Sibutramin
Sibutramin ist ein Amphetamin-Derivat und wurde bis zum Jahr 2010 in Deutschland zur Behandlung von ernährungsbedingtem Übergewicht angewendet. Aufgrund eines erhöhten Risikos für das Auftreten schwerwiegender Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall wurde die Zulassung widerrufen.
Sibutramin: Übersicht

Anwendung
Sibutramin wurde als unterstützende Therapie zu Diät, Verhaltenstherapie und/oder vermehrter körperlicher Aktivität als Appetitzügler zur Reduktion von starkem Übergewicht angewendet.
Wirkmechanismus
Sibutramin ist ein Inhibitor der Wiederaufnahme von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin im synaptischen Spalt und führt so zu einer Erhöhung des Sättigungsgefühls und einem Rückgang der metabolischen Rate.
Pharmakokinetik
Resorption
- Sibutramin wird nach oraler Anwendung schnell resorbiert.
- Die absolute Bioverfügbarkeit ist nicht bekannt, doch werden mindestens 77% einer oralen Einzeldosis Sibutramin resorbiert.
Verteilung
- Sibutramin wird zu 97% an menschliche Plasmaproteine gebunden.
Elimination
- Sibutramin wird in der Leber hauptsächlich durch das Isoenzym Cytochrom P450 (3A4) zu Desmethyl-Metaboliten M1 und M2 metabolisiert.
- Diese aktiven Metaboliten werden durch Hydroxylierung und Konjugation zu den pharmakologisch inaktiven Metaboliten M5 und M6 weiter metabolisiert.
- Ungefähr 85% (Bereich 68-95 %) einer oral verabreichten radioaktiv markierten Einzeldosis wurden über einen 15-tägigen Sammelzeitraum mit dem Urin und den Fäzes ausgeschieden, wobei der Großteil der Dosis (77%) mit dem Urin ausgeschieden wurde.
- Der primäre Ausscheidungsweg für M1 und M2 ist der hepatische Metabolismus und für M5 und M6 die renale Ausscheidung.
- Die Halbwertszeit von Sibutramin beträgt 1,1 Stunden.
Nebenwirkungen
Im deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) liegen mit Stand vom 21.5.2002 78 Berichte über unerwünschte Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Sibutramin vor. Unter den beobachteten Symptomen betreffen sechs Prozent Myo-, Endo- und Perikardveränderungen und 19 Prozent Herzrhythmusstörungen. Darüber hinaus gibt es drei Berichte zu einem Myokardinfarkt im Zusammenhang mit der Einnahme von Sibutramin.
Alternativen
Weitere zentral wirkende Antiadiposita sind:
- Amfepramon
- Bupropion in Kombination mit Naltrexon
- Cathin
- Dexfenfluramin
- Ephedrin
- Fenfluramin
- Mefenorex
- Phenylpropanolamin
- Setmelanotid
- Fachinformation Reductil, Stand November 2001.
- Hansen DL, Toubro S, Stock MJ et al.: Thermogenetic effects of sibutramine in humans. Amer J Clin Nutr 1998; 68:1180–1186.
- Hirsch J, Mackintosh RM, Aronne LJ: The effects of drugs used to treat obesity on the autonomic nervous system. Obesity Res. 2000, 8: 227–233.