Ocrelizumab

Ocrelizumab ist ein humanisierter rekombinanter monoklonaler Antikörper, der zur Therapie der Multiplen Sklerose eingesetzt wird.

Anwendung

Ocrelizumab wird zur Therapie der Multiplen Sklerose (MS) eingesetzt. Bei dieser entzündlichen Erkrankung des Nervensystems unterscheidet man zwei Formen: die schubförmige Multiple Sklerose (RMS) und die primär progrediente Form (PPMS). Bei der RMS tritt die Erkrankung in Schüben auf, wohingegen bei der PPMS eine kontinuierliche Verschlechterung erfolgt. Ocrelizumab ist zur Behandlung beider Formen zugelassen.

Wirkmechanismus

Ocrelizumab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper. Der Arzneistoff ist selektiv gegen CD20-exprimierende B-Zellen gerichtet. CD20 ist ein Antigen auf der Zelloberfläche, welches auf Prä-B-Zellen, reifen B-Zellen und B-Gedächtniszellen exprimiert wird, nicht jedoch auf lymphoiden Zellen und Plasmazellen.

Der Wirkmechanismus von Ocrelizumab bei MS, welcher zum therapeutischen Effekt führt, ist nicht vollständig bekannt. Man nimmt an, dass die Immunmodulation, welche durch die Reduktion der CD20-exprimierenden B-Zellen in Anzahl und Funktion stattfindet, eine Rolle spielt. Ocrelizumab beeinträchtigt die Fähigkeit der B-Zellen-Rekonstitution, die vorbestehende humorale Immunität sowie die angeborene Immunität und der Anzahl der T-Zellen nicht. 

Pharmakokinetik

Ocrelizumab führ zu einer raschen Depletion von CD19+-B-Zellen im Blut innerhalb von 14 Tagen nach der Therapie. Diese Depletion hält im Verlauf der gesamten Behandlungsphase an. In den durchgeführten Phase-III-Studien wiesen bis zu 5 % der Patienten zwischen den einzelnen Anwendungen von Ocrelizumab mindestens zu einem Zeitpunkt eine B-Zell-Repletion auf. Studiendaten weisen darauf hin, dass die mediane Zeit bis zum Auftreten einer B-Zell-Repletion  72 Wochen betrug. Bei der Mehrzahl der Patienten (90 %) hatten sich die B-Zellen 2,5 Jahre nach der letzten Infusion auf das Niveau des unteren Normalwertes oder Ausgangswertes regeneriert.

Nebenwirkungen

Infusionsbedingte Reaktionen und Infektionen sind die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen. Im Folgenden sind die Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:

Sehr häufig (≥ 1/10):

  • Infektionen der oberen Atemwege
  • Nasopharyngitis
  • Influenza
  • erniedrigtes Immunglobulin M im Blut
  • infusionsbedingte Reaktionen.

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10):

Wechselwirkungen

Bei Ocrelizumab sind keine Arzneimittelwechselwirkungen, die über die Cytochrom-P450-Enzyme oder andere metabolisierende Enzyme ablaufen, zu erwarten. Dementsprechend wurden hierzu keine Studien durchgeführt.

Immunisierung

Die Sicherheit einer Immunisierung mit viralen oder attenuierten Lebendimpfstoffen nach Ocrelizumab-Therapie wurde nicht untersucht.

Immunsuppressiva

Kortikosteroide zur symptomatischen Behandlung von Schüben können unter Ocrelizumab erfolgen. Die gleichzeitige Gabe von anderen Immunsuppressiva und Ocrelizumab wird nicht empfohlen.

Kontraindikation

Gegenanzeigen sind Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile und aktuell vorliegende, aktive Infektionen sowie ein schwer immunsupprimierter Zustand und bekannte aktive Malignome.

Schwangerschaft/Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Ocrelizumab-Gabe und 12 Monate über die letzte Behandlung hinaus eine Empfängnisverhütung anwenden.

Es existieren nur begrenzt Daten zur Anwendung von Ocrelizumab bei Schwangeren. Der Arzneistoff soll während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für den Fötus überwiegt. Für Neugeboren und Säuglinge kann ein Risiko nicht ausgeschlossen werden, weshalb Frauen unter Ocrelizumab nicht stillen sollten.

Autor:
Stand:
13.03.2018
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