Temocillin
Der Wirkstoff Temocillin ist ein Beta-Lactam-Antibiotikum, das zur Behandlung komplizierter Harnwegsinfektionen, Bakteriämie, Infektionen der unteren Atemwege und bei Wundinfektionen angewendet wird. Das Arzneimittel ist für den Einsatz in Krankenhäusern vorgesehen und wird als Infusion oder Injektion verabreicht.
Temocillin: Übersicht

Anwendung
Das Antibiotikum Temocillin wird zur Behandlung komplizierte Harnwegsinfektionen (einschließlich Nierenbeckenentzündung), Bakteriämie, Infektionen der unteren Atemwege und Wundinfektionen angewendet. Temocillin wirkt hierbei gegen gramnegative Bakterien.
Anwendungsart
Temocillin kann als Infusion oder als Injektion direkt in eine Vene oder einen Muskel verabreicht werden.
Wirkmechanismus
Der Wirkstoff Temocillin ist das 6-α-Methoxy-Derivat von Ticarcillin. Molekulare Docking-Studien haben die Rolle des α-Methoxyrestes aufgeklärt: Insbesondere blockiert er den Eintritt eines Wassermoleküls in den Hohlraum des aktiven Zentrums der Beta-Lactamase und verhindert so die Aktivierung von Serin und die chemischen Ereignisse, die zur Hydrolyse führen. Der Preis der so gewonnenen Beta-Lactamase-Stabilität ist jedoch, dass die Bindung von Temocillin an viele Penicillin-bindende Proteine (PBPs) ebenfalls beeinträchtigt ist, was die mangelnde Aktivität gegen grampositive Bakterien erklärt.
Das Beta-Lactam-Antibiotikum Temocillin hemmt die Synthese der Peptidoglycanschicht von Bakterienzellwänden. Beta-Lactam-Antibiotika binden irreversibel an das aktive Zentrum spezifischer Transpeptidasen und Carboxypeptidasen und verhindern so die Peptidoglycan-Produktion.
Resistenz-Mechanismus:
Temocillin ist gegenüber den meisten Beta-Lactamasen stabil, einschließlich der meisten AmpC- und extended-spectrum-Beta-Lactamasen. Die einzigen vermuteten Resistenzmechanismen gegenüber Temocillin sind die Undurchlässigkeit der Außenmembran oder der aktive Efflux.
Pharmakokinetik
Verteilung
Die Plasmaproteinbindung von Temocillin hängt von seiner Plasmakonzentration ab. Bei 16mg/l sind es ungefähr 85 Prozent.
Elimination
Die Halbwertszeit ist im Vergleich zu anderen Pencillinen sehr lang: Bei i.v.-Injektion: 4,5 Stunden, bei i.m.-Injektion: 5,4 Stunden. Temocillin wird hauptsächlich durch tubuläre Elimination ausgeschieden. Ungefähr 80 Prozent der verabreichten Dosis werden innerhalb von 24 Stunden von den Nieren unverändert ausgeschieden. Nach der intramuskulären Injektion von 1g Temocillin werden bei Probanden mit normaler Nierenfunktion Harnkonzentrationen von über 1.300mg/l beobachtet.
Nierenfunktionsstörung
Bei Niereninsuffizienz kann sich die Ausscheidung verzögern. In einer Studie, die bei Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium durchgeführt wurde, wurde die Eliminationshalbwertszeit (Median 24-26h) verlängert.
Dosierung
Die übliche Dosis von Temocillin beträgt 4g pro Tag, aufgeteilt in 2 Applikationen oder als kontinuierliche Infusion.
Temocillin sollte durch langsame Injektion in die Vene (3 bis 4 Minuten) oder als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 30 bis 40 Minuten verabreicht werden.
Eine kontinuierliche intravenöse Infusion von Temocillin kann in Betracht gezogen werden, wenn die therapeutischen Ziele bei intermittierenden Verabreichungen schwer zu erreichen sind. Vor Beginn der kontinuierlichen Infusion sollte eine Beladungsdosis von 2g verabreicht werden.
Temocillin wird hauptsächlich in unveränderter Form renal ausgeschieden. Die Ausscheidung ist bei eingeschränkter Nierenfunktion reduziert und die Halbwertszeit ist entsprechend der Schwere der eingeschränkten Nierenfunktion erhöht. Bei mittelschwerer und schwerer Niereninsuffizienz sind Dosisanpassungen gemäß der Fachinformation erforderlich.
Nebenwirkungen
Unter der Anwendung von Temocillin kann es (wie typisch für injizierbare Penicilline) zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
- Durchfall
- Schmerzen an der Injektionsstelle
- Hautausschlag
- Urtikaria
- Erythematose
Bestimmte Reaktionen wie Fieber, Arthralgie oder Myalgie treten manchmal mehr als 48 Stunden nach Beginn der Behandlung auf. In diesem Fall muss die Behandlung abgebrochen und eine andere geeignete Antibiotikatherapie eingeleitet werden.
Gemeinsam mit anderen Beta-Lactam-Antibiotika wurde über Angioödeme und Anaphylaxie berichtet.
Bei intravenöser Gabe von Beta-Lactam-Antibiotika besteht ebenfalls das Risiko einer Venenentzündung und Thrombophlebitis (jedoch in geringerem Maße bei Temocillin).
Wechselwirkungen
Es sind keine Wechselwirkungen angegeben, doch wird generell empfohlen bakterizide und bakteriostatische Antibiotika nicht miteinander zu kombinieren.
Kontraindikation
Temocillin darf nicht angewendet werden bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder bei allergischer Reaktion auf andere Antibiotika aus der Beta-Lactam-Familie wie Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme oder Monobactame.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft
Die Datenlage zur Anwendung von Temocillin bei schwangeren Frauen reicht nicht aus, um eine Teratogenität abzuschätzen. Tierexperimentelle Studien haben bisher keine Hinweise auf eine Schädigung des Ungeborenen ergeben. Aus Vorsichtsgründen ist es vorzuziehen, die Anwendung von Temocillin während der Schwangerschaft zu vermeiden.
Stillzeit
Vorsicht ist auch beim Stillen geboten. Die Möglichkeit von Überempfindlichkeitsreaktionen sollte bei Neugeborenen in Betracht gezogen werden. In der Milch von stillenden Müttern können Spuren von Penicillinen nachgewiesen werden.
Verkehrstüchtigkeit
Es wird nicht erwartet, dass Temocillin die Fähigkeit ein Fahrzeug zu lenken oder Maschinen zu bedienen beeinträchtigt.
- Emc Negaban
- Journal of Antimicrobial Chemotherapy, Temocillin revived
- Gebrauchsinformation Negaban