Pindolol

Pindolol ist ein nicht-selektiver Betablocker der ersten Generation, der vor allem zur Behandlung von Bluthochdruck angewendet wird. Aufgrund seiner antagonistischen Aktivität an Serotonin-5-HT1A-Rezeptoren, die wiederum inhibitorische 5-HT1A-Autorezeptoren blockieren, wurde der Wirkstoff als Zusatztherapie zu selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) bei der Behandlung von Depressionen erforscht.

Pindolol

Anwendung

Der Betablocker Pindolol ist indiziert für die Behandlung von:

Wirkmechanismus

Pindolol ist ein nicht-selektiver Betablocker. Die Blockade der adrenergen β1-Rezeptoren im Herzen führt zu einer Reduktion der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Durch Blockade von β1-Rezeptoren im juxtaglomerulären Apparat hemmt Pindolol die Freisetzung von Renin, was die Freisetzung von Angiotensin II und Aldosteron hemmt. Durch die Reduktion von Angiotensin II kommt es zu einer Hemmung der Vasokonstriktion; die Reduktion von Aldosteron führt zu einer Hemmung der Wasserretention.

Die Blockierung der β2-Adrenozeptoren entspannt die glatte Muskulatur, was zu einer Vasodilatation führt.

Betablocker

Pharmakokinetik

Resorption

  • Die mittlere orale Bioverfügbarkeit von Pindolol beträgt 87–92%.
  • Eine orale Dosis von 5 mg erreicht eine cmax von 33,1 ± 5,2 ng/ml mit einer tmax von 1–2 Stunden.

Verteilung

  • Das Verteilungsvolumen von Pindolol beträgt etwa 2-3 l/kg.
  • Pindolol ist im Plasma zu 40% an Proteine gebunden.
  • Pindolol bindet stärker an Alpha-1-Glykoprotein als an Serumalbumin.

Metabolisierung

  • 30-40% der verabreichten Pindolol-Dosis werden nicht metabolisiert.
  • Der Rest wird hydroxyliert und anschließend einer Glucuronidierung oder Sulfatkonjugation unterzogen.

Elimination

  • 80% der verabreichten oralen Dosis werden renal eliminiert, wobei 25-40% der Dosis als unveränderte Muttersubstanz vorliegen.
  • 6-9% einer intravenöse applizierten Dosis werden in den Faeces ausgeschieden.
  • Insgesamt liegen 60-65% der Dosis als Glucuronid- und Sulfat-Metaboliten vor.
  • Die Halbwertszeit von Pindolol variiert zwischen 3 und 4 Stunden, kann aber bei Patienten mit Leberzirrhose bis zu 30 Stunden betragen.
  • Bei ansonsten gesunden Patienten beträgt die systemische Clearance von Pindolol 400-500 ml/min.
  • Bei Patienten mit Leberzirrhose variiert die Clearance von Pindolol zwischen 50 und 300 ml/min.

Dosierung

Zur Behandlung von Koronarer Herzkrankheit oder arterieller Hypertonie wird eine Dosierung von 5 mg Pindolol dreimal täglich empfohlen. Bei hyperkinetischem Herzsyndrom beträgt die empfohlene Dosis 2,5 mg Pindolol zwei- bis dreimal täglich. Die Maximaldosis beträgt 10 mg Pindolol dreimal täglich.

Nebenwirkungen

Betablocker können auch an β2-Rezeptoren der Lunge binden und so zu einer Bronchokonstriktion führen. Dementsprechend ist eine hohe β1-Selektivität von Vorteil. Der β1-selektivste Wirkstoff ist Bisoprolol. Weiterhin kann es zu einer verminderten Hautdurchblutung, Müdigkeit, Bradykardie, Kopfschmerzen und Belastungsdyspnoe kommen. Es ist außerdem zu beachten, dass Betablocker die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern, da diese auf einer Adrenalinausschüttung beruhen.

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von Betablockern sind folgende Wechselwirkungen zu beachten:

  • Anwendung anderer Antihypertonika oder Arzneimittel, die eine Hypotonie oder Bradykardie auslösen können: Wirkungen addieren sich und eine Hypotonie oder Bradykardie kann verstärkt werden.
  • Calciumkanalantagonisten wie Verapamil und – in geringerem Ausmaß – Diltiazem wirken sich negativ auf die Kontraktilität und AV-Überleitung aus. Diese Kombination nicht bei Patienten mit Reizleitungsstörungen anwenden.
  • Calciumkanalantagonisten wie Nifedipin können zu einem erhöhten Hypotonie-Risiko führen. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die mit Calciumkanalantagonisten behandelt werden, kann eine Behandlung mit Betablockern zu Herzversagen führen.
  • Antiarrhythmika der Klasse I (z. B. Disopyramid, Chinidin) und Amiodaron können die Wirkung auf die atriale Überleitungszeit verstärken und negativ inotrope Wirkungen hervorrufen.
  • Insulin oder orale Antidiabetika: Blutzuckersenkende Wirkung kann verstärkt werden (vor allem bei nicht-selektiven Betablockern).
  • Anästhetika: Abschwächung der Reflextachykardie und erhöhtes Hypotonie-Risiko möglich. Eine Fortsetzung der Beta-Blockade reduziert das Risiko von Herzrhythmusstörungen während der Narkoseeinleitung und Intubation.
  • Ganglienblocker können die blutdrucksenkende Wirkung verstärken.
  • NSAIDs können die blutdrucksenkenden Wirkungen von Betablockern verringern.
  • Trizyklische Antidepressiva (wie z. B. Imipramin und Amitriptylin), Barbiturate oder Phenothiazine (wie z. B. Chlorpromazin) sowie andere Antipsychotika (wie z. B. Clozapin) können die blutdrucksenkende Wirkung verstärken.
  • Patienten, die Betablocker anwenden, reagieren möglicherweise nicht auf die Dosen Epinephrin, die üblicherweise zur Behandlung anaphylaktischer Reaktionen eingesetzt werden.
  • Bei gleichzeitiger Verabreichung von Beta-Sympathomimetika muss mit antagonistischen Effekten gerechnet werden.
  • Katecholamin-depletierende Arzneimittel wie  z. B. Reserpin können eine additive Wirkung haben.
  • Moxonidin oder α2-Antagonisten (wie z. B. Clonidin) erhöhen das Risiko einer Rebound-Hypertonie nach Absetzen des Arzneimittels.
  • Ergot-Derivate können zu schwerer peripherer Vasokonstriktion und Hypertonie führen.
  • Bei gleichzeitiger intravenöser Anwendung von Digoxin können die Digoxin-Blutspiegel ansteigen.
  • Digitalisglykoside können bei gleichzeitiger Anwendung zudem die AV-Überleitungszeit verlängern.

Kontraindikationen

Pindolol darf nicht angewendet werden bei:

Anwendungshinweise

Da bei Einnahme von unselektiven Betablockern auch β2-Rezeptoren der Leber blockiert werden, kommt es zu einer Hemmung der Glykogenolyse, was mit einem erhöhten Risiko für Hypoglykämie assoziiert sein kann. Darüber hinaus werden durch β1-Blockade Warnsymptome einer Hypoglykämie (Tachykardie, Tremor, Unruhe) maskiert. Diabetiker sollten deshalb bei Therapie mit Betablockern angewiesen werden auf das Hypoglykämie-Warnsymptom Schwitzen zu achten, da dieses Acetylcholin-vermittelt ist und nicht durch Betablocker beeinträchtigt wird. Generell sollte bei Diabetikern allerdings darauf geachtet werden, dass β1-selektive Betablocker angewendet werden, um die Auswirkungen auf die Gegenregulation möglichst gering zu halten.

Alternativen

Unterscheidung der einzelnen Vertreter

Vertreter dieser Gruppe lassen sich u.a. aufgrund ihrer Selektivität zu den einzelnen β-Rezeptoren, ihrer Lipophilie, ihren membranstabilisierenden Eigenschaften und ihrer intrinsisch sympathomimetischen Aktivität unterschieden werden.Propranolol ist aufgrund seiner hohen Lipophilie ZNS-gängig und wird deshalb auch zur Behandlung von Angst eingesetzt werden. Carvedilol bewirkt neben seiner Betarezeptor-blockierenden Wirkung auch eine Blockade des α1-Adrenozeptors.

β-Rezeptoren-Affinität

Wirkstoff

Affinität

Bisoprolol β1>>β2
Carvedilol β12
Metoprolol β12
Propranolol β12


Selektive Wirkstoffe

Nicht-selektive Wirkstoffe

Betablocker mit α1-Rezeptor-blockierenden Eigenschaften

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
248.32 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 3.5 H
Q0-Wert:
0.5
Quelle:
  1. Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth
  2. Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Visken

Abbildung

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