Stavudin

Stavudin ist ein nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor, der als HIV-Therapeutikum in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln indiziert ist, wenn andere antiretrovirale Medikamente nicht angewendet werden können.

Stavudin

Anwendung

Stavudin ist ein HIV-Therapeutikum, das in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln für die Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern (über 3 Monate) indiziert ist, wenn andere antiretrovirale Arzneimittel nicht angewendet werden können. Die Behandlungsdauer sollte auf den kürzest möglichen Zeitraum begrenzt werden.

Wirkmechanismus

Stavudin ist ein nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NRTI). Der Wirkstoff gelangt als Prodrug in die Zelle und wird dort durch dreifache Phosphorylierung in seine wirksame Form umgewandelt. Das phosphorylierte Stavudin wird dann als falscher DNA-Baustein während der reversen Transkription in den neu gebildeten DNA-Strang eingebaut und führt deshalb zum Abbruch der Polymerisation und damit der Transkription.

RTI

Nebenwirkungen

Unter NRTI können folgende gruppentypische (Langzeit-)Nebenwirkungen auftreten, die vorwiegend mit der Hemmung der mitochondrialen DNA-Polymerase γ in Verbindung gebracht werden (mitochondriale Toxizität):

  • Laktatazidose
  • Hepatotoxizität
  • Myelotoxizität
  • Polyneuropathie
  • Lipoatrophie

Die mitochondriale Toxizität ist in Abhängigkeit vom Wirkstoff unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei mit das höchste Risiko bei Stavudin und Didanosin vorliegt. Aufgrund einer hohen Selektivität für virale DNA-Polymerasen (HIV und HBV) zeichnen sich Emtricitabin und Lamivudin durch eine eher geringe Toxizität aus.

Kontraindikationen

Stavudin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und Anwendung von Didanosin (mögliche schwerwiegende und/oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen, insbesondere Laktatazidose, Leberfunktionsstörungen, Pankreatitis und periphere Neuropathie).

Anwendungshinweise

Kombinationstherapie:

  • Die antiretrovirale Therapie sollte immer aus einer Kombination mehrerer antiretroviraler Wirkstoffe bestehen, um in erster Linie Resistenzen zu minimieren und synergistische Wirkungen zu erzielen.
  • Nicht alle antiretroviralen Wirkstoffe dürfen bedenkenlos kombiniert werden.

Opportunistische Infektionen:

  • Patienten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, können dennoch opportunistische Infektionen und sonstige Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln.
  • Deshalb ist auch weiterhin eine engmaschige klinische Überwachung durch Ärzte erforderlich, die in der Behandlung von Patienten mit Begleiterkrankungen einer HIV-Infektion erfahren sind.

HIV-Übertragung:

  • Obwohl gezeigt wurde, dass die erfolgreiche Virussuppression durch eine antiretrovirale Therapie das Risiko einer sexuellen Übertragung erheblich reduziert, kann ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden.
  • Insbesondere Patienten, die nicht in einer monogamen Partnerschaft leben, sollte daher auch unter erfolgreicher Therapie die Beibehaltung von Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung einer Weitergabe der HIV-Infektion (v.a. Kondomgebrauch) empfohlen werden.

Alternativen

Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs):

Nukleotidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NtRTIs):

Nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI):

Zur antiretroviralen Therapie können alternativ bzw. ergänzend folgende Wirkstoffe eingesetzt werden:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
224.21 g·mol-1
Quelle:
  1. Freissmuth et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2020, Springer
  2. Mutschler et al., Mutschler Arzneimittelwirkungen, 2019, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. EMA: Fachinformation Zeffix

Abbildung

Adapted from „HIV Sites for Therapeutic Intervention”, by BioRender.com

 

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