Sotalol
Sotalol ist ein unselektiver Betablocker und wird zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff war das erste Antiarrhythmikum der Klasse II und III.
Sotalol: Übersicht

Anwendung
Das Antiarrhythmikum Sotalol ist indiziert für die Behandlung von:
- Lebensbedrohenden symptomatischen tachykarden ventrikulären Herzrhythmusstörungen
- Symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulärn Herzrhythmusstörungen, wie Prophylaxe von chronischem Vorhofflimmern nach DC-Kardioversion und Prophylaxe von paroxysmalem Vorhofflimmern
Wirkmechanismus
Sotalol hemmt β1-Adrenozeptoren im Myokard sowie schnelle Kaliumkanäle und verlangsamt so die Repolarisation, verlängert das QT-Intervall und reduziert die Leitung von Aktionspotentialen durch die Vorhöfe. Die Wirkung von Sotalol auf β-Rezeptoren verlängert den Sinusknotenzyklus, die Leitungszeit durch den atrioventrikulären Knoten, die Refraktärzeit und die Dauer der Aktionspotentiale. Die Hemmung der schnellen Kaliumkanäle nimmt mit sinkender Herzfrequenz zu; Dies kann nachteilige Effekte wie Torsades de Points bei niedrigeren Herzfrequenzen auslösen.

Pharmakokinetik
- Die Bioverfügbarkeit von oralem Sotalol ist im Wesentlichen vollständig (mehr als 90%).
- Nach oraler Gabe werden Spitzenspiegel innerhalb von 2,5 bis 4 Stunden und Steady-State-Plasmaspiegel innerhalb von 2 bis 3 Tagen erreicht.
- Die Resorption wird bei Verabreichung mit einer Mahlzeit im Vergleich zu nüchternen Bedingungen um etwa 20% reduziert.
- Über den Dosierungsbereich von 40 bis 640 mg/Tag zeigt Sotalol eine Dosisproportionalität in Bezug auf die Plasmaspiegel.
- Die Verteilung erfolgt in ein zentrales (Plasma) und ein peripheres Kompartiment mit einer Eliminationshalbwertszeit von 10 bis 20 Stunden.
- Sotalol bindet nicht an Plasmaproteine.
- Es gibt sehr geringe interindividuelle Schwankungen bei den Plasmaspiegeln.
- Sotalol überwindet die Blut-Hirn-Schranke schlecht, wobei die Konzentrationen im Liquor cerebrospinalis nur 10% derjenigen im Plasma betragen.
- Der primäre Eliminationsweg ist die renale Ausscheidung.
- Ungefähr 80 bis 90% einer Dosis werden unverändert mit dem Urin ausgeschieden, während der Rest mit den Fäzes ausgeschieden wird.
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion sind niedrigere Dosen erforderlich.
- Das Alter verändert die Pharmakokinetik nicht signifikant, obwohl eine eingeschränkte Nierenfunktion bei geriatrischen Patienten die Ausscheidungsrate verringern kann, was zu einer erhöhten Arzneimittelakkumulation führt.
Dosierung
Die Dosierungsempfehlungen von Sotalol richten sich nach der jeweiligen Indikation und dem individuellen Ansprechen des Patienten. Folgende Richtwerte können herangezogen werden:
- Für die Behandlung von lebensbedrohenden symptomatischen tachykarden ventrikulären Herzrhythmusstörungen werden initial 2-mal täglich 80 mg Sotalol empfohlen. Bei unzureichendem Ansprechen kann die Dosis auf 3-mal täglich 80 mg Sotalol bis auf 2-mal täglich 160 mg Sotalol gesteigert werdenwerden.
- Bei lebensbedrohenden Arrhythmien kann bei unzureichender Wirksamkeit die Dosis auf 480-640 mg Sotalolhydrochlorid täglich in 2 oder 3 Einzeldosen erhöht werden. Eine Dosiserhöhung sollte in diesen Fällen nur vorgenommen werden, wenn der potentielle Nutzen das erhöhte Risiko möglicher schwerer Nebenwirkungen (insbesondere proarrhythmische Wirkungen) überwiegt.
- Zur Behandlung von Vorhofflimmern wird eine Anfangsdosis von 2-mal täglich 80 mg Sotalol empfohlen, die bei unzureichender Wirksamkeit auf 3-mal täglich 80 mg erhöht werden kann. Diese Dosis sollte bei paroxysmalem Vorhofflimmern nicht überschritten werden.
- Bei Patienten mit chronischem Vorhofflimmern kann die Dosis bei unzureichender Wirksamkeit auf maximal 2-mal täglich 160 mg Sotalol erhöht werden. Hierbei sollte die Dosis erst nach einem Intervall von mindestens 2 bis 3 Tagen gesteigert werden.
Nebenwirkungen
Typisce Nebenwirkungen bei der Anwendung von Sotalol sind:
- Atemnot
- Müdigkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Fieber
- übermäßige Bradykardie
- Hypotonie
Wechselwirkungen
Bei der Anwendung von Sotalol kann es mit folgenden Verbindungen zu Wechselwirkungen kommen:
- Antiarrhythmika: Antiarrhythmika der Klasse Ia wie Disopyramid, Chinidin und Procainamid und andere Antiarrhythmika der Klasse III wie Amiodaron werden nicht als gleichzeitige Therapie mit Sotalol empfohlen, da sie die Refraktärzeit verlängern können. Die gleichzeitige Anwendung anderer Betablocker mit Sotalol kann zu additiven Wirkungen der Klasse II führen.
- Andere Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern: Sotalol sollte mit äußerster Vorsicht in Verbindung mit anderen Arzneimitteln gegeben werden, von denen bekannt ist, dass sie das QT-Intervall verlängern, wie Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva, Terfenadin und Astemizol. Andere Medikamente, die mit einem erhöhten Risiko für Torsades de Pointes in Verbindung gebracht wurden, sind Erythromycin, Halofantrin, Pentamidin und Chinolon-Antibiotika.
- Betablocker können die kompensatorischen kardiovaskulären Reaktionen im Zusammenhang mit Hypotonie oder Schock behindern.
- Calciumkanalblocker: Die gleichzeitige Anwendung von Betablockern kann zu Hypotonie, Bradykardie, Leitungsstörungen und Herzinsuffizienz führen. Betablocker sollten in Kombination mit kardiodepressierenden Calciumkanalblockern wie Verapamil oder Diltiazem wegen der additiven Wirkungen auf die atrioventrikuläre Überleitung und die ventrikuläre Funktion vermieden werden.
- Kaliumsenkende Diuretika: Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie können das Potenzial für Torsade de Pointes erhöhen.
- Andere kaliumsenkende Arzneimittel: Amphotericin B (i.v. Verabreichung), Kortikosteroide (systemische Applikation) und einige Abführmittel können ebenfalls zu Hypokaliämie führen. Die Kaliumspiegel sollten während der gleichzeitigen Anwendung mit Sotalol überwacht und entsprechend korrigiert werden.
- Clonidin: Betablocker können die Rebound-Hypertonie verstärken, die manchmal nach Absetzen von Clonidin beobachtet wird; Daher sollte der Betablocker einige Tage vor dem schrittweisen Absetzen von Clonidin langsam abgesetzt werden.
- Digitalis-Glykoside: Einzel- und Mehrfachdosen von Sotalol haben keinen signifikanten Einfluss auf die Digoxinspiegel im Serum. Proarrhythmische Ereignisse traten häufiger bei mit Sotalol behandelten Patienten auf.
- Katecholamin-abbauende Arzneimittel: Die gleichzeitige Anwendung von Katecholamin-abbauenden Arzneimitteln wie Reserpin, Guanethidin oder Alpha-Methyldopa mit einem Betablocker kann zu einer übermäßigen Verringerung des Ruhetonus des sympathischen Nervensystems führen. Patienten sollten engmaschig auf Anzeichen von Hypotonie und/oder ausgeprägter Bradykardie überwacht werden, die zu Synkopen führen können.
- Insulin und orale Antidiabetika: Es kann zu einer Hyperglykämie kommen und eine Dosisanpassung von Antidiabetika kann erforderlich sein. Symptome einer Hypoglykämie (Tachykardie) können durch Betablocker maskiert werden.
- Neuromuskuläre Blocker wie Tubocurarin: Die neuromuskuläre Blockade wird durch Betablocker verlängert.
- Beta-2-Rezeptor-Agonisten: Patienten, die Beta-Agonisten benötigen, sollten normalerweise kein Sotalol erhalten. Wenn jedoch eine Begleittherapie erforderlich ist, müssen Beta-Agonisten möglicherweise in höheren Dosen verabreicht werden.
- Arzneimittel-/Laborwechselwirkung: Das Vorhandensein von Sotalol im Urin kann zu fälschlicherweise erhöhten Metanephrinspiegeln im Urin führen, wenn diese mit photometrischen Methoden gemessen werden. Patienten mit Verdacht auf Phäochromozytom, die mit Sotalol behandelt werden, sollten ihren Urin mit dem HPLC-Assay mit Festphasenextraktion untersuchen lassen.
Kontraindikationen
Sotalol sollte nicht angewendet werden, bei Hinweisen auf:
- Überempfindlichkeit gegen Sotalol, andere Betablocker oder einen der sonstigen Bestandteile des jeweiligen Arzneimittels
- Sick-Sinus-Syndrom
- AV-Block zweiten und dritten Grades (sofern kein funktionierender Schrittmacher vorhanden ist)
- angeborenes oder erworbenes Long-QT-Syndrom
- Torsades de Pointes
- symptomatische Sinusbradykardie
- unkontrollierte dekompensierte Herzinsuffizienz
- kardiogener Schock
- Anästhesie, die zu einer Myokarddepression führt
- unbehandeltes Phäochromozytom
- Hypotonie (außer aufgrund von Arrhythmie)
- Raynaud-Syndrom und schwere periphere Durchblutungsstörungen
- Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung oder Asthma bronchiale in der Vorgeschichte
- metabolische Azidose
- Nierenversagen (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min)
Schwangerschaft
Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Sotalol darf während der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden, da bisher keine ausreichenden Erfahrungen mit einer Anwendung bei Schwangeren vorliegen.
Das Arzneimittel passiert die Plazenta und erreicht im Foetus pharmakologisch wirksame Konzentrationen, so dass mit Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie beim Foetus bzw. Neugeborenen gerechnet werden muss. Daher soll die Therapie 48 bis 72 Stunden vor dem errechneten Geburtstermin beendet werden. Die Neugeborenen müssen über einen entsprechenden Zeitraum nach der Geburt auf Zeichen einer Beta-Blockade sorgfältig überwacht werden.
Stillzeit
Sotalol geht in die Muttermilch über und akkumuliert in dieser, wobei Wirkstoffspiegel erreicht werden, die 3- bis 5-mal höher als die maternalen Plasmaspiegel sind. Wird während der Therapie mit Sotalol gestillt, müssen die Säuglinge auf Anzeichen einer Beta-Blockade überwacht werden.
Verkehrstüchtigkeit
Sotalol kann das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird.
Anwendungshinweise
Bei der Anwendung von Sotalol ist eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung erforderlich bei:
- eingeschränkter Nierenfunktion
- Diabetes mellitus mit stark schwankenden Blutzuckerwerten
- Hypoglykämieneigung, z.B. längeres Fasten und schwere körperliche Belastung
- Hyperthyreose
- Phäochromozytom: Sotalol erst nach vorheriger Alphablockade verabreichen
- peripheren Durchblutungsstörungen, wie Raynaud-Syndrom und intermittierendes Hinken
Alternativen
Weitere Vertreter der Klasse II Antiarrhythmika sind:
Weitere Vertreter der Klasse III Antiarrhythmika sind:
Weitere nichtselektive Betablocker sind:
- Alprenolol
- Oxprenolol
- Pindolol
- Timolol
- Nadolol
- Mepindolol
- Carteolol
- Tertatolol
- Bopindolol
- Metipranolol
- Bupranolol
- Penbutolol
- Cloranolol
- Carazolol
- Bunitrolol
Wirkstoff-Informationen
- Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
- Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Fachinformation Sotalol ratiopharm
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