Rifabutin

Medikamente mit dem Wirkstoff Rifabutin werden in der Therapie von bakteriellen Erkrankungen eingesetzt. Rifabutin ist ein Antibiotikum das gegen Gram-positive, Gram-negative und Mykobakterien wirksam ist. Der Arzneistoff gehört zur Klasse der Breitspektrumantibiotika der Ansamycin-Gruppe.

Anwendung

Rifabutin besitzt folgende Indikationen:

  • Behandlung von symptomatischen, generalisierten Infektionen mit Mycobacterium avium (MAC) bei AIDS-Patienten
  • Prophylaxe von MAC-Infektionen bei AIDS-Patienten mit einer CD4-Zellzahl von weniger als 200/mm3
  • Behandlung von Tuberkulose (immer zusammen mit anderen Tuberkulostatika, die nicht zur Rifamycin-Gruppe gehören)

Wirkmechanismus

Rifabutin inhibiert die DNA-abhängige RNA-Polymerase in empfindlichen Prokaryonten (E. coli und Bacillus subtilis). Der Wirkstoff verhindert den Einbau von Thymidin in die DNA von Rifampicin-resistenten Stämmen, was darauf hindeutet, dass Rifabutin auch die DNA-Synthese hemmt. Dies könnte auch dessen Wirksamkeit gegen Rifampicin-resistente Organismen erklären.

Viele Rifampicin resistente M.-tuberculosis-Stämme reagieren empfindlich auf Rifabutin.

In vivo zeigt Rifabutin bei Infektionen, die durch Tuberkulosebakterien experimentell hervorgerufen wurden, eine ca. 10-fach höhere Aktivität als Rifampicin.

Pharmakokinetik

  • Die Bioverfügbarkeit von Rifabutin liegt zwischen 3 bis 42 Prozent und zeigt beträchtliche interindividuelle Variabilität.
  • Rifabutin wird schnell resorbiert,und erreicht nach 2 bis 4 Stunden maximale Plasmakonzentrationen.
  • Die intrazelluläre Penetration von Rifabutin ist sehr gut. Für das intrazelluläre/extrazelluläre Konzentrationsverhältnis werden Werte von 9 bzw. 15 angegeben.
  • Rifabutin wird in starkem Ausmaß metabolisiert. Bisher sind allein mehr als 20 Metaboliten bekannt. Das 25-O-Desacetylderivat und das 31-Hydroxyderivat stellen die Hauptmetabolite dar, wobei das 25-O-Desacetylderivat eine ähnliche mikrobiologische Aktivität wie der Wirkstoff Rifabutin aufweist.
  • Die AUC von Rifabutin nach Mehrfachdosierung ist geringer als nach Einmalgabe, was ein Hinweis für die enzyminduzierende Potenz des Arzneistoffes ist, die zu einer Autoinduktion des eigenen Metabolismus führt.
  • 53 Prozent des Arzneistoffs werden renal und 29 Prozent in den Fäzes eliminiert.
  • Die terminale Halbwertszeit beträgt ca. 38 ± 12 Stunden; Zum Teil wurden auch deutlich längere Halbwertszeiten für Rifabutin ermittelt.

Nebenwirkungen

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen (≥ 1/10) zählen

  • Leukopenie

Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen (≥1/100 – <1/10) zählen:

  • Anämie
  • Hautrötung
  • Übelkeit
  • Myalgie
  • Pyrexie

Wechselwirkungen

  • Rifabutin aktiviert Enzyme der CYP450-3A-Unterfamilie ► Dosisanpassung von Arzneistoffen, die über das gleiche Enzymsystem metabolisiert werden
  • Hormonellen Kontrazeptiva ► Wirksamkeit der hormonellen Kontrazeptiva beeinträchtigt
  • Verschiedene Analgetika, Antikoagulanzien, Kortikosteroide, Ciclosporin, Cotrimoxazol, Digitalis (außer Digoxin), Dapson, oralen Antidiabetika, Opiate, Phenytoin, Tacrolimus und Chinidin ► Verminderung der Aktivität der genannten Verbindungen
  • CYP450-Inhibitoren wie z.B. Cimetidin, Erythromycin, Ketoconazol und Itraconazol ► Erhöhung der Plasmaspiegel von Rifabutin
  • Rifabutin sollte bei HIV-Patienten, die dreimal täglich 400 mg Delavirdinmesylat einnehmen, nicht verordnet werden
  • Fluconazol ► Erhöhung der Plasmaspiegel von Rifabutin
  • Clarithromycin ► Erhöhung der Plasmaspiegel von Rifabutin
  • Ritonavir ► erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen
  • Antazida ► um mögliche Interaktionen zu vermeiden, sollten diese frühestens 3 Stunden nach Rifabutingabe eingenommen werden

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Rifamycine (z.B. Rifampicin)
  • schwere Leberfunktionsstörungen
  • Anwendung bei Kindern

Schwangerschaft/Stillzeit

Obwohl Rifabutin und Rifampicin strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen, legen deren physikochemische Eigenschaften signifikante Unterschiede bezüglich Bioverfügbarkeit und enzyminduzierendem Potenzial nahe. Die enzyminduzierenden Eigenschaften von Rifabutin sind etwa zwei- bis dreimal geringer als die von Rifampicin. Daher sind die zu erwartenden Wechselwirkungen mit Rifabutin geringer als die von Rifampicin.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
847.0 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 36.0 H
Q0-Wert:
0.7
Autor:
Stand:
16.03.2017
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6 Präparate mit Rifabutin