Voxelotor

Voxelotor ist ein orales Medikament zur Behandlung von Sichelzellanämie, das als Polymerisationsinhibtor von Sichelzell-Hämoglobin (HbS) wirkt, wodurch die Sichelbildung der Erythrozyten verhindert wird.

Voxelotor

Anwendung

Voxelotor (Oxbryta) ist ein niedermolekularer Wirkstoff, der die HbS-Polymerisierung und Sichelzellbildung der Erythrozyten hemmt und im Vergleich zu Placebo signifikant den Hämoglobin-Wert der Betroffenen erhöht. Das Medikament ist indiziert bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren zur Behandlung von hämolytischer Anämie infolge Sichelzellkrankheit (SCD) als Monotherapie oder in Kombination mit Hydroxycarbamid (Hydroxyharnstoff).

Anwendungsart

Die Voxelotor-Filmtabletten sollen im Ganzen mit Wasser geschluckt werden, können zu einer Mahlzeit oder unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden und sollten wegen ihres unangenehmen Geschmacks nicht zerschnitten, zerdrückt oder zerkaut werden.

Über Sichelzellanämie

Bei der Sichelzellanämie (Drepanozytose) handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung der Erythrozyten, die aufgrund von verändertem Hämoglobin zur Gruppe der Hämoglobinopathien gezählt wird und zu einer korpuskulären hämolytischen Anämie führt. Durch pathophysiologisch verändertes Sichelzell-Hämoglobin (HbS) kommt es bei der Sichelzellanämie, insbesondere unter hypoxischen Bedingungen, zu einer verminderten Löslichkeit und in der Folge zur charakteristischen molekularen Formveränderung des Hämoglobins. Charakteristisch ist eine kürzere Lebensdauer der Erythrozyten und Endothelschäden, die zu rezidivierenden Gefäßverschlusskrisen mit akuter und chronischer Organinsuffizienz sowie zur hämolytischen Anämie führen. Betroffen sind fast ausschließlich Menschen afroamerikanischer Herkunft. Rund 10 Prozent aller Afroamerikaner besitzen eine Kopie des Gens für die Sichelzellanämie.

Sichelzellanämie

Wirkmechanismus

Voxelotor verteilt sich aufgrund seiner bevorzugten Bindung an Hb vorwiegend in den roten Blutkörperchen. Voxelotor ist ein Polymerisationsinhibitor von Hämoglobin S (HbS), da er die Sauerstoffaffinität für Hb erhöht. Eine erhöhte Sauerstoffaffinität stabilisiert die Erythrozyten in einem sauerstoffreichen Stadium und verhindert die Hämoglobinpolymerisation, wodurch der Zerstörung der Erythrozyten entgegengewirkt wird.

Dosierung

Die empfohlene Dosis Voxelotor beträgt 1500 mg (drei Filmtabletten zu je 500 mg) oral einmal täglich. Wird eine Dosis versäumt, soll diese am Tag nach der versäumten Dosis nachgeholt werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Oxbryta sind:

  • Kopfschmerz (31,8%)
  • Diarrhoe (22,7%)
  • Abdominalschmerz (22,7%)

Bei 2,3% der Patienten kam es aufgrund einer Nebenwirkung zum dauerhaften Absetzen von Voxelotor.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen müssen bei der Anwendung von Voxelotor beachtet werden:

  • Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Induktoren kann die Exposition gegenüber Voxelotor herabsetzen und zu einem Wirksamkeitsverlust führen
  • Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin und Johanniskrautextrakt) ist zu vermeiden.
  • Voxelotor ist in vitro ein Hemmer und Induktor von CYP2B6 sowie ein Hemmer von CYP2C8, CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4. Die klinische Bedeutung ist derzeit noch unbekannt.
  • In-vitro-Studien zeigten, dass Voxelotor als Hemmer der Transporter OATP1B1, OAT3 und MATE1 wirken kann. Daher wird bei gleichzeitiger Anwendung von sensitiven Substraten dieser Transporter zur Vorsicht geraten, insbesondere bei Substraten mit einer geringen therapeutischen Breite.
  • Die gleichzeitige Anwendung mit Digoxin (einem P-gp-Substrat) hatte keinen klinisch relevanten Einfluss auf Digoxin.

Kontraindikationen

Voxelotor darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Schwangerschaft

Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Voxelotor bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität. Aus Vorsichtsgründen soll die Anwendung von Voxelotor während der Schwangerschaft jedoch möglichst vermieden werden.

Stillzeit

Voxelotor soll während der Stillzeit nicht angewendet werden, da nicht bekannt ist, ob Voxelotor oder seine Metabolite in die Muttermilch übergehen. Die zur Verfügung stehenden pharmakokinetischen/toxikologischen Daten vom Tier zeigten, dass Voxelotor in die Milch übergeht und anschließend von den Jungtieren aufgenommen wird. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann deshalb nicht ausgeschlossen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Voxelotor hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Alternativen

Als Alternative ist Hydroxycarbamid für die Behandlung von Patienten mit rekurrierenden (auch leichten) Schmerzkrisen ab dem vollendeten 2. Lebensjahr zugelassen. Der Wirkstoff kann Komplikationen der SCD vorbeugen und die Mortalität senken.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
337.37 g·mol-1
Quelle:
  1. EMA: Fachinformation Oxbryta
  2. AWMF: Sichelzellkrankheit
  3. MSD Manual: Sichelzellanämie, abgerufen am 10.05.2022
  4. Glaros AK, Razvi R, Shah N, Zaidi AU. Voxelotor: alteration of sickle cell disease pathophysiology by a first-in-class polymerization inhibitor. Ther Adv Hematol. 2021;12:20406207211001136. Published 2021 Mar 19. Doi:10.1177/20406207211001136
  5. Vichinsky, Elliott, et al. "A phase 3 randomized trial of voxelotor in sickle cell disease." New England Journal of Medicine 381.6 (2019): 509-519.
  6. Adapted from „Sickle-cell Anemia”, by BioRender.com

Abbildung

Adapted from „Sickle-cell Anemia”, by BioRender.com

 

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