnittliche Halbwertszeit beträgt 1,4 Stunden (0,5 bis 2,6 Stunden ) und 17 Stunden (8 bis 19 Stunden).

Es liegen keine Untersuchungen/Studien über die Plazentapassage vor. Mianserin geht in die Muttermilch über.

Nebenwirkungen

Gelegentlich treten Benommenheit, Zittern, unwillkürliche Bewegungen und orthostatische Hypotonie unter der Behandlung mit Mianserin auf. Vorübergehende Müdigkeit wurde in den ersten Behandlungstagen beobachtet.

Daneben wurde vereinzelt über folgende Nebenwirkungen bei therapeutischen Dosen berichtet:

  • Blutbildveränderungen, wie Leukopenie, Agranulozytose oder Thrombozytopenie
  • Krampfanfälle
  • Hypotonie
  • Gynäkomastie
  • Hypomanie
  • Hautausschlag
  • Ödeme
  • Gelenkschmerzen und -schwellungen
  • Störungen der Leberfunktion

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Mianserin sind bekannt für:

  • MAO-Hemmer ► diese sollten mindestens 2 Wochen vor dem Beginn einer Mianserin-Behandlung abgesetzt werden
  • Alkohol ► wechselseitige Wirkungsverstärkung
  • Antihypertonika ► Mianserin kann die blutdrucksenkende Wirkung von Antihypertonika vermindern

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen Mianserin
  • schweren Lebererkrankungen
  • Gleichzeitige Anwendung von MAO-Hemmern
  • Kinder

Nur unter besonderer Vorsicht bei:

  • schweren Nierenschäden
  • Anfallsleiden
  • Engwinkelglaukom
  • Prostatahypertrophie
  • älteren Patienten
  • Patienten mit vorangegangenem Herzinfarkt und Erregungsleitungsstörungen

Schwangerschaft/Stillzeit

Obwohl sich in tierexperimentellen Studien keine teratogenen Wirkungen zeigten, sollte eine Anwendung von Mianserin während der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bisher liegen keine klinischen Erkenntnisse vor. Der Arzt soll daher Patientinnen auffordern, eine während der Behandlung eintretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen, um über Weiterführen oder Beenden der Therapie zu entscheiden. Obwohl nur minimale Mengen von Mianserin mit der Muttermilch ausgeschieden werden, sollte bei zwingender Indikation abgestillt werden.

Hinweise

Blutbildveränderungen

Über Blutbildveränderungen, vorwiegend in Form einer Verminderung der weißen Blutkörperchen, ist berichtet worden. Diese Reaktionen traten meist nach 4 bis 6-wöchiger Behandlung auf und bildeten sich im Allgemeinen nach Absetzen der Therapie wieder zurück. Es werden daher wöchentliche Kontrollen des weißen Blutbildes in den ersten Behandlungsmonaten empfohlen. Bei einer Leukozytenzahl unter 3000/ml soll Mianserin abgesetzt und ein Differentialblutbild angefertigt werden. Der Patient ist darauf hinzuweisen, dass er beim Auftreten grippeähnlicher Erscheinungen seinen behandelnden Arzt aufsuchen muss. Die Therapie muss sofort abgebrochen und umgehend ein Differentialblutbild angefertigt werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
264.36 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 30.0 H
Q0-Wert:
0.95
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
18.05.2017
Quelle:

Fachinformation Mianserin

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