Streptozocin

Das Zytostatikum Streptozocin wird angewendet zur Behandlung neuroendokriner Pankreastumoren (Tumore der Bauchspeicheldrüse), die nicht operativ entfernt werden können. Aufgrund seiner Glucosestruktur gelangt der Wirkstoff über GLUT2 auf den Betazellen der Bauchspeicheldrüse ins Zellinnere, wo seine Spaltung zum Methylnitrosoharnstoff erfolgt, der antineoplastisch wirkt.

Streptozocin

Anwendung

Streptozocin ist zugelassen zur systemischen Behandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablen, fortgeschrittenen oder metastasierten, progressiven und/oder symptomatischen, gut differenzierten, neuroendokrinen Pankreastumoren (G1 oder G2), in Kombination mit 5-Fluorouracil.
Die Applikation darf nur unter Aufsicht eines in der Anwendung von antineoplastischen Chemotherapeutika erfahrenen Arztes erfolgen. Auch der Zugang zu einem Labor und Ressourcen, um die Arzneimittelverträglichkeit zu überwachen und um einen durch Arzneimitteltoxizität gefährdeten Patienten zu schützen und zu betreuen sind vorgeschrieben.

Art der Anwendung

Streptozocin sollte als intravenöse Infusion über eine Dauer zwischen 30 Minuten und 4 Stunden verabreicht werden. Da das Arzneimittel nekrotisierend ist, sollte es vorsichtig durch eine frei fließende Infusion verabreicht werden und bei Paravasaten die Gabe sofort eingestellt werden.

Wirkmechanismus

Streptozocin ist ein antineoplastischer Wirkstoff aus der Gruppe der N-Nitrosoharnstoffe. Streptozocin zerfällt spontan zu reaktiven Methylcarbonium-Ionen. Diese hemmen die DNA-Synthese und verursachen Quervernetzungen zwischen den DNA-Strängen, was zum Zelltod durch Apoptose oder Nekrose führen kann.

Gegenüber anderen Nitrosoharnstoffen wirkt Streptozocin nur schwach alkylierend: Der Methylnitrosoharnstoff-Metabolit hat die 3- bis 4-fache alkylierende Wirkung der Muttersubstanz. Die Glukoseeinheit verringert die alkylierende Wirkung, aber reduziert auch die Knochenmarkstoxizität.

Pharmakokinetik

Die initiale Halbwertszeit nach intravenöser Infusion von Streptozocin beträgt 5 Minuten und die terminale Halbwertszeit 35 Minuten. Die Metaboliten haben mit >24 Stunden eine wesentlich längere Halbwertszeit. Sie sind ZNS-gängig, wohingegen im Liquor keine Muttersubstanz nachweisbar war. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Gabe wurden etwa 30 Prozent der Dosis als nitrosoharnstoffhaltige Metabolite mit dem Urin eliminiert, 10 bis 20 Prozent waren unverändert. Weniger als 1 Prozent wird über die Fäzes ausgeschieden.
In vitro-Daten deuten weder auf eine Beteiligung mikrosomaler CYP-Enzyme am Abbau von Streptozocin hin, noch auf eine Hemmung von CYP450-Enzymen durch Streptozocin.

Dosierung

Die Dosierung richtet sich nach der Körperoberfläche und kann über zwei verschiedene Schemata erfolgen:

  • Sechs-Wochen-Schema: Hierbei werden täglich 500 mg/m2 (ohne Dosissteigerung) intravenös an 5 aufeinanderfolgenden Tagen alle 6 Wochen bis zum maximalen Nutzen oder bis zur behandlungslimitierenden Toxizität appliziert.
  • Drei-Wochen-Schema: Hierbei werden täglich 500 mg/m2 an 5 aufeinanderfolgenden Tagen im ersten Zyklus intravenös appliziert, anschließend 1000 mg/m2 jede dritte Woche in den folgenden Zyklen.

Eine Einzeldosis von 1500 mg/m2 sollte aufgrund der Nierentoxizität nicht überschritten werden.

Nebenwirkungen

Zu den unter der Behandlung mit Streptozocin sehr häufig (≥ 1/10) aufgetretenen Nebenwirkungen zählen:

  • Starke Übelkeit
  • Erbrechen
  • Diarrhoe

Häufig (≥ 1/100, < 1/10) kam es zu einer Nierentoxizität mit:

Wechselwirkungen

Für die Anwendung von Streptozocin bestehen folgende Wechselwirkungen:

  • Lebendimpfstoffe und attenuierte Lebendimpfstoffe können bei gleichzeitiger Anwendung mit Streptozocin zu einer tödlichen generalisierten Impfkrankheit führen und sind deshalb kontraindiziert
  • Immunsuppressiva führen bei gleichzeitiger Anwendung zu einer verstärkten Immunsuppression mit dem Risiko lymphoproliferativer Störungen
  • Vitamin-K-Antagonisten erfordern eine häufigere Überwachung des INR-Wertes
  • Nephrotoxische Arzneimittel dürfen nicht zusammen mit Streptozocin angewendet werden

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Niereninsuffizienz (GFR < 30ml/min)
  • Lebendimpfstoffe und attenuierte Lebendimpfstoffe
  • Stillzeit

Schwangerschaft/Stillzeit

Die Anwendung von Streptozocin wird während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Der Wirkstoff sollte nur dann angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter die potenziellen Risiken für den Fötus überwiegt.

Stillzeit

Da nicht bekannt ist, ob Streptozocin oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen und ein Risiko für Säuglinge nicht ausgeschlossen werden kann, muss das Stillen während der Behandlung unterbrochen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Streptozocin kann zu Verwirrtheit, Lethargie oder Depression führen. Patienten sollten deshalb angewiesen werden, keine Fahrzeuge zu führen und keine Maschinen zu bedienen, wenn sie unter der Behandlung merken, dass ihre Fähigkeit, diese Aufgaben zu erfüllen, beeinträchtigt sein könnte.

Anwendungshinweise

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
265.22 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 35.0 MIN
Q0-Wert:
0.85
Autor:
Stand:
20.03.2019
Quelle:

Fachinformation Zanosar

 

 

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