Vardenafil

Vardenafil (Levitra) ist ein PDE-5-Inhibitor, der zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern eingesetzt werden kann. Seine Wirkdauer ist etwas länger als die von Sildenafil.

Vardenafil

Anwendung

Der Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Inhibitor) Vardenafil ist angezeigt zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern. Für die Wirkung des Präparats ist eine sexuelle Stimulation erforderlich.

Wirkmechanismus

Der physiologische Prozess, welcher der Vasodilatation und somit dem erhöhten Blutfluss bzw. der Erektion zugrunde liegt, ist die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) durch vaskuläre Endothelzellen. Von dort diffundiert NO zu nahe gelegenen vaskulären glatten Muskelzellen und aktiviert die lösliche Guanylatzyklase, die Guanosintriphosphat (GTP) in zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), den Haupteffektor des Systems, umwandelt. Im Penis führt die Freisetzung von NO während der sexuellen Stimulation zu einer Entspannung der glatten Gefäße des Corpus Cavernosum, was zu einer Vasokongestion und einer anhaltenden Erektion führt.

PDE-5-Hemmer inhibieren die Phosphodiesterase-5 (PDE-5), welche für den Abbau von cGMP verantwortlich ist. Hierdurch kommt es zu erhöhten cGMP-Spiegel, wodurch einerVasodilatation und so ein erhöhter Blutfluss im Penis ermöglicht werden. Der Wirkungsmechanismus setzt ein, sobald NO in Verbindung mit sexueller Stimulation freigesetzt wird.

PDE-5-Hemmer

Pharmakokinetik

Resorption

  • Vardenafil wird schnell resorbiert
  • In 90% der Fälle erreicht Vardenafil nach oraler Gabe im nüchternen Zustand maximale Plasmaspiegel innerhalb von 30 bis 120 Minuten (Mittel: 60 Minuten).
  • Die mittlere absolute orale Bioverfügbarkeit beträgt 15%.
  • Nach oraler Anwendung nehmen AUC und Cmax fast dosisproportional über den empfohlenen Dosisbereich (5 bis 20 mg) zu.
  • Bei Einnahme von Vardenafil zusammen mit einer sehr fettreichen Mahlzeit ist die Resorptionsgeschwindigkeit reduziert, die tmax verlängert sich im Mittel um eine Stunde und Cmax ist im Mittel um 20% reduziert. Die Vardenafil-AUC wird nicht beeinflusst.

Verteilung

  • Das mittlere Verteilungsvolumen von Vardenafil im Steady State beträgt 208 l, was auf eine Verteilung in die Gewebe hinweist.
  • Vardenafil und sein wichtigster im Blutkreislauf zirkulierender Metabolit (M1) sind beide stark an Plasmaproteine gebunden (zu rund 95% für Vardenafil oder M1).
  • Die Proteinbindung ist sowohl für Vardenafil als auch für M1 unabhängig von der Gesamtkonzentration des Arzneimittels.
  • Bei gesunden Probanden wurden 90 Minuten nach Anwendung von Vardenafil weniger als 0,00012 % der verabreichten Menge im Sperma gefunden.

Biotransformation

  • Vardenafil in Filmtabletten wird überwiegend in der Leber durch das Cytochrom P450 (CYP)-Isoenzym 3A4 sowie anteilig durch die CYP3A5- und CYP2C-Isoenzyme metabolisiert.
  • Der beim Menschen wichtigste zirkulierende Metabolit (M1) resultiert aus Deethylierung von Vardenafil und unterliegt einer weiteren Metabolisierung mit einer Plasmahalbwertszeit von etwa vier Stunden. Anteile von M1 finden sich als Glukuronid im Blutkreislauf.
  • Die Phosphodiesterase-Selektivität des Metaboliten M1 ist ähnlich dem von Vardenafil.
  • Die mittlere terminale Halbwertzeit von Vardenafil betrug bei mit Levitra 10 mg Schmelztabletten behandelten Patienten 4 bis 6 Stunden.
  • Die Eliminationshalbwertzeit des Metaboliten M1 beträgt 3 bis 5 Stunden, vergleichbar mit der Muttersubstanz.

Elimination

  • Die Gesamtkörperclearance von Vardenafil beträgt 56 l/h mit einer daraus resultierenden terminalen Halbwertszeit von etwa 4 bis 5 Stunden.
  • Nach oraler Anwendung wird Vardenafil nach Metabolisierung überwiegend über die Fäzes (rund 91-95 % der verabreichten Dosis) und in geringerem Maß renal (rund 2-6% der verabreichten Dosis) ausgeschieden.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg Vardenafil, die bei Bedarf ungefähr 25 bis 60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr einzunehmen ist. Entsprechend der Wirksamkeit und Verträglichkeit kann die Dosis auf 20 mg erhöht oder auf 5 mg verringert werden. Die Maximaldosis beträgt 20 mg. Vardenafil darf nur einmal täglich angewendet werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten typischen Nebenwirkungen unter der Anwendung eines PDE-5-Hemmers sind:

  • Kopfschmerzen
  • Hitzegefühl
  • Nasenverstopfung
  • Sinussekretstauung (Verstopfung der Nebenhöhlen)
  • Rückenschmerzen

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von PDE-5-Hemmern können mit folgenden Verbindungen Wechselwirkungen auftreten:

  • Alphablocker: Erhöhtes Risiko für eine symptomatische Hypotonie.
  • CYP3A4-Inhibitoren: Die gleichzeitige Anwendung von Avanafil mit starken CYP3A4-Inhibitoren, wie Ketoconazol oder Ritonavir, ist kontraindiziert
  • Andere PDE-5-Inhibitoren oder andere Therapien gegen erektile Dysfunktion: eine Kombination sollte nicht erfolgen
  • Alkohol: Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer symptomatischen Hypotonie wird erhöht.
  • Nitrate: Avanafil verstärkt die hypotonischen Wirkungen von Nitraten.
  • Arzneimittel, die den systemischen Blutdruck senken: Da Avanafil gefäßerweiternd wirkt, kann es den systemischen Blutdruck senken. Bei gleichzeitiger Anwendung können die additiven Effekte zu einer symptomatischen Hypotonie (z. B. Schwindelgefühl, Benommenheit, Synkope oder Präsynkope) führen.
  • Induktoren von CYP3A4 (z. B. Bosentan, Carbamazepin, Efavirenz, Phenobarbital und Rifampicin). Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen, da dies die Wirksamkeit von Avanafil herabsetzen kann.
  • Riociguat: additive systemische blutdrucksenkende Wirkung.

Kontraindikationen

PDE-5-Hemmer dürfen im Allgemeinen unter folgenden Gegebenheiten nicht angewendet werden:

  • Überempfindlichkeit gegen den jeweiligen Wirkstoff
  • Einnahme organischer Nitrate oder Stickstoffmonoxid-Donatoren
  • Anwendung von Guanylatcyclase-Stimulatoren wie Riociguat
  • Patienten, die innerhalb der letzten 6 Monate einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine lebensbedrohliche Arrhythmie erlitten haben
  • Anhaltende Hypotonie (Blutdruck <90/50 mmHg) oder Hypertonie (Blutdruck >170/100 mmHg)
  • Instabile Angina, Angina während des Geschlechtsverkehrs oder kongestives Herzversagen (Stauungsinsuffizienz) im NYHA-Stadium 2 oder höher
  • Schwere Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Stadium C)
  • Schwere Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)
  • Patienten, die aufgrund einer nicht arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) unter dem Verlust des Sehvermögens auf einem Auge leiden, unabhängig davon, ob diese Episode in Zusammenhang mit einer vorherigen Exposition gegenüber eines PDE-5-Inhibitors steht oder nicht
  • Erbliche degenerative Netzhauterkrankungen
  • Anwendung starker CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Ritonavir, Atazanavir, Clarithromycin, Indinavir, Itraconazol, Nefazodon, Nelfinavir, Saquinavir und Telithromycin

Verkehrstüchtigkeit

Da Vardenafil zu Schwindel und/oder Sehstörungen führen kann, müssen Patienten darauf achten, wie sie auf die Einnahme reagieren, bevor sie Auto fahren oder Maschinen bedienen.

Anwendungshinweise

Kardiovaskulärer Status

Vor Beginn einer Behandlung der erektilen Dysfunktion sollte der Arzt den kardiovaskulären Status seines Patienten prüfen, da sexuelle Aktivität mit einem gewissen Risiko für das Herz verbunden ist.

Priapismus

Hält die Erektion nach Einnahme von Sildenafil vier Stunden oder länger an (Priapismus), sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Falls der Priapismus nicht umgehend behandelt wird, kann dies zur Schädigung des Penisgewebes und zu dauerhaftem Potenzverlust führen.

Sehstörungen

Bei der Einnahme von PDE-5-Inhibitoren kann es zu Sehstörungen und Fällen von nicht arteriitischer anteriorer ischämischer Optikusneuropathie (NAION) kommen. Bei Auswirkungen auf das Sehvermögen sollte die Einnahme von PDE-5-Inhibitoren abgebrochen werden und ein Arzt aufgesucht werden.

Auswirkung auf die Blutung

PDE-5-Inhibitoren selbst haben keine Wirkung auf die Aggregation von Thrombozyten, bei supratherapeutischen Dosen können sie jedoch in vitro die aggregationshemmende Wirkung des Stickstoffmonoxid-Donators Natriumnitroprussid verstärken. Bei Menschen scheinen PDE-5-Inhibitoren allein oder in Kombination mit Acetylsalicylsäure keine Auswirkung auf die Blutungszeit zu haben.

Vermindertes Hörvermögen oder plötzlicher Verlust des Hörvermögens

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, im Falle einer plötzlichen Abnahme oder Verlust des Hörvermögens die Einnahme von PDE-5-Inhibitoren abzubrechen und umgehend einen Arzt aufzusuchen.

Alternativen

Weitere Wirkstoffe zur Behandlung der erektilen Dysfunktion sind:

Alle PDE-5-Hemmer sind indiziert zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Sildenafil und Tadalafil können darüber hinaus auch zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie angewendet werden und Tadalafil zudem zur Therapie des benignen Prostatasyndroms.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
488.6 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 5.0 H
Q0-Wert:
0.99
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Levitra

Abbildung

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