Penicillamin
Penicillamin gehört zur Wirkstoffgruppe der nicht-proteinogenen Alpha-Aminosäuren. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein Spaltprodukt von Penicillin.
Penicillamin: Übersicht

Anwendung
Penicillamin wird in der Rheumatherapie oder bei der Behandlung von Schwermetallvergiftungen (z. B. mit Blei oder Quecksilber) angewendet. Weitere Anwendungsgebiete sind die Kupferspeicherkrankheit Morbus Wilson, die autoimmune Bindegewebserkrankung Sklerodermie und Cystinurie sowie fortschreitende Cystinleiden.
Wirkmechanismus
Penicillamin liegt in zwei enantiomeren Formen (chemische Verbindungen mit gleicher Konstruktion und gegensätzlicher räumlicher Struktur) vor. Die L-Form ist giftig. Die D-Form bildet schwer lösliche Chelate mit Schwermetallsalzen. Chelate sind Verbindungen eines Liganden (Atom oder Molekül) an ein zentrales Metall-Ion. Chelat kann vom Körper leichter über die Niere bzw. den Urin ausgeschieden werden und den Giftstoff somit „abtransportieren“.
Penicillamin spaltet im Organismus körpereigenes Disulfid. In Folge kommt es zur allmählichen Lösung von Cystinsteinen bei Cystinurie.
Der Wirkmechanismus von Penicillamin in der Rheumatherapie ist noch weitgehend unerforscht. Durch die Bildung von Kollagen (Strukturprotein in Bindegewebe) werden die elastischen Eigenschaften des Bindegewebes verbessert. Der Rheumafaktor (Antikörper gegen körpereigenes Immunglobulin-G) wird allem Anschein nach durch die Anwendung von Penicillamin vermindert. Zudem soll Penicillamin immunsuppressiv wirken, indem es die Anzahl der T-Lymphozyten im Synovialgewebe reduziert.
Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen von Penicillamin gehören schwere allergische Hautreaktion und Geschmacksstörungen, Schleimhautulzerationen an Zunge und im Wangenbereich sowie Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Fieber, Sehstörungen und nicht erklärbare Blutungen oder blaue Flecken sind seltene Nebenwirkungen von Penicillamin, die unbedingt ärztlich untersucht werden müssen.