Natrium picosulfat
Natriumpicosulfat ist ein lokal wirkendes Laxans. Der Wirkstoff regt nach bakterieller Metabolisierung im Kolon die Mukosa des Dickdarms an. Dies führt zu einer Anregung der Peristaltik und fördert die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Kolonlumen.
Natriumpicosulfat: Übersicht

Anwendung
Natriumpicosulfat ist ein lokal wirkendes Laxans aus der Gruppe der Triarylmethane. Der Wirkstoff wird angewendet zur kurzfristigen Behandlung bei Obstipation sowie bei Erkrankungen, die eine erleichterte Defäkation erfordern.
Anwendungsart
Natriumpicosulfat ist in Form von Weichkapseln, Tropfen und einem Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen verfügbar.
Wirkmechanismus
Natriumpicosulfat ist wie auch Bisacodyl ein antiresorptiv oder hydragog wirkendes Laxans. Beide Wirkstoffe werden zu dem aktiven Metaboliten Bis-(p-Hydroxyphenyl)-pyridyl-2-methan (BHPM) hydrolysiert. Wobei dies bei Natriumpicosulfat durch Bakterien und bei Bisacodyl durch Esterasen geschieht.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung von Natriumpicosulfat beträgt für Erwachsene 5 bis 10 mg, für Kinder ab dem 4. Lebensjahr 2,5 bis 5 mg. Das Medikament wird idealerweise abends eingenommen. Die Wirkung tritt normalerweise nach 10 bis 12 Stunden ein.
Nebenwirkungen
Unter der Behandlung mit Natriumpicosulfat kann es sehr häufig zu Diarrhoe kommen. Häufig werden auch Blähungen, Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe als Nebenwirkungen beschrieben.
Wechselwirkung
Bei der Anwendung von Natriumpicosulfat, müssen Patienten, die gleichzeitig Diuretika oder Kortikosteroide anwenden, darüber aufgeklärt werden, dass übermäßiger Gebrauch des Abführmittels das Risiko von Elektrolytverschiebungen erhöhen kann. Elektrolytverschiebungen können zudem die Empfindlichkeit gegenüber Herzglykosiden erhöhen. Darüber hinaus kann die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika zum Verlust der abführenden Wirkung von Natriumpicosulfat führen.
Kontraindikationen
Natriumpicosulfat darf nicht angewendet werden bei:
- bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Triarylmethane oder einen der sonstigen Bestandteile der jeweiligen Arzneimittel
- Ileus, Darmobstruktion, akute Bauchbeschwerden wie Appendizitis
- Akut entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
- Starke Bauchschmerzen in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen
- Schwere Dehydratation
Schwangerschaft
Es liegen keine aussagekräftigen klinischen Studien zur Anwendung in der Schwangerschaft vor. In den mehr als 40 Jahren seit Einführung von Laxoberal/Natriumpicosulfat sind keine unerwünschten oder schädigenden Effekte einer Anwendung bei Schwangeren bekannt geworden. Eine Anwendung in der Schwangerschaft sollte jedoch trotzdem nur auf ärztlichen Rat erfolgen.
Stillzeit
Klinische Daten zeigen, dass weder der aktive Metabolit Bis-(parahydroxyphenyl)-pyridyl-2-methan (BHPM) noch dessen Glucuronide in die Muttermilch übertreten. Laxoberal kann daher während der Stillzeit angewendet werden
Anwendungshinweise
Natriumpicosulfat sollte bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, starken Bauchschmerzen und Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes nicht angewendet werden. Im Vergleich zu Bisacodyl ist Natriumpicosulfat bei Kindern unter vier Jahren kontraindiziert. Die Fachinformation empfiehlt aus Sicherheitsgründen, während der Schwangerschaft möglichst auf die Anwendung zu verzichten. Während der Stillzeit ist eine Anwendung hingegen möglich.
Wasser- und Elektrolythaushalt
Unter Anwendung von Natriumpicosulfat kann ein erhöhter intestinaler Flüssigkeitsverlust zur Dehydratisierung führen und Symptome wie Durst und Oligurie hervorrufen. Dies kann unter bestimmten Umständen (z.B. bei niereninsuffizienten oder älteren Patienten) gesundheitsschädliche Auswirkungen haben, weshalb in solchen Fällen die Anwendung von Bisacodyl unterbrochen und nur unter ärztlicher Aufsicht fortgeführt werden sollte. Bei Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes (z.B. erheblicher Flüssigkeitsmangel des Körpers) sollte Bisacodyl nicht angewendet werden.
Laxanzien-Abusus (Circulus vitiosus)
Laxanzien können im Allgemeinen bei übermäßiger Anwendung zu chronischer Diarrhö, abdominalen Schmerzen, Hypokaliämie, sekundärem Hyperaldosteronismus und Nierensteinen führen. Chronischer Laxanzien-Abusus ist zudem mit renalen tubulären Schädigungen, metabolischer Alkalose und durch Hypokaliämie bedingte Muskelschwäche assoziiert.
Alternativen
Neben Natriumpicosulfat kommen zur Behandlung einer Obstipation einige alternative Laxanzien in Frage:
- Quell- und Ballaststoffe wie Leinsamen, Flohsamenschalen oder Weizenkleie
- Osmotisch wirkende Laxanzien wie salinische Abführmittel (Magnesium- und Natriumsulfat bzw. Bitter- und Glaubersalz), Zuckeralkohole (Mannitol, Sorbitol), nicht resorbierbare Zucker (Lactulose, Lactitol) oder Macrogol
- Andere antiresorptiv und hydragog wirkende Laxanzien wie Bisacodyl oder Anthrachinone (z.B. in Faulbaumrinde, Sennesblättern und -früchten, Aloe)
- 5-HT4-Rezeptor-Agonisten wie Prucaloprid
- Chlorid-Kanal-Aktivatoren wie Lubiproston (bisher nicht in Deutschland zugelassen)
- Peripher wirksame Opioidrezeptor-Antagonisten (bei Opioid-induzierter Obstipation) wie Methylnaltrexon und Naloxon
- Guanylatzyklase-C-Agonisten wie Linaclotid
- Rizinusöl
- Rektale Entleerungshilfen wie CO2-freisetzende oder Glycerin-haltige Zäpfchen
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
- Freissmuth et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2020, Springer
- Mutschler et al., Mutschler Arzneimittelwirkungen, 2019, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Fachinformation Laxoberal ® Abführ-Tropfen
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