Rufinamid

Rufinamid ist ein Antiepileptikum, das durch Hemmung von Natriumkanälen die neuronale Erregbarkeit verringert und somit die Entstehung von Anfällen verhindern kann. Es wird zur Behandlung von Lennox-Gastaut-Syndrom bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt.

Rufinamid

Anwendung

Rufinamid (Inovelon) ist angezeigt als Zusatztherapie zur Behandlung von Anfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom bei Patienten ab 4 Jahren.

Das Lennox-Gastaut-Syndrom ist eine schwere Form der Epilepsie, die durch verschiedene Anfallsarten, intellektuelle Einschränkungen und charakteristische EEG-Veränderungen gekennzeichnet ist. Es tritt vorwiegend im Kindesalter auf und ist oft schwer behandelbar.

Wirkmechanismus

Das Triazolderivat Rufinamid ist ein Antiepileptikum, das den inaktiven Zustand der spannungsgesteuerten Natriumkanäle verlängert und so die Membranen stabilisiert, was letztlich die Ausbreitung partieller Anfälle verhindert.

Dosierung

Kinder ab 4 Jahren und mit einem Körpergewicht unter 30 kg; Patienten <30 kg, die kein Valproat erhalten:

  • Die Therapie sollte mit einer täglichen Dosis von 200 mg eingeleitet werden (5 ml der Inovelon® 40 mg/ml Suspension, aufgeteilt auf zwei 2,5 ml-Dosen, eine morgens und eine abends).
  • Je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit kann die Dosis in Schritten von 200 mg/Tag alle zwei Tage bis zu einer maximal empfohlenen Dosis von 1000 mg/Tag (25 ml/Tag) erhöht werden.

Patienten <30 kg, die auch Valproat erhalten:

  • Da Valproat die Clearance von Rufinamid signifikant verringert, wird bei Patienten <30 kg, die gleichzeitig Valproat erhalten, eine niedrigere Höchstdosis empfohlen.
  • Die Behandlung sollte mit einer täglichen Dosis von 200 mg eingeleitet werden.
  • Je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit kann die Dosis nach frühestens zwei Tagen um 200 mg/Tag erhöht werden, bis die empfohlene Höchstdosis von 600 mg/Tag (15 ml/Tag) erreicht ist.

Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 4 Jahren mit einem Mindestgewicht von 30 kg:

  • Die Behandlung sollte mit einer täglichen Dosis von 400 mg eingeleitet werden, aufgeteilt auf zwei Dosen.
  • Je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit kann die Dosis in Schritten von 400 mg/Tag alle zwei Tage erhöht werden, bis zu einer empfohlenen Höchstdosis, wie in der Fachinformation angegeben.

Nebenwirkungen

Sehr häufige (≥1/10) Nebenwirkungen von Rufinamid sind:

  • Schläfrigkeit, Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Übelkeit, Erbrechen

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Rufinamid zu beachten:

  • Valproinsäure: Die gleichzeitige Anwendung von Rufinamid und Valproinsäure kann die Plasmakonzentration von Rufinamid erhöhen, was zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen führen kann. Die deutlichsten Anstiege wurden bei Patienten mit geringem Körpergewicht (<30 kg) beobachtet. Hier muss eine Dosisreduktion erwogen werden.
  • CYP3A4-Substrate: Nach Beginn oder Beendigung einer Rufinamid-Therapie oder nach einer deutlichen Dosisveränderung sollen Patienten, die gleichzeitig CYP3A4-Substrate einnehmen (v.a Substanzen mit geringer therapeutischer Breite wie Warfarin oder Digoxin) zwei Wochen lang sorgfältig überwacht werden. Eine Dosisanpassung des gleichzeitig angewendeten Arzneimittels kann nötig sein.
  • Orale Kontrazeptiva: Verringerung der Ethinylestradiol- und Norethindronspiegel möglich. Frauen im gebärfähigen Alter, die hormonelle Kontrazeptiva anwenden, wird geraten, eine zusätzliche sichere und effektive Methode der Empfängnisverhütung anzuwenden.

Kontraindikationen

Rufinamid darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Triazolderivate angewendet werden.

Schwangerschaft

Für Rufinamid liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Werden diese Daten berücksichtigt, so darf Rufinamid nicht während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Maßnahmen zur Empfängnisverhütung anwenden, angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während einer Rufinamid-Therapie Maßnahmen zur Empfängnisverhütung anwenden.

Stillzeit

Es ist unklar, ob Rufinamid beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Aufgrund möglicher schädlicher Auswirkungen auf den Säugling wird empfohlen, dass Mütter während der Behandlung mit Rufinamid nicht stillen.

Anwendungshinweise

Die Anwendung von Rufinamid kann zu Schwindel, Schläfrigkeit und verschwommenem Sehen führen, wobei die individuelle Empfindlichkeit variiert. Abhängig von der Ausprägung kann Rufinamid die Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen beeinflussen. Die Patienten sollten daher bei Aktivitäten, die hohe Aufmerksamkeit erfordern, wie z. B. dem Führen von Fahrzeugen oder der Bedienung von Maschinen, vorsichtig sein.

Alternativen

Es gibt verschiedene Antiepileptika, die neben Rufinamid in Kombination zur Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms eingesetzt werden können, um die Anfallshäufigkeit zu reduzieren. Dazu gehören beispielsweise Valproinsäure, Lamotrigin, Topiramat, Clonazepam und Clobazam.

Die Wahl des richtigen Medikaments oder der richtigen Kombination von Medikamenten sollte individuell unter ärztlicher Aufsicht erfolgen und auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
238.19 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 9.0 H
Q0-Wert:
0.95
Quelle:
  1. Fachinformation Inovelon
  2. Bös, M., and J. Bauer. "Rufinamid zur Kombinationstherapie fokaler Epilepsien." Zeitschrift für Epileptologie 23.3 (2010): 194-198.
  3. Hancock, Eleanor C., and J. Helen Cross. "Treatment of lennox‐gastaut syndrome." Cochrane Database of Systematic Reviews 2 (2013).
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