Pseudoephedrin
Der Wirkstoff Pseudoephedrin ist ein indirekt wirkendes Sympathomimetikum, das zur Behandlung erkältungsbedingter Beschwerden mit Schleimhautschwellung von Nase und Nebenhöhlen sowie zur Therapie der allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) in Kombinationspräparaten angewendet wird. Arzneimittel mit dem Wirkstoff wirken gefäßverengend über die Freisetzung von Noradrenalin.
Pseudoephedrin: Übersicht

Anwendung
Pseudoephedrin wird in Kombination mit Cetirizin, Tiprolidin oder Desloratadin zur symptomatischen Therapie der allergischen Rhinitis angewendet, wenn diese mit Verstopfung der Nase einhergeht.
In Kombination mit Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure wird es angewendet zur symptomatischen Behandlung der Schleimhautschwellung von Nase und Nebenhöhlen (Rhinosinusitis) verbunden mit Kopfschmerzen, Fieber und erkältungsbedingten Schmerzen.
Anwendungsart
Pseudoephedrin ist in Deutschland nur in Kombination mit anderen Wirkstoffen verfügbar.
Wirkmechanismus
Pseudoephedrin ist ein natürlich vorkommendes Stereoisomer von Ephedrin. Der Wirkstoff ist ein indirektes Sympathomimetikum da er die Freisetzung von Noradrenalin an adrenergen Nervenendigungen stimuliert. Das freigesetzte Noradrenalin wirkt dann als Agonist an Alpha- und Betarezeptoren und bewirkt eine Vasokonstriktion. Die alpha-mimetische Wirkung ist hierbei stärker als die beta-mimetische. Die Blutgefäße der oberen Luftwege werden stärker beeinflusst als die des systemischen Kreislaufs. Pseudoephedrin bewirkt eine Abschwellung der Nasen- und Nebenhöhlenschleimhäute und hat im Vergleich zu Ephedrin eine schwächere Wirkung auf den Blutdruck und die Herzfrequenz sowie wesentlich geringere ZNS-stimulierende Effekte.
Pharmakokinetik
Pseudoephedrin wird teilweise in der Leber unter N-Demethylierung abgebaut. Der resultierende Metabolit ist ebenfalls wirksam. Die aktive Substanz und ihr Metabolit werden renal eliminiert (55 bis 75 Prozent der Dosis werden unverändert ausgeschieden). Pseudoephedrin wird schnell und nahezu vollständig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Nach ca. 2 Stunden werden Plasmaspitzenwerte gemessen. Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 5,5 Stunden, wenn der Urin-pH zwischen 5 und 7 liegt. Bei Ansäuerung des Urins ist die Ausscheidung beschleunigt, bei alkalischem pH verlangsamt.
Es wird angenommen, dass Pseudoephedrin die Placenta- und Blut-Hirn-Schranke überwindet. Pseudoephedrin geht außerdem in die Muttermilch über.
Dosierung
Pseudoephedrin ist üblicherweise mit einer Dosis von 30 oder 60 mg in Kombinationspräparaten (sofortige Freisetzung) enthalten. Die maximale Dosis beträgt 240 mg innerhalb von 24 Stunden.
Nebenwirkungen
Eine Anwendung von Pseudoephedrin kann zu folgenden Nebenwirkungen führen (Häufigkeit nicht bekannt):
- Unruhe, Halluzinationen, Ängstlichkeit, Verhaltensstörungen, Schlaflosigkeit
- Hämorrhagischer Schlaganfall, ischämischer Schlaganfall, Krampfanfälle, Kopfschmerzen
- Palpitationen, Tachykardie, Schmerzen im Brustbereich, Arrhythmie
- Hypertonie
- Mundtrockenheit, Durst, Nausea, Erbrechen
- Hautausschlag, Urtikaria, Pruritus, Hyperhidrose
- Miktionsstörungen
Wechselwirkungen
Mit folgenden Verbindungen kann es zu Wechselwirkungen unter der Einnahme von Pseudoephedrin kommen:
- Trizyklische Antidepressiva und Adrenomimetika – wie Dekongestiva, Appetitzügler und amphetaminähnliche Psychostimulanzien ► Blutdruckanstieg möglich
- Bretyliumtosylat, Bethanidin, Guanethidin, Mecamylamin, Reserpin, Debrisoquin, Methyldopa, Alpha- und Betablocker sowie Veratrumalkaloide ► blutdrucksenkende Wirkung kann vermindert werden
- Monoaminooxidase-Hemmer ► kritische Hochdruckkrisen möglich
Aufgrund des Risikos einer Vasokonstriktion sowie eines Blutdruckanstiegs dürfen folgende Kombinationen nicht angewendet werden:
- Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid und Pergolid
- Dihydroergotamin, Ergotamin und Methylergometrin (dopaminerge Vasokonstriktoren)
- Andere Vasokonstriktoren, die oral oder nasal als Nasendekongestiva angewendet werden (z. B. Phenylpropanolamin, Phenylephrin, Ephedrin) dürfen aufgrund des Risikos einer Vasokonstriktion nicht angewendet werden
- Antazida erhöhen die Resorptionsrate von Pseudoephedrin, Kaolin senkt sie.
- Halogenhaltige Inhalationsnarkotika ► perioperative akute Hypertonie möglich. Behandlung ist vorzugsweise 24 Stunden vor einer Narkose zu unterbrechen
Kontraindikation
Arzneimittel mit dem Wirkstoff Pseudoephedrin dürfen nicht angewendet werden bei:
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Kinder unter 12 Jahren und Erwachsene über 60 Jahre
- Tachyarrhythmie
- Hyperthyreose
- hämorrhagischem Schlaganfall in der Anamnese oder bei Risikofaktoren, die das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls erhöhen können aufgrund der alpha-mimetischen Aktivität des Vasokonstriktors
- gleichzeitige Anwendung mit Vasokonstriktoren (Bromocriptin, Pergolid, Lisurid, Cabergolin, Ergotamin, Dihydroergotamin) oder jedem anderen Dekongestivum, das zum Abschwellen der Nasenschleimhäute entweder oral oder nasal angewendet wird (Phenylpropanolamin, Phenylephrin, Ephedrin,...)
- Prostatavergrößerung und/oder Funktionsstörungen der Harnblase
- schwerer Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen
- erhöhtem Blutdruck
- schwerer koronare Herzkrankheit
- gleichzeitiger Behandlung mit Monoaminooxidasehemmern oder Linezolid, auch wenn die Behandlung in den vorangegangenen 2 Wochen erfolgte
- erhöhtem Augeninnendruck
- erhöhtem Risiko für QT-Zeitverlängerungen wie z. B. Patienten mit klinisch-relevanten kardialen Erkrankungen, dem angeborenen Long-QT-Syndrom oder Elektrolytstörungen
Schwangerschaft/Stillzeit
Die Anwendung von Pseudoephedrin ist während der Schwangerschaft kontraindiziert, da der Wirkstoff den uterinen Blutfluss vermindert.
Da Pseudoephedrin in die Muttermilch übergeht, dürfen Medikamente mit dem Wirkstoff in der Stillzeit nicht angewendet werden.
Verkehrstüchtigkeit
Pseudoephedrin in Kombination mit Ibuprofen oder Antihistaminika kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Schwindel und Sehstörungen sind außerdem möglich.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Alternativen
Phenylephrin ist ein direkt wirkendes Sympathomimetikum, welches in Kombination mit Paracetamol zur Behandlung der der Schleimhautschwellung bei erkältungsbedingten Beschwerden zugelassen ist.
Wirkstoff-Informationen
- Drugs.com, pseudoephedrine
- Fachinformation BoxaGrippal
- Fachinformation Reactine-duo
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Aspirin Complex Granulat-Sticks 500 mg/30 mg Granulat
Bayer Vital GmbH Selbstmedikations-/Consumer-Care-Prod.
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Aspirin® Complex, Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
Bayer Vital GmbH Selbstmedikations-/Consumer-Care-Prod.
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Aspirin Sinucomplex, 500 mg/30 mg Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
Bayer Vital GmbH Selbstmedikations-/Consumer-Care-Prod.
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BoxaGrippal Erkältungssaft 200 mg/10 ml + 30 mg/10 ml Suspension zum Einnehmen
Angelini Pharma Deutschland GmbH
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BoxaGrippal Erkältungstabletten 200 mg/30 mg Filmtabletten
Angelini Pharma Deutschland GmbH
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BoxaGrippal forte Erkältungstabletten 400 mg/60 mg Filmtabletten
Angelini Pharma Deutschland GmbH
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GRIPPAL COMPLEX DoppelherzPharma 200 mg/30 mg Filmtabletten
Queisser Pharma GmbH & Co. KG
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Grippostad® COMPLEX ASS/Pseudoephedrinhydrochlorid mit Orangenaroma 500 mg/30 mg Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
STADA Consumer Health Deutschland GmbH
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Ibu - 1 A Pharma® Grippal 200 mg/30 mg Filmtabletten
1 A Pharma GmbH
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OlyGrippal Tag & Nacht 500 mg/60 mg Tabletten und 500 mg/25 mg Filmtabletten
Kenvue Germany GmbH (OTC)
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ratioGrippal® 200 mg/30 mg Filmtabletten
ratiopharm GmbH
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Reactine duo, 5 mg / 120 mg Retardtabletten
Kenvue Germany GmbH (OTC)
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Rhinopront® Kombi Tabletten
Recordati Pharma GmbH
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WICK DayNait Filmtabletten
Wick Pharma - Zweigniederlassung der Procter & Gamble GmbH
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WICK DuoGrippal 200 mg/30 mg Filmtabletten
Wick Pharma - Zweigniederlassung der Procter & Gamble GmbH