Salbutamol

Salbutamol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika, der oft zur Behandlung von Asthma und COPD angewendet wird.

Salbutamol

Anwendung

Wegen seiner entspannenden Wirkung auf die Atemmuskulatur wird Salbutamol auch als Bronchospasmolytikum bezeichnet. Typische Anwendungsgebiete sind Asthma und chronische obstruktive Lungenerkrankungen (COPD).

Wirkmechanismus

Salbutamol stimuliert die Beta-2-Adrenozeptoren in der Atemmuskulatur. Das bewirkt eine anhaltende Entspannung der glatten Muskulatur in den Bronchien. Außerdem hat Salbutamol eine entzündungsmindernde Wirkung. Zur sofortigen Behandlung von Atemnot bei Asthma wird Salbutamol inhaliert. Bei dieser Anwendungsform setzt die Wirkung sekundenschnell ein. Der Effekt von Tropfen oder Retardtabletten stellt sich hingegen verzögert ein.

Zusätzlich steigert Salbutamol noch die Flimmerbewegungen der Zilien und unterstützt so die mukoziliäre Clearance bei obstruktiven Lungenerkrankungen. Dadurch wird es leichter, Schleim abzuhusten.

Wegen seiner atmungsfördernden und anabolen Eigenschaften gehört Salbutamol zu den Dopingmitteln. Im Leistungssport ist es verboten.

Pharmakokinetik

Sowohl bei oraler Gabe als auch als Inhalationsspray wird Salbutamol rasch und vollständig resorbiert, wobei zwischen 10 und 20% direkt über die Lunge aufgenommen werden und Rest verschluckt wird. Ein Großteil des über den Verdauungstrakt aufgenommenen Wirkstoffs unterliegt dem First-Pass-Metabolismus zu phenolischem Sulfat. Ca. 10% sind an Plasmaproteine gebunden. Die Halbwertszeit liegt bei vier bis sechs Stunden, mit einer maximalen Plasmakonzentration nach drei bis fünf Stunden. Metabolisiert wird Salbutamol in der Leber und anschließend über die Nieren ausgeschieden.

Dosierung

Inhalation:

Die Dosierung von Salbutamol richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung.

Zur Akutbehandlung plötzlich auftretender Bronchialkrämpfe und anfallsweise auftretender Atemnot wird eine Einzeldosis von 0,1 mg Salbutamol inhaliert.

Sollte sich die Atemnot 5 bis 10 Minuten nach Inhalation der ersten Einzeldosis nicht spürbar gebessert haben, kann eine weitere Einzeldosis angewendet werden.

Kann ein schwerer Anfall von Luftnot auch durch eine zweite Einzeldosis nicht behoben werden, können weitere Einzeldosen erforderlich werden. In diesen Fällen muss unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Orale Anwendung:

Säuglinge von 2 bis 23 Monaten:

0,1–0,2 mg/kg KG als Einzeldosis; Tageshöchstdosis: 0,3–0,6 mg/kg KG

Kinder: 2 bis 6 Jahre:

Maximale Einzelgabe: 1,0–2,0 mg; Maximale Tagesgesamtdosis: 4,0–8,0 mg.

Die Einzeldosis darf 1,0–2,0 mg und die Gesamttagesdosis darf 4,0–8,0 mg Salbutamol nicht überschreiten.

Kinder: 7 bis 13 Jahre:

Maximale Einzelgabe: 1,0–2,0 mg; Maximale Tagesgesamtdosis: 4,0–8,0 mg.

Die Einzeldosis darf 1,0–2,0 mg und die Gesamttagesdosis darf 4,0–8,0 mg Salbutamol nicht überschreiten.

Jugendliche ab 14 Jahre und Erwachsene:

Maximale Einzelgabe: 4,0 mg; Maximale Tagesgesamtdosis: 12,0–16,0 mg

Intravenöse Applikation:

Bronchospasmen, Status asthmaticus:

Erwachsene:

  • s.c, i.m.Injektion: 8 µg/kg, evtl. alle 4 Stunden wiederholen
  • i.v. Injektion: 4 µg/kg, evtl. wiederholen
  • i.v. Infusion (Status asthmatikus): initial 5 µg/min., dann 3-20 µg/min; evtl auch mehr

Vorzeitige Wehentätigkeit

Therapiedauer maximal 48 Stunden!

  • i.v. Infusion: initial 10 µg/min., evtl. im 10 Minuten-Intervall erhöhen, Erhalt 10-45 µg/min., nach Abklingen der Wehen Infusionsrate während 1 h aufrechterhalten, dann in 6-h-Intervallen um jeweils 50% reduzieren
  • i.v., i.m. Inj.: 100-200 µg; evtl. wiederholen

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Störungen des Geschmacksempfindens und Beschwerden am Verabreichungsort, feinschlägiger Tremor, Übelkeit, Schwitzen, Unruhe, Kopfschmerzen und Schwindel. In der Regel bilden sie sich innerhalb von ein bis zwei Wochen nach Behandlungsbeginn zurück.

Bei Kindern und Jugendlichen wurden auch zentralnervöse Stimulationen wie Übererregbarkeit Hyperaktivität, Schlafstörungen und Halluzinationen beobachtet.

Im Folgenden sind weitere Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:

Häufig

  • Muskeltremor
  • Kopfschmerzen
  • Tachykardie.

Gelegentlich

  • Palpitationen
  • Reizung im Mund- und Rachenbereich
  • Muskelkrämpfe.

Selten

  • Hypokaliämie
  • Periphere Vasodilatation.

Sehr selten

  • Überempfindlichkeit, einschließlich Angioödem, Urtikaria, Pruritus, Bronchospasmus, Hypotonie und Kollaps
  • Laktatazidose
  • Hyperaktivität
  • Herzrhythmusstörungen einschließlich Vorhofflimmern, supraventrikuläre Tachykardie und Extrasystolen
  • paradoxer Bronchospasmus.

Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit

  • Hyperglykämie
  • Anstieg des Blutspiegels von Insulin
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Halluzinationen
  • Schwindel
  • Myokardischämie
  • Blutdruckanstieg oder -abfall
  • Missempfinden im Mund- und Rachenbereich
  • Husten
  • Schwitzen
  • Myalgien.

Wechselwirkungen

Die Anzahl der Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist vielfältig:

  • Xanthinderivate, Steroide oder Diuretika => Risiko einer Hypokaliämie
  • nicht-selektive Betarezeptorenblocker => Risiko einer schweren Bronchokonstriktion und einer Wirkungsabschwächung
  • Antidiabetika => verringerte blutzuckersenkende Wirkung
  • Digitalisglykoside => erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen
  • Sympathomimetika => wechselseitige Wirkungsverstärkung und erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen
  • Levodopa, L-Thyroxin, Oxytocin, Alkohol => veränderte Herz-Kreislauf-Regulation
  • Mutterkornalkaloide => schwer voraussagbare Wechselwirkungen auf die Vasomotorik => Risiko-Nutzen-Abwägung notwendig
  • MAO-Hemmer, tricyclische Antidepressiva => verstärkte Wirkung von Salbutamol auf das Herz-Kreislauf-System
  • Procarbazin => Hypertonie
  • halogenierte Anästhetika wie Halothan, Methoxyfluran, Enfluran => erhöhtes Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und Hypotonie.

Kontraindikation

Besteht eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, sollte von einer Behandlung mit Salbutamol abgesehen werden. Da Salbutamol die Leistung steigern kann, kann es zu positiven Dopingkontrollen führen.

Salbutamol darf wegen der Möglichkeit schwerer Bronchialkrämpfe nicht gemeinsam mit anderen Beta-2-Sympathomimetika angewendet werden.

Schwangerschaft/Stillzeit

Salbutamol ist plazentagängig und kann in die Muttermilch übergehen. Bis dato sind keine teratorgenen Effekte bekannt. Dennoch sollte der Wirkstoff sicherheitshalber im ersten Schwangerschaftsdrittel und in der Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Individuell können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten, die die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflussen können.

Wichtige Hinweise

Bei schweren Herzerkrankungen, Herzglykosidgabe, schweren und unbehandelten Hypertonien, Aneurysmen, Hyperthyreose, schwer einstellbarem Diabetes mellitus oder Phäochromozytom sollte Salbutamol nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und mit Vorsicht angewendet werden.

Salbutamol kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Alternativen

Alternativ können andere Beta-2-Adrenozeptor-Agonisten verwendet werden, etwa Fenoterol oder Terbutalin.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
239.31 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Freissmuth M, Offermanns S, Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag, 2016.
  2. Aktories K, Förstermann U, Hofmann F, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 12. Auflage. München: Elsevier, 2017.
  3. Dextel pharma/imedikamente.de Fachinformation - Volmac 8 mg retard Retardtabletten [Internet]. zuletzt aktualisiert Septemer 2014. [zitiert am 30.12.2018].
  4. ALIUD Pharma. Fachinformation – Salbutamol AL [Internet]. Zuletzt aktualisiert Juni 2013. [zitiert am 30.12.2018].
  5. ratiopharm GmbH. Fachinformation – Salbutamol ratiopharm Fertiginhalat [Internet]. Zuletzt aktualisiert September 2015. [zitiert 30.12.2018].
  6. SANDOZ. Fachinformation Salbutamol Sandoz 100 Mikrogramm Dosieraerosol Druckgasinhalation, Suspension [Internet]. Zuletzt aktualisiert: Juli 2010. [zitiert am 30.12.2018].
  7. U.S. National Library of Medicine – National Center for Biotechnology Information. Compound Summary for CID 3878 – Lamotrigin [Internet]. Zuletzt aktualisiert: 22.12.2018. [zitiert am 28.12.2018]. mehr...
  8. Fachinformation SalbuHexal
  9. Fachinformation Salbubronch
  10. Fachinformation Ventolin Inf Konz
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