Phenylbutazon
Phenylbutazon gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und wird bei chronischer Polyarthritis, akuten Schübe von Morbus Bechterew und akuten Gichtanfällen angewendet.
Phenylbutazon: Übersicht

Anwendung
Phenylbutazon ist ein Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), das wegen seiner schweren Nebenwirkungen nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt wird. Anwendungsgebiete sind dann Schmerztherapien bei chronischer Polyarthritis, akute Schübe von Morbus Bechterew und akute Gichtanfälle.
Phenylbutazon wird nur dann eingesetzt, wenn andere Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer nicht anschlagen oder nicht angewendet werden können.
Wirkmechanismus
Phenylbutazon ist das erste nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), das in Deutschland zugelassen wurde. Patentiert wurde der Wirkstoff bereits 1951. Chemisch betrachtet ist Phenylbutazon ein Pyrazolidindion-Derivat. Phenylbutazon stoppt Entzündungen, indem es die Produktion von Prostaglandinen durch Hemmung der Enzyme Cyclooxigenase (COX) 1 und 2 unterbricht. Insbesondere bei Verabreichung per Injektion verbleibt der Wirkstoff bis zu drei Wochen im Gewebe. Das ermöglicht einerseits eine starke Entzündungsminderung, fördert andererseits aber auch das Risiko für schwere Nebenwirkungen.

Dosierung
Bei der Behandlung akuter Schübe der Spondylitis ankylosans und der chronischen Polyarthritis wird je nach Schwere der Erkrankung initial 400 bis 600 mg Phenylbutazon empfohlen.
Danach ist eine Dosis von 200 bis 400 mg meist ausreichend.
Zur Behandlung des Gichtanfalls wird eine einmalige Initialdosis von 400 mg Phenylbutazon und anschließend 200 mg alle 12 Stunden über drei Tage empfohlen.
Nebenwirkungen
Zu den gefährlichen Nebenwirkungen von Phenylbutazon zählen unter anderem innere Blutungen, Magengeschwüre, Durchbrüche von Magengeschwüren oder der Magenwand, Leberentzündungen, Funktionsstörungen von Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse sowie Kreislaufstörungen. Insbesondere bei älteren Patienten verlaufen Blutungen und Perforationen von Magen oder Darm oft tödlich.
Wechselwirkungen
Bei der gleichzeitigen Anwendung folgender Wirkstoffe/Wirkstoffgruppen mit Phenylbutazon kann es zu Interaktionen kommen:
- Andere NSAR: Risiko gastrointestinaler Ulzera und Blutungen wird erhöht
- Phenytoin, Lithium: Serumspiegel dieser Arzneimittel wird erhöht.
- Digitoxin: Wirkung von Digitoxin wird abgeschwächt.
- Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Antagonisten: Wirkung dieser Arzneimittel wird abgeschwächt
- Glucocorticoide: Erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera oder Blutungen
- Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Erhöhtes Risiko gastrointestinaler Blutungen
- Methotrexat: Die Gabe von Phenylbutazon innerhalb von 24 Stunden vor oder nach Gabe von Methotrexat kann zu einer erhöhten Konzentration von Methotrexat und einer Zunahme seiner toxischen Wirkung führen
- Antikoagulanzien: Wirkverstärkung. Eine Kontrolle der Blutgerinnung ist daher angezeigt
- Barbiturate, Chlorphenamin, Rifampicin, Promethacin und Colestyramin: Reduktion der Konzentration von Phenylbutazon
- Methylphenidat und anabole Steroide (Methandrostenolon): Erhöhung der Konzentration von Phenylbutazon
- Orale Antidiabetika und Insulin: Wirkungsstärke oder Wirkdauer von oralen Antidiabetika und Insulin gesteigert, so daß die Gefahr einer Hypoglykämie besteht.
Kontraindikationen
Phenylbutazon darf nicht angewendet werden bei:
- bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Phenylbutazon oder anderen Pyrazolon-Verbindungen
- bekannten Reaktionen von Bronchospasmus, Asthma, Rhinitis oder Urtikaria nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen NSAR in der Vergangenheit
- ungeklärten Blutbildungs- und Gerinnungsstörungen
- bestehenden der in der Vergangenheit wiederholt aufgetretenen peptischen Ulzera oder Hämorraghien
- gastrointestinalen Blutungen oder Perforation in der Anamnese im Zusammenhang mit einer vorherigen Therapie mit NSAR
- zerebrovaskulären oder anderen aktiven Blutungen
- allgemeiner Blutungsneigung
- eingeschränkter Nierenfunktion
- eingeschränkter Leberfunktion
- schwerer Herzinsuffizienz
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Kindern und Jugendlichen
Stillzeit
Da Phenylbutazon in die Muttermilch übergeht, darf der Wirkstoff während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Verkehrstüchtigkeit
Da Phenylbutazon zentralnervöse Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel auslösen kann, ist es möglich, dass die Fähigkeit zum Fahren eines Kraftfahrzeuges und/oder zum Bedienen von
Maschinen eingeschränkt ist.
Anwendungshinweise
Phenylbutazon ist ein Reservewirkstoff, der ausschließlich in Ausnahmesituationen kurzzeitig eingesetzt werden sollte.