Spironolacton

Der Wirkstoff Spironolacton gehört zur Gruppe der kaliumsparenden Diuretika und wird für die Behandlung von Bluthochdruck beim primären Hyperaldosteronismus sowie für die Behandlung von Ödemen und Aszites beim sekundären Hyperaldosteronismus angewendet. Spironolacton und seine Analoga ähneln strukturell Aldosteron.

Spironolacton

Anwendung

Das Kaliumsparende Diuretikum Spironolacton wird angewendet bei:

  • Primärem Hyperaldosteronismus sofern nicht eine Operation angezeigt ist
  • Ödemen und/oder Aszites bei Erkrankungen, die mit einem sekundären Hyperaldosteronismus einhergehen
  • Hypertonie
  • Nephrotischem Syndrom

Wirkmechanismus

Das Diuretikum Spironolacton blockiert kompetitiv die Bindung von Aldosteron an dessen zytoplasmatischen Rezeptor im spätdistalen Tubulus und im Sammelrohr, wodurch Aldosteron nicht über seinen Rezeptor in den Zellkern eindringen kann und die Synthese der Aldosteron-induzierten Proteine unterbleibt. Die wesentlichen Aldosteronwirkungungen wie Natriumrückresorption und Kaliumsekretion werden so unterdrückt. Nur in extrem hoher Dosierung hemmt Spironolacton die Biosynthese von Aldosteron.

Weitere Wirkungen von Spironolacton sind:

  • Steigerung der Natrium- und Chloridausscheidung sowie in geringem Maße die Calciumausscheidung;
  • Reduktion der Kalium- und Ammoniumausscheidung
  • Reduktion der renalen Magnesiumausscheidung
  • Senkung der glomerulären Filtrationsrate
  • Erhöhung der Serumharnstoffkonzentrationen

Der klinische Wirkungseintritt wird bei kontinuierlicher Verabreichung schrittweise mit einem Wirkungsmaximum nach 2 bis 3 Tagen oder später erreicht; ggf. kann der maximale diuretische Effekt auch erst nach 2 Wochen auftreten.

Spironolacton

Pharmakokinetik

Resorption

  • Spironolacton wird nach oraler Gabe rasch zu etwa 73% resorbiert.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme mit einer Mahlzeit steigert die Resorption von Spironolacton.

Verteilung

  • Die Plasmaproteinbindung von Spironolacton beträgt je nach Methodik 90% (Gleichgewichtsdialyse) bzw. 98% (Ultrafiltration).

Biotransformation

Spironolacton unterliegt bei oraler Applikation einem ausgeprägten First-Pass-Effekt und wird hauptsächlich in der Leber und in den Nieren metabolisiert zu:

  • 7-α-Thiospirolacton
  • Canrenon bzw. Canrenoat
  • 7-α-Thiomethylspirolacton bzw. 6-β-Hydroxy-7-α-Thiomethylspirolacton

Maximale Plasmakonzentrationen von Spironolacton werden 1-2 Stunden nach oraler Einnahme erreich und nach etwa 2-3 Stunden maximale Plasmakonzentrationen der Metaboliten gemessen.

Elimination

  • Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal und in geringerem Ausmaß über die Galle.
  • Der Anteil von unverändertem Spironolacton ist gering. Im Urin werden nur Metabolite gefunden, vor allem Canrenon und sein Glukoronid-Ester sowie 6-β-Hydroxysulfoxid.
  • Die Eliminationshalbwertszeit für Spironolacton beträgt nach oraler Gabe 1-2 Stunden, während die Metabolite langsamer ausgeschieden werden.
  • Die terminalen Eliminationshalbwertszeiten betragen für Canrenon etwa 20 Stunden, für 7-α-Thiomethylspirolacton etwa 3 Stunden und für 6-β-Hydroxy7-α-Thiomethylspirolacton etwa 10 Stunden.

Dosierung

Die Dosierung von Spironolacton soll in Abhängigkeit vom Schweregrad und Ausmaß der Erkrankung festgelegt werden. Für Erwachsene wird eine Initialdosis von 100-200 mg Spironolacton pro Tag empfohlen. Bei unzureichender Wirksamkeit kann die tägliche Dosis auf maximal 400 mg Spironolacton pro Tag erhöht werden.

Als Erhaltungsdosis sind in der Regel 50-100 mg Spironolacton bis maximal 100-200 mg Spironolacton ausreichend. Die Erhaltungsdosis kann je nach Bedarf täglich, jeden 2. oder jeden 3. Tag verabreicht werden.

Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen unter Spironolacton-Therapie zählen:

  • Lebensbedrohliche Hyperkaliämien (insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion): hyperkaliämischen Paralysen (Muskellähmungserscheinungen) und Herzrhythmusstörungen möglich
  • Hyperurikämie (kann bei prädisponierten Patienten zu Gichtanfällen führen)
  • meist reversible Gynäkomastie (abhängig von der Dosishöhe und Dauer der Behandlung)
  • gesteigerte Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen und Brustspannung

Wechselwirkungen

Folgende Arzneimittel dürfen nicht während der Spironolacton-Therapie angewendet werden:

Folgende Arzneimittel sollen nicht während der Spironolacton-Therapie angewendet werden:

Bei Einnahme mit folgenden Verbindungen besteht die Gefahr einer Hyperkaliämie:

Kontraindikation

Spironolacton darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Anurie
  • akutem Nierenversagen
  • schwerer Niereninsuffizienz mit Oligurie oder Anurie (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min pro 1,73 m2 Körperoberfläche und/oder Serum-Kreatinin über 1,8 mg/dl)
  • Hyperkaliämie
  • Morbus Addison oder andere, mit Hyperkaliämie assoziierte Erkrankungen
  • gleichzeitiger Anwendung von Eplerenon oder anderen kaliumsparenden Diuretika
  • Hyponatriämie
  • Hypovolämie oder Dehydratation
  • Schwangerschaft
  • Stillzeit

Schwangerschaft

Spironolacton darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden und ist hier kontraindiziert. Tierexperimentelle Untersuchungen haben Feminisierung der Genitalien männlicher Nachkommen sowie Hinweise auf endokrine Störungen bei weiblichen und männlichen Nachkommen ergeben. Beim Menschen sind antiandrogene Wirkungen nachgewiesen worden.

Stillzeit

Der pharmakologisch aktive Metabolit Canrenoat geht in die Muttermilch über (Milch-Plasma-Konzentrationsverhältnis 0,7). Daher ist Spironolacton auch während der Stillzeit kontraindiziert. Ist eine Behandlung erforderlich, muss abgestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Unter Anwendung von Spironolacton ist Schläfrigkeit und Benommenheit möglich. Insbesondere zu Beginn der Behandlung ist deshalb beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen besondere Vorsicht geboten, bis der Patient seine Reaktion auf Spironolacton kennt.

Anwendungshinweise

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei:

  • Nierenfunktionseinschränkung leichteren Grades (Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 60 ml/min. bzw. Serum-Kreatinin zwischen 1,2 und 1,8 mg/dl)
  • Patienten, die als Folge ihrer Grunderkrankung zu Azidose und/oder Hyperkaliämie neigen (z. B. Patienten mit Diabetes mellitus)
  • Hypotonie
  • Hypovolämie und Dehydratation

Alternativen

Weitere Kaliumsparende Diuretika sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
416.57 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 1.3 H
Q0-Wert:
1.0
Quelle:
  1. Fachinformation Aldactone Filmtabletten
  2. Fachinformation Aldactone Hartkapseln
  3. Fachinformation Spironolacton Ratiopharm
  4. Fachinformation Osyrol
  5. Fachinformation Spironolacton 1A Pharma
  6. Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth

Abbildung

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