Paromomycin

Paromomycin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside, das hauptsächlich zur Behandlung von Infektionen mit Darmwürmern eingesetzt wird. Es wirkt durch Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese.

Paromomycin

Anwendung

Paromomycin (Humatin) wird zur Therapie und Prophylaxe der portosystemischen Enzephalopathie und zur präoperativen Reduktion der Darmflora eingesetzt. Darüber hinaus ist der Wirkstoff für die Behandlung des nicht invasiven Amöbenbefalls des Darmlumens bei Erwachsenen und Jugendlichen geeignet.

Anwendungsart

Paromomycin ist in Form von Kapseln zur oralen Anwendung auf dem Markt. Für Säuglinge und Kinder gibt es Humatin Pulvis als Pulver zur Herstellung einer Lösung.

Wirkmechanismus

Paromomycin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Der Wirkmechanismus von Paromomycin beruht auf der Bindung an die bakterielle 30S-Untereinheit des Ribosoms in Bakterienzellen. Durch die Bindung von Paromomycin wird die korrekte Positionierung von tRNA-Molekülen im Ribosom gestört, was die Peptidbindung zwischen den Aminosäuren unterbricht und so die Proteinsynthese hemmt.

Darüber hinaus wirkt Paromomycin auch gegen Protozoen wie Amöben, die den Darm besiedeln und dort Entzündungen verursachen können. Es wird vermutet, dass Paromomycin auch hier durch die Hemmung der Proteinsynthese wirkt, doch ist der genaue Wirkmechanismus hier noch nicht vollständig geklärt.

Pharmakokinetik

Paromomycin unterscheidet sich von anderen Aminoglykosiden aufgrund seiner minimalen systemischen Resorption nach oraler Verabreichung, was zu einem geringen Potenzial für systemische Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führt. Nach oraler Gabe wird Paromomycin im Darm fast vollständig unverändert ausgeschieden.

Aufgrund seiner positiv geladenen Struktur bindet Paromomycin an negativ geladene Oberflächen von Schleimhäuten, insbesondere im Darmtrakt, und kann dadurch nur in geringem Umfang systemisch resorbiert werden. Der therapeutische Effekt von Paromomycin beruht somit hauptsächlich auf einer lokalen Wirkung im Darmtrakt.

Aufgrund der geringen systemischen Resorption gibt es nur begrenzte Daten zur Verteilung, Biotransformation und Elimination von Paromomycin. In Tierstudien wurde gezeigt, dass Paromomycin hauptsächlich über den Stuhl ausgeschieden wird. Die Plasmahalbwertszeit von Paromomycin beträgt etwa 2-4 Stunden, was auf eine schnelle Elimination hinweist.

Dosierung

Die Dosierungsempfehlungen von Paromomycin sind je nach Indikation und Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich.

  • Zur Prophylaxe und Therapie der portosystemischen Enzephalopathie wird eine Dosis von 1.000 bis 2.000 mg bzw. 35 (bis 75) mg Paromomycin pro kg Körpergewicht empfohlen.
  • Bei der präoperativen Reduktion der Darmflora werden während der letzten 2 präoperativen Tage täglich 4.000 mg Paromomycin verabreicht, bei orthograder Darmspülung können 8.000 bis 10.000 mg eingenommen werden.
  • Zur Therapie des nicht invasiven Amöbenbefalls des Darmlumens wird eine Tagesdosis von 15 bis 25 (bis 100) mg/kg Körpergewicht über mindestens 5 Tage empfohlen.
  • Die Dosierung sollte auf mehrere Einzeldosen verteilt werden, in 6- bis 8-stündigen Intervallen gegeben.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Paromomycin gehören Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen. Gelegentlich können auch Hautreaktionen wie Juckreiz und Hautausschlag sowie Störungen im Elektrolythaushalt wie eine Erhöhung des Kaliumspiegels auftreten. Selten sind schwerwiegendere Nebenwirkungen wie Nierenschäden und Schwerhörigkeit.

Wechselwirkungen

Da Paromomycin bei oraler Anwendung nur minimal resorbiert wird, besteht ein geringes Potenzial für systemische Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Allerdings können bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxanzien vom nicht depolarisierenden Typ die neuromuskuläre Blockade verstärkt werden.

Es sollte eine besondere Überwachung von Patienten erfolgen, die gleichzeitig oder nacheinander mit potenziell oto- oder nephrotoxischen Medikamenten wie Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid behandelt werden.

Kontraindikationen

Paromomycin darf nicht angewendet werden:

  • bei erwiesener Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Eine mögliche Kreuzallergie mit anderen Aminoglykosiden ist zu beachten
  • bei Früh- und Neugeborenen im Alter <1 Monat, aufgrund unreifer Nierenfunktion
  • bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in den Anwendungsgebieten „Therapie und Prophylaxe der portosystemischen Enzephalopathie“ und „Präoperative Reduktion der Darmflora“, da keine Daten vorliegen
  • bei einer Vorschädigung des Vestibularoder Cochleaorgans
  • bei Myasthenia gravis, Obstipation und Ileus
  • in der Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Paromomycin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da ein embryotoxisches und teratogenes Risiko im ersten Trimester und ein fetotoxisches Risiko in den späteren Trimestern nicht ausgeschlossen werden kann. Toxische Schäden am Gehör können während der gesamten Schwangerschaft auftreten.

Stillzeit

Die Anwendung von Paromomycin während der Stillzeit wird ebenfalls nicht empfohlen, da der Übergang in die Muttermilch nicht ausreichend geklärt ist.

Verkehrstüchtigkeit

Es gibt keine Daten zu den Auswirkungen von Paromomycin auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.

Anwendungshinweise

  • Sofortiger Abbruch bei schweren, akuten allergischen Reaktionen und anhaltenden Durchfällen (mögliche pseudomembranöse Kolitis)
  • Besondere Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, Langzeittherapie, Magen-Darm-Ulzera und entzündlichen Läsionen der Darmschleimhaut
  • Regelmäßige Überprüfung der Hörfunktion bei betroffenen Patientengruppen
  • Langfristige oder wiederholte Anwendung kann zu Superinfektionen führen

Alternativen

Behandlungsalternativen zu Paromomycin hängen von der spezifischen Erkrankung ab. Bei der Behandlung von nicht invasivem Amöbenbefall des Darmlumens kann Metronidazol oder Tinidazol als Alternative verwendet werden.

Bei der präoperativen Reduktion der Darmflora können auch andere Antibiotika wie Neomycin oder Vancomycin eingesetzt werden.

Die Wahl der Alternative hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. der Wirksamkeit gegen die spezifischen Erreger oder patientenspezifische Vorerkrankungen und Arzneimitteleinnahmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
615.63 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Humatin
  2. Davidson, Robert N., Margriet den Boer, and Koert Ritmeijer. "Paromomycin." Transactions of the royal society of tropical medicine and hygiene 103.7 (2009): 653-660.
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