Papaverin

Papaverin ist ein aus dem Schlafmohn isoliertes Alkaloid, das als unspezifischer PDE-Hemmer den Abbau von cAMP und cGMP verhindert, wodurch sich die zyklischen Nukleotide in glatten Muskelzellen anreichern und eine Gewebsrelaxation bedingen. Einsatzgebiet von Papaverin ist die Herzchirurgie zur Verhinderung von Vasospasmen.

Papaverin

Anwendung

Papaverin ist unter dem Präparatenamen Paveron N indiziert zur intraluminalen Anwendung in der Koronarchirurgie (Koronarrevaskularisation) zur Verhinderung vasaler Spasmen bei der Gewinnung und Anastomisierung arterieller Grafts.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Erektionsstörungen: Hierbei wird Papaverin direkt in den Corpus cavernosum des Penis injiziert (SKAT, Schwellkörper-Autoinjektionstherapie).

Wirkmechanismus

Papaverin ist ein Nonxanthin-Phosphodiesterase-Hemmer zur Linderung von zerebraler und peripherer Ischämie im Zusammenhang mit arteriellen Spasmen und myokardialer Ischämie, die durch Arrhythmien kompliziert werden. Die Hauptwirkungen von Papaverin werden als Phosphodiesterase (PDE)-Hemmer auf die Herz- und glatte Muskulatur ausgeübt.

Pharmakokinetik

Verteilung

  • Die Proteinbindung von Papaverin beträgt 97%.
  • Nach i.v. Gabe von 1 mg/kg Papaverin beträgt das Verteilungsvolumen 1,52 ± 0,45 l/kg.
  • Bei Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist das Verteilungsvolumen nach i.v. Gabe signifikant vergrößert.
  • Dementsprechend ist auch die Halbwertszeit mit 2,8 ± 0,28 h gegenüber 1,3 ± 0,25 h ohne Herz-Lungen-Maschine verlängert.

Metabolisierung

  • Papaverin wird rasch metabolisiert.
  • Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch Demethylierung zu weniger oder nicht wirksamen Metaboliten

Elimination

  • Die Ausscheidung erfolgt vorwiegend als Konjugat über die Niere.
  • Bei Anurie ist die Elimination nicht wesentlich verändert.

Dosierung

In der Regel wird Paveron N in physiologischer NaCl-Lösung folgendermaßen verdünnt:

  • 1 Ampulle mit 2 ml Paveron N, entsprechend 50 mg Papaverinhydrochlorid, wird mit 48 ml NaCl 0,9%ig versetzt, so dass sich eine Endverdünnung von 50 mg/50 ml bzw. 1 mg/ 1ml ergibt.
  • Üblicherweise werden 3 ml (entsprechend 3 mg Papaverinhydrochlorid) der endverdünnten Lösung langsam unter Abklemmung in das distale Ende des abgesetzten arteriellen Blutgefässes instilliert. Eine Anhebung der Temperatur der Papaverinlösung auf 37°C kann zu einer Steigerung des angestrebten Effektes führen.
  • Die Lösung wird in der Regel einmalig im Rahmen einer Gefäßtransplantation angewendet.

Nebenwirkungen

Bei der intraluminalen Anwendung von Papaverin im Rahmen der Koronarrevaskularisation sind folgende Nebenwirkungen möglich:

  • Hypotonie
  • Flush
  • Herzrhythmusstörungen
  • Torsade de points Tachykardien

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Papaverin zu beachten:

  • Blutdrucksenkende Wirkstoffe: verstärkter hypotoner Effekt 
  • L-Dopa: Reduktion der L-Dopa-Wirkung durch Papaverin
  • Sulfonamide: Im Tierversuch führte Papaverin zu schock-equivalenten Zuständen in Kombination mit Sulfonamiden. Bei bestimmungsgemäßer, d.h. lokaler (intraluminaler) Anwendung dürften Interaktionsrisiken relativ gering sein.

Kontraindikationen

Papaverin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen, Glaukom oder Arrhythmien geboten.

Schwangerschaft

Es liegen keine Erfahrungen mit einer Anwendung von Papaverin während der Schwangerschaft vor. In Tierversuchen wurde Papaverin nur unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht. In-vitro-Untersuchungen zeigten für Papaverin teratogene Effekten (u.a. Neuralrohrdefekte) an verschiedenen Tierspezies. Der Wirkstoff sollte daher nur bei zwingender Indikation in der Schwangerschaft angewendet werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Papaverin in die Muttermilch übergeht, weshalb der Wirkstoff nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung während der Stillzeit angewendet werden sollte.

Verkehrstüchtigkeit

Die Anwendung erfolgt intraoperativ im Rahmen von Koronarrevaskularisationen, die per se keine unmittelbare Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen erlauben.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
339.38 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 1.8 H
Q0-Wert:
1.0
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
19.12.2022
Quelle:
  1. Fachinformation Paveron
  2. DrugBank: Papaverine, abgerufen am 19.12.2022
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1 Präparate mit Papaverin