Ofloxacin

Der Wirkstoff Ofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone oder auch Gyrasehemmer, der insbesondere im gramnegativen Bereich wirksam ist. Die Anwendung erfolgt lokal am Auge oder systemisch.

Ofloxacin

Anwendung

Ofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone (Gyrasehemmer). Das breite Wirkspektrum umfasst und fakultative Anaerobier, Aerobier und andere Keime wie Chlamydien, insbesondere im gramnegativen Bereich.

Der Wirkstoff wird bei Erwachsenen systemisch zu Behandlung der folgenden bakteriellen Infektionen angewendet:

  • Bakterielle Prostatitis, Epididymo-Orchitis
  • Akute Pyelonephritis
  • Komplizierte Harnwegsinfektionen
  • Entzündliche Erkrankungen des Beckens, in Kombination mit anderen Antibiotika

Ofloxacin dient weiterhin als Reserveantibiotikum bei den nachfolgend aufgeführten bakteriellen Infektionskrankheiten:

  • Akute Exazerbationen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung einschließlich Bronchitis
  • Ambulant erworbene Pneumonie
  • Komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen
  • Knochen- und Gelenkinfektionen
  • Unkomplizierte Zystitis
  • Urethritis
  • Prophylaxe bakterieller Infektionen bei neutropenischen Patienten

Zudem kann Ofloxacin lokal zur Behandlung von bakteriellen Infektionen des vorderen Augenabschnitts (Bindehaut, Hornhaut, Lidrand, Tränensack) angewendet werden, dazu zählen:

Bei der Behandlung von Infektionen mit Ofloxacin ist die lokale Resistenzlage zu berücksichtigen.

Anwendungsart

Die systemische Anwendung von Ofloxacin erfolgt bei Erwachsenen in Form von Tabletten, die unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit, unabhängig von der Nahrung eingenommen werden. In der Regel erfolgt die Einnahme zweimal täglich in annähernd gleichen Zeitabständen.

Ofloxacin kann ab einem Alter von einem Jahr lokal in Form von Augentropfen in Flaschen oder Einzeldosisbehältnissen sowie als Augensalbe angewendet werden. Es sind zudem Kombipackungen mit beiden Darreichungsformen im Handel.

Wirkmechanismus

Ofloxacin ist ein Hemmer der bakteriellen Topoisomerase II (Gyrase) und IV. Topoisomerasen sind Enzyme, die die Bindungen zwischen DNA-Einzelsträngen öffnen oder verschließen können und haben im Wesentlichen zwei Aufgaben: zum einen wird durch Verdrillung (Supercoiling) der DNA deren Kompaktierung und damit eine Platzersparnis in den Ruhephasen erreicht, zum anderen wird die DNA durch Doppelstrangbrüche für Rekombination, Replikation sowie Transkription und Reparatur zugänglich. Ofloxacin bildet mit DNA und Topoisomerase einen ternären Komplex, der das Wiederverschließen der beiden Einzelstränge verhindert. Zielstruktur ist dabei die A-Untereinheit der Topoisomerasen. Die Folge sind DNA-Schäden, die Hemmung der Transkription und Replikation und letztendlich der Verlust der Membranintegrität und der Zelltod des Bakteriums.

Ofloxacin wirkt also konzentrationsabhängig bakterizid auf sich teilende Erreger. Der Wirkstoff ist bakterienspezifisch, da die Topoisomerasen in höheren Organismen andere Strukturen und Funktionsweisen aufzeigen. Erst bei einer 100-fach höheren Konzentration als sie zur antibakteriellen Wirkung nötig ist, sind Wechselwirkungen mit humanen Topoisomerasen möglich.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Ofloxacin liegt als Racemat vor. Der Wirkstoff wird nach oraler Aufnahme gut und schnell resorbiert, die Bioverfügbarkeit liegt bei über 95%.
  • Die maximalen Plasmaspiegel nach einer oralen Einzeldosis von 200 mg Ofloxacin werden innerhalb etwa einer Stunde erreicht und liegen im Schnitt bei 2,6 mg/ml.
  • Bei lokaler Applikation von einem Salbenstrang am Auge werden nach etwa 5 Minuten Maximalkonzentrationen in der Konjunktiva von 9.72 µg/g und in der Sklera von 1,61 µg/g erreicht. Nach einer Stunde finden sich im Kammerwasser Konzentrationen von etwa 0,69 µg/g und in der Hornhaut von etwa 4,87 µg/g.
  • Für die Wirksamkeit ist insbesondere das Verhältnis der maximalen Serum- beziehungsweise Gewebekonzentration zur Minimalen Hemmkonzentration von Bedeutung.

Verteilung

  • Nach oraler Aufnahme verteilt sich Ofloxacin sowohl intra- als auch extrazellulär und ist daher auch gegen atypische Erreger wirksam. Der Wirkstoff hat eine gute Gewebepenetration, das Verteilungsvolumen beträgt etwa 120 L. Eine ausreichende Konzentration in der Liquorflüssigkeit wird dabei allerdings nicht erreicht.
  • Die Plasmaproteinbindung ist mit etwa 25% gering.
  • Bei der lokalen Anwendung am Auge kann Ofloxacin in Hornhaut, Bindehaut, Augenmuskel, Sklera, Iris, Ziliarkörper und Vorderkammer des Auges nachgewiesen werden. Bei wiederholter Applikation findet sich der Wirkstoff auch im Glaskörper.

Metabolismus

  • Ofloxacin wird zu weniger als 5% biotransformiert, die beiden Hauptmetabolite sind N-Desmethyl-Ofloxacin und Ofloxacin-N-Oxid.
  • N-Desmethyl-Ofloxacin hat eine mäßige antibakterielle Aktivität.

Elimination

  • Die Halbwertszeit von Ofloxacin liegt nach oraler Gabe bei 5,7 bis 7,0 Stunden.
  • Die Elimination erfolgt dosisunabhängig zu 80 bis 90% unverändert renal.
  • Ein geringer Anteil wird glucuronidiert mit den Fäzes ausgeschieden.  
  • Bei Niereninsuffizienz ist die Halbwertszeit des Wirkstoffs verlängert, die Clearance nimmt entsprechend ab.
  • Da sich Ofloxacin an melaninhaltige Gewebe anlagern kann, ist eine verlangsamte Elimination aus diesen Geweben und damit ein postantibiotischer Effekt möglich.
  • Zur systemischen Belastung nach lokaler Anwendung liegen bisher keine Daten vor.

Dosierung

Die Dosierung von Ofloxacin ist abhängig vom Indikationsgebiet, den Begleitfaktoren und dem Schweregrad der Infektion sowie dem Ansprechen des Patienten.

Systemische Anwendung

Systemisch ist in der Regel eine zweimal tägliche Gabe von 200 mg Ofloxacin üblich. Diese Dosis kann auf 400 mg Wirkstoff zweimal täglich erhöht werden. Bei der Therapie einer unkomplizierten Zystitis sind auch tägliche Einzelgaben von 400 mg möglich. Zur Behandlung der nicht von Gonokokken verursachten Urethritis werden zweimal täglich 300 mg Ofloxacin eingenommen, bei von Neisseria gonorrhoeae verursachter Urethritis 400 mg als Einzelgabe. Zur Infektionsprophylaxe bei neutropenischen Patienten werden Dosierungen von 400 bis 600 mg Ofloxacin pro Tag empfohlen.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisreduktion oder ein verlängertes Dosierintervall notwendig. Bei starken Nierenfunktionsstörungen mit einer Kreatinin-Clearance von 50 bis 20 ml/min wird eine Dosierung von 100 bis 200 mg täglich empfohlen. Ist die Kreatinin-Clearance geringer als 20 ml/min oder handelt es sich um Dialysepatienten sollten maximal 100 mg einmal täglich oder 200 mg innerhalb von 48 Stunden eingenommen werden.

Bei eingeschränkter Leberfunktion kann die Elimination von Ofloxacin vermindert sein, daher sollte eine Tagesdosis von 400 mg nicht überschritten werden.

Lokale Anwendung

Von Ofloxacin-haltigen Augentropfen wird viermal täglich ein Tropfen in jedes Auge getropft. Ein Tropfen enthält üblicherweise 0,10 mg des Wirkstoffs.

Von der Augensalbe wird dreimal täglich eine Einzeldosis (1 cm Salbenstrang) in den Bindehautsack eingebracht. Diese Einzelgabe entspricht 0,12 mg Ofloxacin. Bei Infektionen mit Chlamydien wird die Anwendungshäufigkeit auf fünfmal täglich erhöht.

Die lokale Anwendung sollte einen Zeitraum von zwei Wochen nicht überschreiten.

Nebenwirkungen

Die folgenden Nebenwirkungen können gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100) bei der systemischen Resorption von Ofloxacin auftreten:

  • Erregungszustände, Schlafstörungen, Schlaflosigkeit
  • Unruhe, Nervosität, Kopfschmerzen, Benommenheit
  • Schwindel
  • Hustenreiz, Nasenlaufen, Nasopharyngitis
  • Magenbeschwerden, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
  • Augenreizung, Augenbrennen, Konjunktivitis
  • Haut und Schleimhautreaktionen wie Juckreiz, Urtikaria, Hautausschläge
  • Palpitationen, Tachykardie
  • Vermehrung resistenter Bakterien und Pilze

Ofloxacin hat insbesondere bei längerer und hoch dosierter Anwendung ein hohes toxisches Potential. Auf Anzeichen dieser selten bis sehr selten auftretenden Nebenwirkungen sollte daher unbedingt geachtet werden:

  • Tendinitis und Sehnenruptur: bereits nach 48 Stunden möglich; erhöhtes Risiko bei gleichzeitiger Glucocorticoid-Gabe, älteren Pateinten und Nierenfunktionsstörungen
  • Photosensibilisierung
  • QT-Zeit-Verlängerung
  • Schwerwiegende Hautreaktionen wie Steven-Johnson-Syndrom oder toxisch epidermale Nekrolyse
  • Anaphylaktischer Schock
  • Leberschäden
  • Psychotische Reaktionen

Lokal können häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) folgende unerwünschte Wirkungen auftreten:

  • Irritationen des Auges, leichte Augenschmerzen
  • Verzögere Wundheilung der Kornea

In der Regel klingen die Nebenwirkungen nach Absetzen der Therapie wieder ab.
Bakterien können mit der Zeit Resistenzmechanismen entwickeln, die die Wirkung von Ofloxacin abschwächen oder verhindern, wie

  • Mutationen in der Struktur der Topoisomerasen
  • Erniedrigte Aufnahme in die Bakterienzelle durch verminderte Anzahl an Porinen
  • Erhöhter Efflux

Zwischen den Fluorchinolonen besteht in der Regel Parallelresistenz.

Wechselwirkungen

Die folgenden Wechselwirkungen sollten bei der Therapie mit Ofloxacin beachtet werden:

Kontraindikation

Die Anwendung von Ofloxacin ist sowohl lokal als auch systemisch bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Fluorchinolone kontraindiziert.
Bei der systemischen Applikation sind weiterhin folgende Kontraindikationen zu beachten:

  • Epilepsie
  • Sehnenerkrankungen oder -schäden bei früherer Fluorchinolon-Therapie
  • Kinder und Jugendliche vor Abschluss der Wachstumsphase
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft

Für die Anwendung von Ofloxacin in der Schwangerschaft ist die Datenlage bisher begrenzt. Der Wirkstoff passiert die Plazenta und erreicht etwa 30% der maternalen Serumkonzentration im Fruchtwasser. Ein Risiko für schwere Missbildungen oder teratogene Effekte scheint nicht zu bestehen. Allerdings wurden im Tierversuch Schäden am unreifen Gelenkknorpel bei ungeborenen und Jungtieren beobachtet. Aus diesem Grund ist die systemische Anwendung von Ofloxacin in der Schwangerschaft kontraindiziert und wird auch lokal nicht empfohlen.

Stillzeit

Der Wirkstoff Ofloxacin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Aufgrund des möglichen Risikos für Schäden an Knochen und Knorpel beim Säugling ist die Einnahme von Ofloxacin in der Stillzeit kontraindiziert. Da systemische Wirkungen bei lokaler Applikation am Auge nicht ausgeschlossen werden können, wird auch diese Anwendungsart in der Stillzeit nicht empfohlen. Es kann eine Stillpause für die Dauer der antibiotischen Lokaltherapie eingelegt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Bei der systemischen Therapie mit Ofloxacin können die Verkehrstüchtigkeit sowie die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen aufgrund unerwünschter Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Schläfrigkeit und Sehstörungen beeinträchtigt sein. Da Augenpräparate die Sicht zeitweise verschleiern können, ist auch hier eine Beeinträchtigung möglich. Die Patienten sollten daher zur Vorsicht ermahnt werden.

Anwendungshinweise

Die Anwendungsdauer des Antibiotikums Ofloxacin richtet sich nach dem Ansprechen der Erreger sowie dem klinischen Bild der Infektion. Generell sollte die systemische Behandlung mindestens noch über zwei bis drei Tage nach Abklingen der Symptome hinaus fortgeführt werden. Bei akuten Infektionen beträgt die Behandlungsdauer in der Regel sieben bis zehn Tage und sollte nicht länger als zwei Monate andauern.

Die Zeitabstände zwischen den Einnahmen sollten annähernd gleich sein, um die Mindesthemmkonzentration aufrecht zu erhalten. Einzelgaben von bis zu 400 mg werden vorzugweise morgens eingenommen. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, dass Antazida frühestens zwei Stunden nach der Antibiotika-Gabe angewendet werden dürfen.

Bei der Anwendung von Ofloxacin-haltigen Augentropfen und Salben sollte zwischen verschiedenen Präparaten mindestens 15 Minuten Abstand gehalten werden. Die Augensalben sind stets als letztes zu applizieren. Zur Vermeidung von Kontaminationen sollte die Tuben- oder Tropfflaschenöffnung nicht mit den Fingern oder Gegenständen in Berührung gebracht werden. Das Tragen von Kontaktlinsen während der Behandlung einer Augeninfektion wird nicht empfohlen.

Erkennen und Vermeiden unerwünschter Wirkungen

Da es unter der Therapie mit Ofloxacin zu Photosensibilisierungsreaktionen kommen kann, ist auf einen erhöhten Sonnenschutz während und bis mindestens zwei Tage nach der Behandlung zu achten.

Das Auftreten von schweren Diarrhoen während oder nach der Therapie kann ein Hinweis auf eine Clostridium difficile-assoziierte Erkrankung sein. Daher sollte hier eine genaue Abklärung erfolgen und wenn nötig die Therapie angepasst werden.

Patienten mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel neigen gegebenenfalls zu hämolytischen Reaktionen unter der Therapie mit Ofloxacin und sollten daher engmaschig überwacht werden.

Während der Therapie mit Ofloxacin sind falsch-positive Ergebnisse bei Opiat- und Porphyrinbestimmungen im Urin möglich.

Alternativen

Die Antibiotika Ciprofloxacin und Enoxacin sind Fluorchinolone mit einem vergleichbaren Wirkspektrum wie Ofloxacin. Ciprofloxacin wird systemisch häufig bei Atemwegsinfektionen sowie Infektionen der Nieren, der ableitenden Harnwege und der Geschlechtsorgane angewendet, findet aber auch lokal am Auge Anwendung. Enoxacin ist dagegen als Wirkstoff nicht mehr im Handel.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
361.37 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 7.0 H
Q0-Wert:
0.15
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
16.02.2021
Quelle:
  1. Geisslinger, Menzel, Gundermann, Hinz, Ruth (2020) Mutschler Arzneimittelwirkungen, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
  3. STADAPHARM GmbH. Fachinformation: Ofloxacin STADA® 200 mg Filmtabletten (02/2020)
  4. Dr. Gerhard Mann, Chem.-pharm. Fabrik GmbH. Fachinformation: Floxal® 3 mg/g Augentropfen (08/2019)
  5. OmniVision GmbH. Fachinformation: Ofloxa-Vision® 3mg/g Augensalbe (08/2019)
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