Vernakalant

Vernakalant ist ein Antiarrhythmikum zur Behandlung von Vorhofflimmern. Der Wirkmechanismus beruht auf der Blockade von Kaliumkanälen und der Verzögerung der Repolarisation des Herzens. Der Wirkstoff ist für die intravenöse Anwendung zugelassen und erfordert eine sorgfältige Überwachung.

Vernakalant

Anwendung

Vernakalant ist bei Erwachsenen indiziert, um kürzlich aufgetretenes Vorhofflimmern in den Sinusrhythmus zu konvertieren. Darüber hinaus wird es bei Patienten angewendet, deren Vorhofflimmern weniger als 7 Tage andauert, sowie bei Patienten, die sich einer Herzoperation unterzogen haben, bei denen das Vorhofflimmern weniger als 3 Tage andauert.

Wirkmechanismus

Vernakalant ist ein Antiarrhythmikum, das hauptsächlich auf die atriale Aktivität des Herzens abzielt. Es verlängert die Dauer der Erregungsausbreitung im Vorhof und verzögert die Überleitungsgeschwindigkeit abhängig von der Frequenz. Dies führt zu einer Erhöhung der Refraktärzeit im Vorhof und einer Hemmung der Reentry-Phänomene, die typischerweise während des Vorhofflimmerns auftreten.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Nach einer 10-minütigen Infusion von 3 mg/kg Vernakalanthydrochlorid beträgt die durchschnittliche Höchstkonzentration im Plasma bei Patienten 3,9 μg/ml.

Verteilung

  • Die Verteilung erfolgt schnell und extensiv, mit einem Verteilungsvolumen von ca. 2 l/kg.

Elimination

  • Die Elimination erfolgt hauptsächlich über die CYP2D6-abhängige O-Demethylierung und die Ausscheidung über die Nieren.
  • Die mittlere Eliminierungshalbwertszeit beträgt ca. 3 Stunden bei schnellen CYP2D6-Metabolisierern und ca. 5,5 Stunden bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern.
  • Vernakalant wird nicht signifikant durch Geschlecht, chronische Herzinsuffizienz, eingeschränkte Nierenfunktion oder gleichzeitige Gabe von Betablockern und anderen Arzneimitteln beeinflusst, jedoch kann bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion die Exposition erhöht sein. Dosisanpassungen sind in diesen Fällen jedoch nicht erforderlich.

Dosierung

  • Die Dosis von Vernakalant ist abhängig vom Körpergewicht und die maximale Dosis wird auf Basis von 113 kg berechnet.
  • Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 3 mg/kg, maximal 339 mg.
  • Falls innerhalb von 15 Minuten keine Konversion stattfindet, kann eine zweite Infusion von 2 mg/kg mit einer maximalen Dosis von 226 mg angewendet werden.
  • Die Gesamtdosis innerhalb von 24 Stunden sollte 5 mg/kg nicht überschreiten. Die Infusion sollte bei auftretender Hypotonie oder Bradykardie abgebrochen werden.
  • Bei Patienten über 113 kg wird eine fixe Dosis von 339 mg als Initialdosis und 226 mg als Zweitinfusion empfohlen.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen (> 5 %), die innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Anwendung von Vernakalant auftraten, waren:

  • Dysgeusie (17,9%)
  • Niesen (12,5%)
  • Parästhesien (6,9 %)
  • Kopfschmerzen (5,4 %)

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Vernakalant zu beachten:

  • Vernakalant sollte nicht bei Patienten angewendet werden, die innerhalb von 4 Stunden vor der Anwendung von Vernakalant intravenös Antiarrhythmika (Klasse I und III) erhalten haben.
  • Die orale Erhaltungstherapie mit Antiarrhythmika sollte für mindestens 2 Stunden nach der Anwendung von Vernakalant unterbrochen werden. Eine Wiederaufnahme oder Einleitung der oralen Erhaltungstherapie kann nach dieser Zeitspanne in Erwägung gezogen werden.
  • Obwohl Vernakalant ein CYP2D6-Substrat ist, wurden in populationsbezogenen pharmakokinetischen Analysen keine wesentlichen Unterschiede in der akuten Exposition mit Vernakalant beobachtet, wenn Patienten schwache oder potente CYP2D6-Hemmer erhalten haben.
  • Vernakalant ist ein moderater, kompetitiver CYP2D6-Hemmer, aber aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit und vorübergehenden Hemmung wird nicht davon ausgegangen, dass die akute Anwendung von Vernakalant die Pharmakokinetik chronisch angewendeter CYP2D6-Substrate stark beeinflusst.
  • Es wird nicht erwartet, dass eine Vernakalant-Infusion zu relevanten Arzneimittelinteraktionen führt, da es sich durch schnelle Verteilung, vorübergehende Exposition und geringe Proteinbindung auszeichnet und andere CYP-P450-Enzyme oder den P-Glycoprotein-vermittelten Digoxintransport nicht beeinflusst.

Kontraindikationen

Vernakalant darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Patienten mit schwerer Aortenklappenstenose
  • Patienten mit systolischem Blutdruck < 100 mm Hg
  • Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA-Stadium III und NYHA-Stadium IV
  • Patienten mit QT Verlängerung (unkorrigiert > 440 ms) zu Behandlungsbeginn oder schwerer Bradykardie, Sinusknotenerkrankung oder AV-Block zweiten und dritten Grades (ohne Herzschrittmacher)
  • Intravenöser Anwendung von Antiarrhythmika zur Rhythmuskontrolle (Klasse I und Klasse III) innerhalb von 4 Stunden vor sowie innerhalb der ersten 4 Stunden nach der Anwendung von Vernakalant
  • Akutem Koronarsyndrom (einschließlich Myokardinfarkt) innerhalb der vergangenen 30 Tage

Schwangerschaft

Es gibt keine Daten zur Anwendung von Vernakalant bei schwangeren Frauen. In Tierstudien wurden Missbildungen nach oraler Verabreichung festgestellt, daher wird empfohlen, die Anwendung während der Schwangerschaft zu vermeiden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Vernakalant in die Muttermilch übergeht und ein Risiko für Neugeborene und Säuglinge darstellt, daher sollte Vernakalant während der Stillzeit nur mit Vorsicht angewendet werden.

Verkehrstüchtigkeit

Vernakalant beeinflusst die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen gering bis mäßig. Patienten sollten in den ersten 2 Stunden nach der Anwendung von Vernakalant auf Schwindel achten.

Anwendungshinweise

  • Es wird empfohlen, die Vitalzeichen und das Herzrhythmus-Monitoring während und bis zu 15 Minuten nach der Infusion engmaschig zu überwachen.
  • Bei Auftreten von bestimmten Anzeichen und Symptomen sollte die Infusion sofort gestoppt werden (siehe Fachinformation).
  • Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz geboten, da hier ein erhöhtes Risiko für Hypotonie und ventrikuläre Arrhythmien besteht.
  • Vernakalant sollte bei Patienten, die kurz vor der Anwendung intravenöse Antiarrhythmika erhalten haben, nicht angewendet werden.

Alternativen

Es gibt verschiedene Behandlungsalternativen zu Vernakalant, je nach Art und Schweregrad der Arrhythmie. Einige Beispiele sind:

Welche Therapieform am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art und Dauer der Arrhythmie, der klinischen Situation des Patienten und eventuellen Begleiterkrankungen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
349.46 g·mol-1
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
28.02.2023
Quelle:
  1. Fachinformation Brimavess
  2. Dobrev, Dobromir, Bashar Hamad, and Peter Kirkpatrick. "Vernakalant." Nature Reviews Drug Discovery 9.12 (2010)
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