Sugammadex

Sugammadex ist ein modifiziertes Gamma-Cyclodextrin, das acht identische Hydroxylketten enthält, die einen Ring mit einem hydrophoben Kern und einer hydrophilen Außenfläche bilden. Suggamadex ist in der Lage die Wirkung der steroidalen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien Rocuronium und Vecuronium aufzuheben.

Sugammadex

Anwendung

Sugammadex ist zur Aufhebung der durch Rocuronium oder Vecuronium induzierten neuromuskulären Blockade indiziert.

Anwendungsart

Sugammadex wird intravenös als einmalige Bolusinjektion verabreicht. Diese sollte zügig (innerhalb von 10 Sekunden) über einen bestehenden intravenösen Zugang verabreicht werden.

Wirkmechanismus

Der Kern von Sugammadex ist groß genug, um die aminosteroiden nicht-depolarisierenden neuromuskulären Blocker Rocuronium und Vecuronium darin aufzunehmen und diese im Inneren über nicht-kovalente hydrophobe Wechselwirkungen als wasserlösliche Einschlusskomplexe festzuhalten. Der Sugammadex-Rocuronium-Einschlusskomplex hat eine sehr hohe Assoziationskonstante (1,79 x 10 mol/L). Höhere Assoziationskonstanten bedeuten, dass die Affinität zwischen Molekülen größer ist.

Unter Verwendung dieser Assoziationskonstante wurde berechnet, dass das Verhältnis von Sugammadex-Rocuronium-Einschlusskomplexen zu Sugammadex-Rocuronium-Dissoziationen 25 Millionen zu 1 beträgt. Sobald Rocuronium an Sugammadex gebunden ist, kann es daher als irreversibel fixiert angesehen werden. Der Sugammadex-Vecuronium-Komplex hat eine 3-fach niedrigere Assoziationskonstante (5,72 x 10 mol/L) im Vergleich zu Sugammadex-Rocuronium. Vecuronium ist jedoch sechsmal wirksamer als Rocuronium und wird in niedrigeren Dosen verabreicht, so dass Sugammadex bei der Antagonisierung der Vecuronium-induzierten neuromuskulären Blockade und der Rocuronium-induzierten neuromuskulären Blockade gleichermaßen wirksam ist.

Durch die Einkapselung der neuromuskulären Blocker verringert sich die Plasmakonzentration von freiem Rocuronium und Vecuronium, wodurch ein Konzentrationsgradient zwischen dem Muskelgewebekompartiment und dem Plasma entsteht. Folglich bewegt sich freies Rocuronium und Vecuronium vom Muskelgewebekompartiment zum Plasma. Folglich gibt es eine schnelle Abnahme der Rocuronium- und Vecuronium-Konzentration am nikotinischen Acetylcholinrezeptor innerhalb der neuromuskulären Synapse. Dadurch kann die neuromuskuläre Aktivität wieder aufgenommen werden.

Sugammadex hemmt keine Acetylcholinesterase-ähnlichen traditionellen Gegenmittel wie Neostigmin; daher ist die gleichzeitige Verabreichung eines Antimuskarinikums wie Glycopyrrolat unnötig.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen nach der Verabreichung von Sugammadex sind Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Juckreiz, Schmerzen bei Eingriffen und Dysgeusie.

Kontraindikationen

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Sugammadex nicht angewendet werden.

Schwangerschaft

Für Sugammadex liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen. Jedoch ist bei der Anwendung in der Schwangerschaft Vorsicht geboten.

Anwendungshinweise

  • Die Anwendung von Sugammadex bei Patienten mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion (einschließlich Dialyse -Patienten (CrCl <30 ml/min)) wird nicht empfohlen.
  • Der Patient muss so lange künstlich beatmet werden, bis eine ausreichende Spontanatmung nach Aufhebung der neuromuskulären Blockade wiederhergestellt ist. Auch wenn der Patient sich vollständig von der neuromuskulären Blockade erholt hat, kann eine künstliche Beatmung nach wie vor erforderlich sein, da andere Arzneimittel, welche in der peri- und postoperativen Phase verwendet wurden, die Atemfunktion einschränken können.
  • In seltenen Fällen ist eine ausgeprägte Bradykardie innerhalb von Minuten nach der Anwendung von Sugammadex möglich. Diese kann gelegentlich zum Herzstillstand führen. Die Patienten sollten deshalb während und nach Aufhebung der neuromuskulären Blockade engmaschig auf hämodynamische Veränderungen hin überwacht werden.
  • Sugammadex sollte nicht zur Aufhebung einer Blockade durch nicht steroidale neuromuskulär blockierende Substanzen wie z. B. Succinylcholin oder Benzylisochinoline eingesetzt werden. Wegen fehlender Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit sollte Sugammadex nicht zur Aufhebung einer Blockade durch andere steroidale neuromuskulär blockierende Substanzen als Rocuronium oder Vecuronium eingesetzt werden.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
2002.15 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 2.0 H
Q0-Wert:
0.05
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Chandrasekhar, Kaarthik, Brandon M. Togioka, and Jeremiah L. Jeffers. "Sugammadex." (2017).
  2. DrugBank: Sugammadex, abgerufen am 16.01.2023
  3. EMA: Fachinformation Bridion
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