Prednison

Prednison gehört zu den synthetischen Glukokortikoiden und ist ein Prodrug. Der Wirkstoff kommt bei zahlreichen Indikationen systemisch zum Einsatz.

Prednison

Anwendung

Prednison wird in der Therapie von Erkrankungen eingesetzt, die einer systemischen Therapie mit Glukokortikoiden bedürfen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Substitutionstherapie, z.B. bei Morbus Addison
  • Zahlreiche Indikationen in der Rheumatologie, etwa bei rheumatoider Arthritis
  • Asthma bronchiale, COPD, interstitielle Lungenerkrankungen
  • In der Dermatologie,  wenn topische Glukokortikoide nicht ausreichen
  • Hämatologie und Onkologie
  • Neurologie, z.B. Myasthenia gravis
  • Toxische Zustände im Rahmen von schweren Infektionskrankheiten
  • Gastroenterologie
  • Nephrologie.

Diese Liste an Indikationen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Prednison, und Glukokortikoide im Allgemeinen, entfalten zahlreiche Wirkungen im Organismus – damit verbunden sind auch die Indikationen dieser Wirkstoffgruppe vielfältig.

Wirkmechanismus

Prednison gehört zu den nichtfluorierten Glukokortikoiden. Der Wirkstoff ist ein Prodrug, das in der Leber in den aktiven Wirkstoff Prednisolon überführt wird. Bei Prednison und Prednisolon wurde eine Doppelbindung eingeführt, die zu einer Verringerung der mineralokortikoiden Wirkung bei gleichzeitiger Profilierung der glukokortikoiden Wirkung führt.

Prednison, und auch die übrigen Glukokortikoide, beeinflussen in Abhängigkeit von der Dosis fast alle Gewebe im Körper. Die Glukokortikoid-Rezeptoren sind im Zytoplasma der Zellen lokalisiert. Es gibt zwei Isoformen des Glukokortikoid-Rezeptors, GRα und GRβ. Nur GRα kann Glukokortikoide binden. Nach Bindung an den Rezeptor wird dieser aktiviert und beeinflusst die Transkription Glukokortikoid-abhängiger Gene im Zellkern. 

Pharmakokinetik

Nach oraler Aufnahme wird Prednison rasch und fast vollständig resorbiert. Die maximale Serumkonzentration wird nach 1 bis 2 Stunden erreicht. Die Plasma-Halbwertszeit von Prednison beträgt 2 – 3 Stunden, die biologische Halbwertszeit liegt bei 12 – 36 Stunden.

Prednison wird nach der primären Leberpassage zu 80 bis 100 Prozent zu Prednisolon metabolisiert. Dieses wird reversibel an Transcortin und Plasmaalbumin gebunden.

Die Verstoffwechselung von Prednisolon erfolgt hauptsächlich in der Leber, zu 70 Prozent durch Glukuronidierung und zu 30 Prozent durch Sulfatierung. Die entstehenden Metabolite sind hormonell inaktiv. Die Elimination erfolgt überwiegend renal. Nur ein minimaler Anteil von Prednison/Prednisolon wird unverändert mit dem Harn ausgeschieden.

Die Wirkdauer von Prednison geht über die Verweilzeit im Serum hinaus und beträgt im mittleren Dosisbereich 18 bis 36 Stunden.

Dosierung

Die Höhe der Dosierung ist abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung und vom individuellen Ansprechen des Patienten.

Oral

Tabletten

Substitutionstherapie
  • Bei Nebennierenrinden-Insuffizienz jeglicher Genese und jenseits des Wachstumsalters:

Die empfohlene Dosis liegt bei 5 bis 7,5 mg Prednison/Tag, verteilt auf zwei Einzeldosen in der Regel morgens und mittags. Bei adrenogenitalem Syndrom sollte die Dosis morgens und abends eingenommen werden, da die Abenddosis den nächtlichen ACTH-Anstieg vermindern und damit einer Nebennierenrinden-Hyperplasie entgegenwirken kann. Bei besonderen körperlichen Belastungen kann eine Dosiserhöhung um das zwei bis dreifache, bei extremen Belastungen (z. B. Geburt) bis zum zehnfachen notwendig werden.

  • Bei Stresszuständen nach langfristiger Glucocorticoid-Therapie:

Die Dosis sollte frühzeitig bis zu 50 mg Prednison/Tag betragen, danach ist eine Dosisreduktion über mehrere Tage erforderlich.

Behandlung von weiteren Erkrankungen, die einer systemischen Therapie mit Glucocorticoiden bedürfen

Im Allgemeinen werden relativ hohe Initialdosen eingesetzt, insbesondere bei akuten schweren Verlaufsformen. Danach sollte auf eine möglichst niedrige Erhaltungsdosis, die im Allgemeinen zwischen 5 und 15 mg Prednison täglich liegen sollte, reduziert werden. Bei chronischen Erkrankungen ist oft eine Langzeitbehandlung mit niedrigen Erhaltungsdosen erforderlich. Je nach Erscheinungsform und Schweregrad der Erkrankung wird nach vier unterschiedlichen Dosierungsschemata dosiert. Dabei liegt die sehr niedrige Dosis bei 1,5-7,5 mg/Tag bzw. 10 mg/Tag, die niedrige Dosis liegt bei 10-40 mg/Tag, während die mittlere Dosis bei 40-80 mg/Tag und die hohe Dosis bei 80-100 mg/Tag bzw. 250 mg/Tag liegt. In der Regel sollte die gesamte Tagesdosis frühmorgens zwischen 6.00 und 8.00 Uhr eingenommen werden. Hohe Tagesdosen können jedoch auch auf 2-4, mittlere Tagesdosen auf 2-3 Einzelgaben verteilt werden.

Nachfolgend sind einige Anwendungsgebiete mit Dosierungsempfehlungen exemplarisch aufgeführt:

  • Rheumatologie: aktive rheumatoide Arthritis mit schweren progredienten Verlaufsformen, z. B. destruierend verlaufende Formen (hohe Dosis)
  • Pneumologie: akute Exazerbation einer COPD (mittlere Dosis), empfohlene Therapiedauer bis zu 10 Tage
  • Erkrankungen der oberen Luftwege: schwere Verlaufsformen von Pollinosis und Rhinitis allergica, nach Versagen intranasal verabreichter Glucocorticoide (niedrige Dosis)
  • Dermatologie: Ekzemerkrankungen, z. B. atopisches Ekzem, Kontaktekzeme, mikrobielles (nummuläres) Ekzem (mittlere bis hohe Dosis)
  • Hämatologie/Onkologie: Prophylaxe und Therapie von Zytostatika-induziertem Erbrechen (mittlere bis hohe Dosis), Anwendung im Rahmen antiemetischer Schemata
  • Neurologie (hohe Dosis): Myasthenia gravis (Mittel der l. Wahl ist Azathioprin)
  • Infektiologie: schwere Verlaufsform einer Lungentuberkulose (mittlere Dosis)
  • Augenkrankheiten: bei Systemerkrankungen mit Augenbeteiligung und nur nach erfolgloser lokaler Behandlung (mittlere bis hohe Dosis)
  • Gastroenterologie/Hepatologie: Morbus Crohn (mittlere Dosis)
  • Nephrologie:  Extrakapillär-proliferative Glomerulonephritis außer bei Rapid progressive Glomerulonephritis, bei allen anderen Formen langfristige Fortführung der Therapie (sehr niedrige Dosis)
Therapie im Rahmen von Kombinationschemotherapien in onkologischen Anwendungsgebieten

Hierbei erfolgt die Prednisongabe in der Regel in einer Einmaldosis ohne erforderliches Ausschleichen zum Therapieende. Nachfolgend sind einige etablierte Chemotherapieprotokolle mit den jeweiligen Prednisondosierungen exemplarisch aufgeführt:

Kinder

Im Wachstumsalter sollte die Therapie möglichst alternierend oder intermittierend erfolgen, ausgenommen bei BNS-Krämpfen oder anderen besonderen Fällen. Die hohe Dosierung beträgt 2-3 mg/kg KG/Tag, die mittlere Dosierung 1-2 mg/kg KG/Tag und die Erhaltungsdosis 0,25 mg/kg KG/Tag.

Dosisreduktion

Die Dosis ist nach Eintritt der klinisch erwünschten Wirkung und in Abhängigkeit von der Grunderkrankung zu beginnen. Bei Einnahme mehrerer Einzeldosen über den Tag sollte zunächst die abendliche Dosis, dann die etwaige Mittagsdosis reduziert werden. Die Dosis wird zunächst in etwas größeren Schritten, ab ca. 30 mg/Tag in kleineren Stufen reduziert. Je nach klinischer Situation wird über den völligen Dosisabbau oder die Notwendigkeit einer Erhaltungsdosis entschieden. Unter Beobachtung der Krankheitsaktivität können Dosierungen über 30 mg/Tag um 10 mg alle 2-5 Tage reduziert werden. Bei Dosierungen zwischen 30 mg bis 15 mg/Tag sollte die Dosisreduktion wöchentlich um 5 mg, bei 15 bis 10 mg/Tag um 2,5 mg/Tag alle 1-2 Wochen, bei 10 mg bis 6 mg/Tag um 1 mg alle 2 bis 4 Wochen und bei weniger als 6 mg/Tag um 0,5 mg alle 1-2 Monate erfolgen. Hohe Dosen, die nur über wenige Tage gegeben werden, können in der Regel ohne Ausschleichen abgesetzt werden.

Art der Anwendung

Die Tabletten werden zu oder nach dem Essen, bevorzugt nach dem Frühstück, unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.

Zudem sollte überprüft werden, ob eine alternierende Gabe (jeden 2. Tag die doppelte Dosis der üblichen Tagesmenge) von Prednison möglich ist.

Bei Hypothyreose und bei Leberzirrhose sollte die Dosis reduziert werden.

Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung

Zur Behandlung der mäßigen bis schweren, aktiven rheumatoiden Arthritis, insbesondere wenn diese von morgendlicher Gelenksteifigkeit begleitet ist

Als Initialdosis wird in der Regel 10 mg Prednison empfohlen, wobei in bestimmten Fällen eine höhere Initialdosis erforderlich sein kann (z. B. 15 oder 20 mg Prednison). Danach kann die Anfangsdosis je nach Ansprechen der Therapie schrittweise auf eine niedrigere Erhaltungsdosis reduziert werden.

Für die Langzeitbehandlung der rheumatoiden Arthritis kann bis zu 10 mg Prednison täglich verwendet werden. Die Dosis kann alle 2 - 4 Wochen in Schritten von 1 mg verringert werden, bis eine angemessene Erhaltungsdosis erreicht ist oder ganz abgesetzt wird.

Umstellung

Bei der Umstellung von schnellfreisetzenden Tabletten mit morgendlicher Einnahme auf Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung und abendlicher Einnahme sollte die gleiche Dosis beibehalten werden. Nach der Umstellung kann die Dosis entsprechend der klinischen Situation angepasst werden.

Kinder und Jugendliche

Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen wird nicht empfohlen, da zur Verträglichkeit und Wirksamkeit keine ausreichenden Daten vorliegen.

Art der Anwendung

Prednison-Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung sind abends gegen 22 Uhr mit oder direkt nach einer Mahlzeit im Ganzen und unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Bei nüchterner Einnahme kann die Bioverfügbarkeit von Prednison verringert sein. Die Tabletten dürfen nicht geteilt werden und sind darauf ausgelegt, den Wirkstoff mit einer Verzögerung von etwa 4 – 6 Stunden nach der Einnahme freizusetzen, um so eine zirkadiane Therapie zu gewährleisten.

Rektal

zur Akutbehandlung von Pseudokrupp (akute stenosierende Laryngotracheitis), Krupp und spastischer Bronchitis bei Kindern

Die übliche Dosis beträgt 100 mg Prednison Zäpfchen.

Art der Anwendung

Das Zäpfchen wird tief in den Darm eingeführt. Die Behandlung falls notwendig maximal einmal wiederholen. Eine Gesamtdosis von 200 mg Prednison sollte nicht überschritten werden. Die Anwendung sollte 2 Tage möglichst nicht überschreiten.

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen unter Therapie hängen stark von Dosis und Dauer der Therapie ab. Eine Angabe der Häufigkeit ist daher nicht möglich.

Folgende Nebenwirkungen können auftreten:

  • Infektionen und parasitäre Erkrankungen infolge der Schwächung der Immunabwehr
  • Mäßige Leukozytose, Lymphopenie, Eosinopenie, Polyzythämie
  • Allergische Reaktionen, schwere anaphylaktische Reaktionen
  • Adrenale Suppression und Induktion eines Cushing-Syndroms
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen, z.B. Diabetes mellitus
  • Psychiatrische Erkrankungen
  • Erkrankungen des Nervensystems
  • Ophthalmologische Erkrankungen
  • Gefäßerkrankungen
  • Magen-Darm-Ulcera, gastrointestinale Blutungen, Pankreatitis
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
  • Sklerodermiebedingte renale Krisen
  • Störungen der Sexualhormonsekretion
  • Verzögerte Wundheilung.

Wechselwirkungen

Im Folgenden sind die Wechselwirkungen von Prednison aufgeführt:

  • Herzglykoside: Kaliummangel kann die Glykosidwirkung verstärken.
  • Saluretika/Laxantien: Die Kaliumausscheidung wird verstärkt.
  • Antidiabetika: Verminderung der blutzuckersenkenden Wirkung.
  • Cumarin-Derivate: Die Antikoagulanzienwirkung kann sowohl abgeschwächt oder verstärkt werden.
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika (NSAR), Salicylate und Indometacin: Erhöhte Gefahr von Magen- und Darm-Ulcera und –Blutungen.
  • Nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien: Der muskelrelaxierende Effekt kann länger anhalten.
  • Atropin und andere Anticholinergika: Zusätzliche Steigerung des Augeninnendrucks bei gleichzeitiger Anwendung möglich.
  • Praziquantel: Kortikosteroide können zu einem Abfall der Praziquantel-Konzentration im Blut führen.
  • Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin: erhöhtes Risiko des Auftretens von Myopathien und Kardiomyopathien.
  • Somatropin: Prednison kann die Wirkung von Somatropin vermindern.
  • Protirelin: Der TSH-Anstieg kann reduziert sein.
  • Östrogene können die Halbwertszeit von Glukokortikoiden verlängern.
  • Antazida: Magnesium- und Aluminiumhydroxid vermindern die Prednison-Resorption. Die Einnahme sollte daher mit zeitlichem Abstand von 2 Stunden erfolgen.
  • CYP3A4-aktivierende Substanzen (Rifampicin, Phenytoin, Barbiturate, Carbamazepin, Primidon) können die Kortikoidwirkung abschwächen.
  • Die gleichzeitige Therapie mit CYP3A4-Inhibitoren incl. cobicistathaltiger Produkte sollte vermieden werden, es sei denn der Nutzen überwiegt das Risiko.
  • Immunsuppressive Substanzen: erhöhte Infektanfälligkeit; unter Ciclosporin erhöhte Gefahr zerebraler Krampfanfälle.
  • ACE-Hemmer: erhöhtes Risiko, dass Blutbildveränderungen auftreten.
  • Unter Fluorchinolonen kann das Risiko für Sehnenbeschwerden erhöht sein.

Kontraindikation

Eine Gegenanzeige zur Anwendung von Prednison ist eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Schwangerschaft/Stillzeit

Die Anwendung von Prednison darf während der Schwangerschaft nur nach einer sorgfältigen Nutzen-/Risiko-Abwägung erfolgen.

Prednison geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bislang nicht bekannt geworden, dennoch sollte die Indikation in der Stillzeit streng gestellt werden.

Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie der entsprechenden Fachinformation entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
358.43 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 3.0 H
Q0-Wert:
1.0
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