Nisoldipin
Nisoldipin gehört zur Klasse der Dihydropyridine der Calciumkanalblocker und wird zur Behandlung von Hypertonie angewendet.
Nisoldipin: Übersicht

Anwendung
Der Wirkstoff Nisoldipin wird in der Therapie von Bluthochdruck ohne erkennbare organische Ursache (essenzielle Hypertonie) angewendet, um den Blutdruck zu senken. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind koronare Herzkrankheiten wie stabile chronische Angina Pectoris (Belastungsangina).
Wirkmechanismus
Nisoldipin ist ein L-Typ-Calciumkanalantagonist, der den Einstrom von extrazellulärem Calcium durch die myokardialen und vaskulären Zellmembranen der glatten Muskulatur inhibiert. Die Abnahme des intrazellulären Calciums hemmt die Kontraktilität Prozesse der glatten Muskelzellen des Myokards, was zu einer Erweiterung der Koronararterien und systemischen Arterien, einer erhöhten Sauerstoffzufuhr zum myokardialen Gewebe, einem verringerten peripheren Gesamtwiderstand, einem verringerten systemischen Blutdruck und einer verringerten Nachlast führt.

Pharmakokinetik
- Nisoldipin wird relativ gut resorbiert, wobei 87% des radioaktiv markierten Arzneimittels im Urin und Faeces wiedergefunden werden.
- Die absolute Bioverfügbarkeit von Nisoldipin beträgt etwa 5%, die Proteinbindung 99%.
- Nisoldipin wird stark metabolisiert; im Urin wurden 5 Hauptmetaboliten identifiziert. Der hauptsächliche Biotransformationsweg scheint die Hydroxylierung des Isobutylesters zu sein.
- Ein hydroxyliertes Derivat der Seitenkette, das im Plasma in ungefähr gleichen Konzentrationen wie die Ausgangsverbindung vorhanden ist, scheint der einzige aktive Metabolit zu sein und besitzt etwa 10% der Aktivität der Ausgangsverbindung.
- Es wird angenommen, dass Cytochrom-P450-Enzyme eine wichtige Rolle im Metabolismus von Nisoldipin spielen.
- Obwohl 60-80% einer oralen Dosis mit dem Urin ausgeschieden werden, werden nur Spuren von unverändertem Nisoldipin im Urin gefunden.
- Die Halbwertzeit von Nisoldipin beträgt 7-12 Stunden.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Nisoldipin zählen Kopfschmerzen und Herz-Kreislaufbeschwerden wie Schwindel, Herzrasen (Tachykardie), Herzklopfen (Palpitation) und Herzengebeschwerden (Angina Pectoris). Daneben kommt es mitunter zu Müdigkeit, Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen (Parästhesien) und zu Gewebewasseransammlungen (Ödemen) in den Knöcheln.
Wechselwirkungen
Da Calciumkanalantagonisten durch CYP3A4 metabolisiert werden, kann es unter Anwendung dieser Arzneistoffe zu Interaktionen mit Subtraten, Inhibitoren und Induktoren dieses Enzyymsystems kommen.
Bei gleichzeitiger Gabe von strukturverwandten Stoffen (Dihydropyridinen) und CYP3A-Inhibitoren CYP3A wurde eine Erhöhung der Plasmaspitzenspiegel und eine Verstärkung der Wirkung und der Nebenwirkungen (z. B. periphere Ödeme) von Dihydropyridinen beobachtet.
Vorsicht ist geboten, wenn Nisoldipin zusammen mit starken CYP3A-Inhibitoren wie Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin, Clarithromycin), HIV-Protease-Inhibitoren (z. B. Ritonavir, Indinavir, Nelfinavir), Reverse-Transkriptase-Hemmern oder Azol-Antimykotika (z. B. Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol) gegeben wird.
Dihydropyridine scheinen zudem besonders empfindlich gegenüber einer Hemmung des Metabolismus durch Grapefruitsaft zu sein. In der Folge steigt die systemische Verfügbarkeit von Dihydropyridinen, die blutdrucksenkende Wirkung wird verstärkt.
Kontraindikationen
Nisoldipin darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Herz-Kreislauf-Schock
- instabiler Angina pectoris
- akutem Myokardinfarkt (innerhalb der ersten 12 Tage)
- höhergradiger Aortenstenose
- schweren Leberfunktionsstörungen (Leberzirrhose)
- Schwangerschaft und Stillzei
Anwendungshinweise
Gelegentlich kann es, insbesondere zu Beginn der Behandlung, zum Auftreten von Angina pectoris-Anfällen bzw. bei bestehender Angina pectoris zu einer Zunahme von Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der Anfälle kommen. Vereinzelt ist das Auftreten eines Herzinfarktes beschrieben worden.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation Baymykard
- DrugBank: Nisoldipine, abgerufen am 21.12.2022
- Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth
- Eisenberg, Mark J., Anya Brox, and Alain N. Bestawros. "Calcium channel blockers: an update." The American journal of medicine 116.1 (2004): 35-43.
- Elliott, William J., and C. Venkata S. Ram. "Calcium channel blockers." The Journal of Clinical Hypertension 13.9 (2011): 687
Abbildung
Dr. Isabelle Viktoria Maucher, Created with Biorender