Misoprostol
Misoprostol ist ein synthetisches Prostaglandin, das zur Prophylaxe und Theraie von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie zum medikamentösen Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft indiziert ist.
Misoprostol: Übersicht

Anwendung
Misoprostol ist angezeigt zur Prophylaxe und Therapie von Magen- und Duodenalschleimhautläsionen, die durch Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika bedingt sind sowie zum medikamentösen Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft bis zum 49. Tag der Amenorrhoe und zur Geburtseinleitung.
In einem Rote-Hand-Brief zu Cytotec im Jahr 2020 informierte das BfArM darüber, dass zahlreiche, neue Berichte über schwere Nebenwirkungen bei der Anwendung von Cytotec außerhalb der zugelassenen Indikation vorliegen. Das Medikament Cytotec (200 μg Misoprostol) ist nicht zur Geburtseinleitung zugelassen, wurde hierfür allerdings off-label eingesetzt.
Aus diesem Grund wurde Cytotec im April 2021 in Deutschland nicht mehr vermarktet und der Import gestoppt. Seit September 2021 wurde dann das Präparat Angusta mit einer wesentlich niedrigeren Dosis an Misoprostol (25 μg) in Deutschland für die Indikation Geburtseinleitung zugelassen.
Wirkmechanismus
Misoprostol ist ein Prostaglandin-E1-Analogon. Die Stimulation von Prostaglandin-Rezeptoren im Magen reduziert die Magensäure Sekretion, während die Stimulierung dieser Rezeptoren in der Gebärmutter und im Gebärmutterhals die Stärke und Häufigkeit von Kontraktionen erhöhen und den Gebärmutterhalstonus verringern kann.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind im Allgemeinen leicht und umfassen Zittern/Schüttelfrost, Durchfall, Bauchschmerzen, Hyperthermie, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Verstopfung, Dyspepsie, Kopfschmerzen, Durchbruchblutungen und unregelmäßige Menstruation. Weniger gemeldete leichte Nebenwirkungen sind Synkope, Lethargie, Schwäche und Schwindel. Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen gehören selbstlimitierender Durchfall und Bauchschmerzen, von denen angenommen wird, dass sie sekundär auf die Exposition gegenüber Misoprostolsäure zurückzuführen sind, die während der Metabolisierung freigesetzt wird.
Bei der Anwendung von Misoprostol besteht das Risiko einer Gebärmutterruptur. Dieses Risiko ist tendenziell am höchsten, wenn Misoprostol zur Geburtseinleitung im dritten Trimenon angewendet wird, insbesondere in Verbindung mit anderen Risikofaktoren wie einem vorangegangenen Kaiserschnitt. Während einer medizinischen Abtreibung im ersten Trimester mit Misoprostol ist eine Ruptur selten.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wurden in seltenen Fällen eine Erhöhung der Transaminasen, Aufstoßen und periphere Ödeme beobachtet. Misoprostol wird hauptsächlich über Fettsäure-oxidierende Systeme metabolisiert und zeigte keine Auswirkungen auf das hepatische Cytochrom-P450-Enzymsystem.
Wechselwirkungsstudien mit Misoprostol und einigen NSARs zeigten keine klinisch relevanten Auswirkungen auf die Kinetik von Ibuprofen, Diclofenac, Piroxicam, Acetylsalicylsäure, Naproxen oder
Indometacin.
Hochdosierte Antazida können zu einer Einschränkung der Bioverfügbarkeit von Misoprostol führen. Magnesiumhältige Antazida sollten während einer Behandlung mit Misoprostol vermieden werden, da sich damit die durch Misoprostol induzierte Diarrhoe verstärken könnte.
Während der Behandlung mit Misoprostol sollte auf die Einnahme von Laxanzien verzichtet werden (Verstärkung der laxierenden Wirkung).
Kontraindikationen
Bei Patienten mit früheren allergischen Reaktionen oder Überempfindlichkeit gegen Prostaglandine ist Misoprostol unabhängig vom Anwendungsgebiet kontraindiziert. Folgende Kontraindikationen sind indikationsspezifisch.
Prophylaxe und Therapie von Magen- und Duodenalschleimhautläsionen
Frauen mit einem Risiko für Magengeschwüre nach NSAR-Einnahme dürfen Misoprostol angesichts der Wirkungen auf eine Schwangerschaft nicht bei einer bestehenden Schwangerschaft einnehmen. Auch bei Patientinnen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässige Schwangerschaftsverhütung anwenden, ist Misoprostol deshalb kontraindiziert. Darüber hinaus darf der Wirkstoff nicht bei entzündlichen Darmkrankheiten oder nicht eingestellter Epilepsie angewendet werden.
Schwangerschaftsabbruch
Wird Misoprostol innerhalb dieser Indikation angewendet bestehen folgende Gegenanzeigen:
- Eine Schwangerschaft, die noch nicht durch eine Ultraschalluntersuchung oder biologische Tests bestätigt worden ist
- Verdacht auf eine ektope Schwangerschaft
- Eine über dem 49. Tag der Amenorrhoe hinaus bestehende Schwangerschaft
Geburtseinleitung
Soll Misoprostol zur Geburtseinleitung angewendet werden, sind folgende Kontraindikationen zu beachten:
- Wenn die Geburt begonnen hat
- Bei Verdacht oder Nachweis von fötalen Beeinträchtigungen vor der Geburtseinleitung (z.B. nicht bestandener Non-Stress-Test oder Stress-Test, mekoniumverfärbtes Fruchtwasser oder Diagnose oder Anamnese eines beunruhigenden fötalen Zustandes)
- Wenn Wehen fördernde Arzneimittel und/oder andere Wehen induzierende Substanzen gegeben werden
- Bei Verdacht auf oder Nachweis einer Uterusnarbe aus früheren Uterus- oder Zervixoperationen, wie z.B. Kaiserschnitt; wenn eine Uterusanomalie (z.B. Uterus bicornis) vorliegt, die eine vaginale Geburt nicht möglich macht; wenn bei dieser Schwangerschaft nach 24 Schwangerschaftswochen eine Placenta praevia oder eine ungeklärte Vaginalblutung auftritt
- Bei einer fötalen Lageanomalie, die eine vaginale Geburt kontraindiziert
- Bei Patienten mit Nierenversagen (GFR <15 ml/min/1,73 m2)
Schwangerschaft
Misoprostol erhöht während der Schwangerschaft den Gebärmuttertonus und die Gebärmutterkontraktionen und kann so eine teilweise oder vollständige Austreibung der Frucht bewirken. Eine Anwendung während der Schwangerschaft wird außerdem mit Geburtsdefekten in Verbindung gebracht.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation MisoOne
- Fachinformation Cytotec
- Fachinformation Angusta
- Krugh, Marissa, and Christopher V. Maani. "Misoprostol." StatPearls [Internet]. StatPearls Publishing, 2022.
- DrugBank: Misoprostol, abgerufen am 02.11.2022
-
ANGUSTA 25 Mikrogramm Tabletten
Norgine GmbH
-
Arthotec® forte, Manteltabletten
Pfizer Pharma GmbH
-
Arthrotec forte Aaragon Manteltabletten
Aaragon Pharma S.R.O.
-
Arthrotec forte Eurim Manteltabletten
Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH
-
Arthrotec forte kohlpharma Manteltabletten
kohlpharma GmbH
-
Arthrotec forte Orifarm Manteltabletten
Orifarm GmbH
-
Artrotec forte Emra Manteltabletten
Emra-Med Arzneimittel GmbH
-
MisoOne 400 Mikrogramm Tabletten
Nordic Pharma GmbH