Triamteren

Triamteren gehört zu den kaliumsparenden Diuretika und ist zur Blutdrucksenkung bei Bluthochdruck, zur Entlastung bei Herzinsuffizienz und zur Therapie von Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe) zugelassen.

Triamteren

Anwendung

Triamteren gehört zu den kaliumsparenden Diuretika. Es ist zur Blutdrucksenkung bei Bluthochdruck, zur Entlastung bei Herzinsuffizienz und zur Therapie von  Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe) zugelassen. Triamteren wird dazu mit anderen Thiaziddiuretika wie Bemetizid, Hydrochlorothiazid und Xipamid oder Schleifendiuretika kombiniert.

Wirkmechanismus

Triamteren erhöht die Ausscheidung von Natrium über die Nieren, in dem der Wirkstoff den epithelialen Natriumkanal im spätdistalen Tubulus, unabhängig von der Anwesenheit von Aldosteron, blockieren. Mit Natrium wird gleichzeitig durch Osmose Wasser – und damit mehr Harn – ausgeschieden. Da die Natrium-Kalium-Pumpe durch fehlende Natriumionen keine Kaliumionen in die Tubuluszelle aufnehmen kann, kommt die passive Ausscheidung der Kaliumionen fast vollständig zum Erliegen.

Triamteren

Pharmakokinetik

Absorption

  • Triamteren wird schnell im Magen-Darm-Trakt resorbiert.
  • Sein Wirkungseintritt wird innerhalb von 2 bis 4 Stunden nach oraler Einnahme erreicht und seine Wirkungsdauer beträgt 12-16 Stunden.
  • In einer pharmakokinetischen Studie wurde die orale Bioverfügbarkeit von Triamteren mit 52% bestimmt.
  • Nach Verabreichung einer oralen Einzeldosis an nüchternen gesunden männlichen Freiwilligen betrug die mittlere AUC von Triamteren etwa 148,7 ng*h/ml und die mittleren maximalen Plasmakonzentrationen (Cmax) 46,4 ng/ml, die 1,1 Stunde nach der Verabreichung erreicht wurden.
  • Es wird empfohlen, Triamteren nach den Mahlzeiten zu verabreichen, da die Kombinationsanwendung von Triamteren und Hydrochlorothiazid mit dem Verzehr einer fettreichen Mahlzeit zu einem Anstieg der mittleren Bioverfügbarkeit und der maximalen Serumkonzentrationen von Triamteren und seinem aktiven Sulfatmetaboliten sowie zu einer Verzögerung von bis zu 2 Stunden bei der Aufnahme der Wirkstoffe führte.

Verteilung

  • In einer pharmakolinetischen Studie mit gesunden Freiwilligen, die Triamteren intravenös erhielten, betrugen die Verteilungsvolumina des zentralen Kompartiments von Triamteren und seines hydroxylierten Estermetaboliten 1,49 l/kg bzw. 0,11 l/kg.
  • Es wurde festgestellt, dass Triamteren die Plazentaschranke passiert und im Nabelschnurblut von Tieren erscheint.
  • Triamteren wird zu 67% an Proteine ​​gebunden.

Metabolisierung

  • Triamteren durchläuft einen Phase-I-Metabolismus mit Hydroxylierung über CYP1A2 zu 4'-Hydroxytriamteren.
  • 4'-Hydroxytriamteren wird im Phase-II-Metabolismus, vermittelt durch zytosolische Sulfotransferasen, weiter umgewandelt und der Hauptmetabolit, 4'-Hydroxytriamterensulfat gebildet, der eine diuretische Aktivität behält.
  • Sowohl die Plasma- als auch die Urinspiegel dieses Metaboliten übersteigen die Triamterenspiegel bei weitem, während die renale Clearance des Sulfatkonjugats geringer war als die von Triamteren.
  • Die geringe renale Clearance des Sulfatkonjugats im Vergleich zu Triamteren kann durch die geringe ungebundene Fraktion des Metaboliten im Plasma erklärt werden.

Elimination

  • Triamteren und seine Metaboliten werden von der Niere durch Filtration und tubuläre Sekretion ausgeschieden.
  • Bei oraler Einnahme gelangen etwas weniger als 50% der oralen Dosis in den Urin.
  • Ungefähr 20% einer oralen Dosis erscheinen unverändert im Urin, 70% als Sulfatester von Hydroxytriamteren und 10% als freies Hydroxytriamteren und Triamterenglucuronid.
  • Die Halbwertszeit im Plasma liegt zwischen 1,5 und 2 Stunden.
  • In einer pharmakokinetischen Studie mit gesunden Freiwilligen betrugen die terminalen Halbwertszeiten für Triamteren und 4′-Hydroxytriamterensulfat nach intravenöser Infusion der Muttersubstanz. 255 ± 42 bzw. 188 ± 70 Minuten.
  • Nach intravenöser Verabreichung von Triamteren bei gesunden Probanden betrug die Gesamtplasmaclearance 4,5 l/min und die renale Plasmaclearance 0,22 l/kg.

Dosierung

Zur Behandlung leichter Formen der Hypertonie wird initial morgens und falls erforderlich auch mittags 50 mg Triamteren in Kombination mit Hydrochlorothiazid empfohlen.

Im Verlauf der Behandlung genügt meist einmal 50 mg Triamteren morgens.

Zur Behandlung von Flüssigkeitsansammlungen in Geweben werden initial 2-mal täglich (morgens und mittags) 50 bis 100 mg Triamteren in Kombination mit Hydrochlorothiazid empfohlen. Im Verlauf einer Dauerbehandlung richtet sich die Dosierung nach dem Grad der Ausschwemmung. Häufig genügt bereits 25 mg täglich oder 50 mg jeden 2. Tag.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen bei der Anwendung von Triamteren sind:

  • Störungen im Flüssigkeits- und Elekrolythaushalt
  • Mundtrockenheit und Durst
  • Müdigkeit, Benommenheit, Schläfrigkeit, Schwäche, Schwindel
  • Kopfschmerzen, Nervosität, Apathie infolge von Wasser- und Elektrolytstörungen
  • Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe (z.B. Wadenkrämpfe)
  • Hypotonie und orthostatische Regulationsstörungen
  • Herzklopfen
  • Hyperglykämie und Glukosurie
  • Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Schmerzen und Krämpfe im Bauchraum)

Wechselwirkungen

Bei der Behandlung mit Triamteren sind folgende Wechselwirkungen zu beachten:

  • Die blutdrucksenkende Wirkung kann durch andere blutdrucksenkende Arzneimittel, Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren oder durch Alkoholgenuß verstärkt werden.
  • Bei zusätzlicher Einnahme von ACE-Hemmern (z. B. Captopril, Enalapril) zu Behandlungsbeginn besteht das Risiko eines massiven Blutdruckabfalls. Eine Diuretikabehandlung sollte daher 2-3 Tage vor Beginn einer Therapie mit ACE-Hemmern abgesetzt werden.
  • Salizylate und andere nichtsteroidale Antiphlogistika können die antihypertensive und antidiuretische Wirkung von Triamteren vermindern. Bei hochdosierter Salizylateinnahme kann die toxische Wirkung der Salizylate auf das zentrale Nervensystem verstärkt werden. Darüber hinaus kann die gleichzeitige Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika ein akutes Nierenversagen auslösen.
  • Bei zusätzlicher Gabe von Indometacin, ACE-Hemmern, anderen kaliumsparenden Arzneimitteln oder Kaliumsalzen erhöht sich die Gefahr des Auftretens einer Hyperkaliämie.
  • Die Wirkung von Insulin oder oralen Antidiabetika, harnsäuresenkenden Arzneimitteln sowie Noradrenalin und Adrenalin kann bei gleichzeitiger Anwendung abgeschwächt werden.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Betablockern besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Hyperglykämie.
  • Bei gleichzeitiger Behandlung mit herzwirksamen Glykosiden ist zu beachten, dass bei einer sich unter Triamteren entwickelnden Hypokaliämie und/oder Hypomagnesiämie die Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber herzwirksamen Glykosiden erhöht ist und die Wirkungen und Nebenwirkungen der herzwirksamen Glykoside entsprechend verstärkt werden.
  • Bei gleichzeitiger Anwendung von Zytostatika (z. B. Cyclophosphamid, Fluorouracil, Methotrexat) ist mit verstärkter Knochenmarkstoxizität zu rechnen.
  • Die gleichzeitige Gabe von Triamteren und Lithium führt über eine verminderte Lithiumausscheidung zu einer Verstärkung der kardio- und neurotoxischen Wirkung des Lithiums.
  • Die Wirkung von curareartigen Muskelrelaxantien kann durch Triamteren verstärkt oder verlängert werden.
  • Bei gleichzeitiger Gabe von Carbamazepin kann der Natriumspiegel im Serum ansteigen. Daher wird empfohlen, den Serum-Natriumspiegel regelmäßig zu kontrollieren.

Kontraindikation

Triamteren darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide (Kreuzreaktion)
  • schweren Nierenfunktionsstörungen (akutes Nierenversagen oder Niereninsuffizienz mit stark eingeschränkter oder fehlender Harnproduktion; Kreatinin-Clearance kleiner als 30 ml/min und/oder Serum-Kreatinin über 1,8 mg/100ml)
  • akuter Glomerulonephritis
  • Coma und Praecoma hepaticum
  • Hyperkaliämie
  • therapieresistenter Hypokaliämie
  • schwerer Hyponatriämie
  • Hyperkalziämie
  • Gicht
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Triamteren darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da die Anwendung von Hydrochlorothiazid (der Kombinationspartner von Triamteren) in der Schwangerschaft kontraindiziert ist.

Stillzeit

Triamteren geht in die Muttermilch über. Eine Anwendung in der Stillzeit ist kontraindiziert.

Verkehrstüchtigkeit

Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.

Anwendungshinweise

Eine besonders sorgfältige Überwachung ist erforderlich bei:

  • Hypotonie
  • Hypovolämie
  • Zerebralsklerose
  • Patienten mit manifestem oder latentem Diabetes mellitus
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 30-60 ml/min und/oder Serum-Kreatinin zwischen 1,8-1,5 mg/100ml)
  • Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
  • Prädisposition für eine respiratorische oder metabolische Azidose
  • Nephrolithiasis in der Anamnese
  • Verdacht auf Folsäuremangel (z. B. bei Leberzirrhose oder chronischem Alkoholabusus)
  • Bei Niereninsuffizienz (Glomerulumfiltrat unter 30ml/min und/oder Serum- Kreatinin über 1,8 mg/100 ml) ist Triamteren unwirksam und, da die glomeruläre Filtrationsrate weiter gesenkt wird, sogar schädlich.
  • Die gleichzeitige Behandlung mit anderen kaliumsparenden Arzneimitteln (z. B. Spironolacton, Amilorid) oder Kaliumsalzen sollte wegen erhöhter Gefahr des Auftretens einer Hyperkaliämie vermieden werden.

Alternativen

Weitere Kaliumsparende Diuretika sind die Wirkstoffe Amilorid und die Aldosteronantagonisten Spironolacton, Canrenon und Eplerenon.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
253.26 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 4.0 H
Q0-Wert:
0.7
Autor:
Stand:
09.04.2022
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Turfa® gamma
  4. DrugBank online: Triamterene, abgerufen am 09.04.2022

Abbildung

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