Mometason

Mometason gehört zur Gruppe der stark wirksamen topischen Glucocorticoide. Der Wirkstoff wird dermal, nasal oder inhalativ zur lokalen Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen, allergischer Rhinitis und zur Langzeittherapie des Asthma bronchiale angewendet.

Mometason

Anwendung

Mometason zählt zu den stark wirksamen topischen Glucocorticoiden. Aufgrund der antiphlogistischen, immunsuppressiven und antiallergischen Wirkungen, findet der Wirkstoff bei folgenden Indikationsgebieten Anwendung:.

  • Symptomatische Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen, wie atopische Dermatitis und Psoriasis als Monotherapie oder in fixer Kombination mit Salicylsäure
  • Allergische oder perenniale Rhinitis
  • Polyposi nasi
  • Langzeittherapie des Asthma bronchiale
  • Rhinitis und Sinusitis (Off label use) zur Reduktion von Entzündungsreaktionen und Verbesserung der Nasenatmung

Anwendungsart

Die Anwendung von Mometason erfolgt als Mometason-17-fuorat dermal als Creme oder Salbe, als Nasenspray oder als Pulver zur Inhalation.

Pharmakologie

Mometason ist ein stark wirksames Glucocorticoid mit antiphlogistischen, immunsuppressiven und antiallergischen Eigenschaften. Der Wirkstoff passiert die Zellmembranen und bindet im Cytosol an den Glucocorticoid-Rezeptor. Der Hormon-Rezeptor-Komplex transloziert anschließend in den Zellkern und bindet dort an spezifische DNA-Sequenzen, die die Genexpression verschiedener Proteine steuern. Dadurch kommt es einerseits zur vermehrten Expression antientzündlicher Gene sowie andererseits auf indirektem Wege zur Hemmung der Expression entzündungsfördernder Gene. Die sogenannte Transrepression proinflammatorischer Proteine beruht vor allem auf der Hemmung des Transkriptionsfaktors NFκB, der die Bildung von Enzymen wie der an Entzündungsprozessen beteiligten Cyclooxigenase-2 (COX-2), aber auch von Interleukinen (IL) und Adhäsionsmolekülen, die eine Immunreaktion unterhalten, fördert.

Neben diesen genomischen Effekten, die verzögert auftreten, kommt es auch zu nichtgenomischen Wirkungen, deren Mechanismen noch nicht vollständig geklärt sind. Dazu zählen beispielsweise die Membranstabilisierung von Entzündungszellen und die Regulation der Aktivität zellmembranständiger Ionenkanäle.

Die vielseitigen Wirkungen von Mometason führen letztendlich lokal zu einer verringerten Mediatorfreisetzung und verminderter Infiltration des Gewebes mit Entzündungszellen. Die Wirkung erfolgt sowohl in der Früh- als auch der Spätphase allergischer Reaktionen. Bei inhalativer Anwendung zur Behandlung des Asthma bronchiale wird zudem die Obstruktion der Atemwege sowie die verstärkte Antwort auf bronchokonstriktorische Reize vermindert. Weiterhin wird ödematöse Schleimhaut zurückgebildet und die Schleimbildung reduziert sowie die mukoziliäre Clearance verbessert. Mometason wirkt erst in hohen bis höchsten Dosen bronchospasmolytisch.

Mometason führt außerdem zur verstärkten Expression von β-Adrenozeptoren, sodass bei gleichzeitiger Gabe von β2-Sympathomimetika deren Wirkung verstärkt werden kann.

Pharmakokinetik

Resorption

Als topisches Glucocorticoid hat Mometason durch seine hohe Rezeptoraffinität zwar eine starke lokale Wirkung, allerdings nur eine geringe systemische Bioverfügbarkeit von weniger als 1%. Die Menge des resorbierten Wirkstoffs ist abhängig vom Applikationsort, der Größe der behandelten Fläche, dem Zustand der Epidermis beziehungsweise des pulmonalen Gewebes, der Behandlungsdauer sowie der Applikationsart. Die lokale Wirkung von Mometason tritt verzögert innerhalb von 12 bis 48 Stunden ein.

Verteilung

Das Verteilungsvolumen von Mometason beträgt bei intravenöser Bolusapplikation 332 L. In vitro konnte eine Plasmaproteinbindung von 98% bis 99% beobachtet werden.

Metabolismus

Mometason wird bei systemischer Aufnahme in der Leber extensiv vor allem über das Enzym CYP3A4 in verschiedenste Metaboliten biotransformiert. Auch im Lungengewebe und Plasma erfolgt die Epoxidierung an C9 und C11 unter HCl-Elimination.

Elimination

Mometason wird bis zu etwa 74% über die Fäzes und zu etwa 8% über den Urin eliminiert.

Dosierung

Insbesondere bei der Anwendung von Glucocorticoiden gilt, dass die niedrigst mögliche Dosis, die zur Kontrolle der Symptome nötig ist, als Erhaltungsdosis gewählt werden sollte.

Cremes zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen, die 1 mg/g Mometason enthalten, dürfen bei Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren einmal täglich dünn auf die betroffene Hautstellen aufgetragen werden. Bei Besserung der Symptome wird die Häufigkeit der Anwendung allmählich verringert und später auf ein schwächeres Glucocorticoid umgestiegen. Die dermale Anwendung sollte nicht länger als drei Wochen und nicht großflächig (20% der Körperoberfläche bei Erwachsenen, 10% bei Kindern) erfolgen. Salben, die neben 1 mg/g Mometason auch Salicylsäure enthalten, dürfen erst ab einem Alter von 12 Jahren angewendet werden. Die Zubereitungen werden ein- bis zweimal täglich aufgetragen.

Die nasale Anwendung von Mometason bei allergischer oder perennialer Rhinitis erfolgt einmal täglich. Es werden bei Erwachsenen je Nasenöffnung zwei Sprühstöße, die jeweils 50 µg Mometason enthalten, abgegeben. Die Tagesdosis beträgt somit 200 µg und kann maximal auf 400 µg gesteigert werden. Sind die Symptome unter Kontrolle, kann eine Dosisreduktion auf einen Sprühstoß je Nasenöffnung (100 µg Mometason pro Tag) erfolgen. Dies entspricht auch der üblichen Dosierung für Kindern zwischen drei und 11 Jahren.

Zur Behandlung von Nasenpolypen bei Patienten über 18 Jahren können einmal täglich jeweils zwei Sprühstoße Mometason pro Nasenöffnung abgegeben werden. Ein Sprühstoß enthält dabei 50 µg Mometason. Wenn nach fünf bis sechs Wochen keine Besserung eintritt, kann die Dosis auf zweimal täglich zwei Sprühstöße pro Nasenöffnung gesteigert werden. Sind die Symptome unter Kontrolle, sollte die Dosis wieder reduziert werden.

Zur Reduktion von Entzündungsreaktionen und Verbesserung der Nasenatmung bei Rhinitis und Sinusitis wird eine Dosis von 200 µg Mometason je Nasenöffnung empfohlen.

Mometason kann ab einem Alter von 12 Jahren inhalativ bei Asthma bronchiale angewendet werden. Bei der Behandlung von anhaltendem mildem bis mittelschwerem Asthma bronchiale beträgt die Initialdosis 400 µg Mometason einmal täglich abends oder zweimal täglich 200 µg. Die Dosierung muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden. In einigen Fällen kann eine Reduktion auf 200 µg Erhaltungsdosis einmal täglich möglich sein.

Zur Therapie des schweren Asthma bronchiale werden initial 400 µg zweimal täglich inhaliert, dies entspricht der empfohlener Tageshöchstdosis. Auch hier gilt, dass auf die niedrigst mögliche Erhaltungsdosis titriert werden sollte, wenn die Symptome unter Kontrolle sind.

Nebenwirkungen

Die folgenden Nebenwirkungen können bei der lokalen Therapie mit Mometason auftreten:

Nebenwirkungen bei dermaler Applikation

  • Hautatrophie, Pruritus
  • Brennendes Gefühl an der Applikationsstelle
  • Maskieren von Hautinfektionen

Nebenwirkungen bei nasaler Applikation

  • Nasenbluten (leichtgradig, selbstlimitierend)
  • Brennen und Reizungen in der Nase
  • Nasale Ulzerationen

Nebenwirkungen bei inhalativer Applikation

  • Reizung im Rachen
  • Orale Kandidose (Mundsoor)
  • Pharyngitis, Infektionen der oberen Atemwege
  • Kopfschmerzen
  • Heiserkeit (Myopathie der Kehlkopfmuskulatur)
  • Mundtrockenheit

Systemische Nebenwirkungen treten sehr selten, vor allem aber bei einer Langzeittherapie mit hohen Dosierungen auf. Dazu zählen:

  • Cushing-Syndrom
  • Manifestation einer Hyperglykämie oder Glukosurie
  • Suppression der Nebennierenrinde
  • Wachstumsverzögerung bei Kindern und Jugendlichen
  • Osteoporose
  • Katarakt
  • Glaukom
  • Psychische und psychomotorische Nebenwirkungen wie Hyperaktivität, Schlafstörungen, Angst, Depression, Aggression

Wechselwirkungen

Aufgrund der geringen systemischen Bioverfügbarkeit treten Wechselwirkungen von Mometason mit anderen Arzneimitteln kaum auf. Bei der Kombination mit CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir, Nelfinavir, Cobicistat besteht ein erhöhtes Risiko systemischer Nebenwirkungen durch erhöhte Plasmaspiegel von Mometason.

Kontraindikation

Mometason darf in folgenden Fällen nicht angewendet werden:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Unbehandelte Pilz-, parasitäre, bakterielle und systemische Virus-Infektionen (z.B. Candida-Infektionen, Tuberkulose, Herpes simplex)
  • Impfreaktionen
  • Bei nasaler Anwendung: Nasenoperationen und -Verletzungen
  • Bei dermaler Anwendung: faziale Rosazea, Akne vulgaris, Hautatrophie, periorale Dermatitits, perianaler und genitaler Pruritus, Windelausschlag, Wunden und Hautulzerationen
  • Bei Kombination mit Salicylsäure: letztes Trimenon der Schwangerschaft

Schwangerschaft/Stillzeit

Glucocorticoide sind plazentagängig. Bisher liegen nur sehr begrenzte Daten zur Anwendung von Mometason in der Schwangerschaft vor. Tierstudien zeigten bei der Anwendung von Glucocorticoiden in der Schwangerschaft sowohl Reproduktionstoxizität (Gaumenspalten, Skelettfehlbildungen) als auch teratogene Effekte. Mometason sollte daher in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Falls eine Anwendung in der Schwangerschaft notwendig ist, sollte der Säuglinge regelmäßig auf Anzeichen einer Nebennierenrindeninsuffizienz untersucht werden oder der Umstieg auf ein schwächeres Glucocorticoid erfolgen.

Stillzeit

Der Übertritt von Mometason in die menschliche Muttermilch ist nicht bekannt, konnte aber beim Tier gezeigt werden. Mometason sollte in der Stillzeit daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Wirkstoffhaltige Cremes sollten nicht im Brustbereich aufgetragen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Es ist kein Einfluss von Mometason auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen bekannt.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Anwendungshinweise

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass eine inhalative und nasale Therapie mit Mometason regelmäßig erfolgen sollte, auch dann noch, wenn Symptomfreiheit erreicht ist. Die Therapie mit Mometason sollte immer ausschleichend beendet werden, um das Risiko eines Rebound-Effektes zu minimieren.

Patienten, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, sollten auf die immunsupprimierenden Eigenschaften von Mometason aufmerksam gemacht werden.

Bei Kindern, die über einen längeren Zeitraum mit Mometason behandelt werden, sollte eine regelmäßige Kontrolle des Wachstums erfolgen.

Topische Anwendung

Bei regelmäßiger topischer Anwendung mit Okklusionsverbänden oder auf großen Hautflächen sollten die Patienten regelmäßige auf Anzeichen einer Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse kontrolliert werden. Bei der Behandlung von Psoriasis-Patienten mit Mometason ist eine engmaschige Überwachung anzuraten, da die Erkrankung durch Arzneimittelintoleranz wiederaufleben, es zu zentraler pustulöser Psoriasis oder lokaler und systemischer Toxizität aufgrund der verminderten Barrierefunktion der Haut kommen kann.

Nasale Anwendung

Der Wirkeintritt von Mometason erfolgt erst nach 12 bis 48 Stunden. Bei nasaler Anwendung können bei allergischer Rhinitis zur Überbrückung orale Antihistaminika oder abschwellende Nasensprays verwendet werden. Mometason-Nasensprays sind Suspensionen, die vor jeder Anwendung gut geschüttelt werden sollten. Zudem sollte vor der ersten Anwendung die Dosierpumpe zunächst solange betätigt werden, bis ein gleichmäßiger Sprühnebel entsteht. Bei mäßigen bis schweren Symptomen einer saisonalen allergischen Rhinitis kann es erforderlich sein, die Behandlung mit Mometason-Nasenspray bereits einige Tage vor der voraussichtlichen Pollensaison zu beginnen.

Einseitige Polypen mit ungewöhnlichem oder unregelmäßigem Aussehen sowie ulzerierende oder blutende Polypen bedürfen einer weiteren Abklärung durch den Arzt.

Inhalative Anwendung

Patienten, die Mometason inhalativ anwenden, sollten vor der ersten Anwendung ausführlich in der richtigen Inhalationstechnik unterrichtet werden, da diese essentiell für den Therapieerfolgt ist. Bei der Anwendung inhalativer Glucocorticoide kommt es häufig zu Mundsoor. Um diese Nebenwirkung zu vermeiden, sollten die Patienten darauf hingewiesen werden, nach der Inhalation von Mometason etwas zu essen oder zu trinken, die Zähne zu putzen oder den Mund gründlich auszuspülen.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die von systemischen Glucocorticoiden auf zu inhalierendes Mometason umgestellt werden. Die Umstellung sollte schrittweise erfolgen und auf Anzeichen einer Nebennierenrindeninsuffizienz geachtet werden, da bei Asthmapatienten dadurch während einer Umstellung schon Todesfälle aufgetreten sind. Bei Anhaltspunkten für eine Nebennierenrindeninsuffizienz ist die Dosis der systemischen Glucocorticoide vorübergehend zu erhöhen und die Entwöhnung langsamer fortzusetzen.

Alternativen

Dermal können alternativ zu Mometason folgende stark wirksame Glucocorticoide appliziert werden:

Neben Mometason werden diese Glucocorticoide als Rhinologika angewendet:

Alternativ zu Mometasonfuorat können folgende Glucocorticoide zur inhalativen Langzeittherapie des Asthma bronchiale angewendet werden.

  • Beclometasondipropionat als Inhalationspulver oder im Dosieraerosol
  • Budesonid als Inhalationspulver, Inhalationskapsel oder Dosieraerosol
  • Ciclesonid als Dosieraerosol
  • Fluticasonfuorat als Inhalationspulver, Fluticasonpropionat als Inahaltionspulver oder Dosieraerosol

Bei einer Umstellung sind die Äquivalenzdosen sowie die Schwere der Erkrankung zu berücksichtigen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
427.36 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 4.5 H
Q0-Wert:
0.92
Autor:
Stand:
05.10.2020
Quelle:
  1. Geisslinger, Menzel, Gundermann, Hinz, Ruth (2020) Mutschler Arzneimittelwirkungen, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
  3. Neubeck (2019) Evidenzbasierte Selbstmedikation, 4. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
  4. GALENpharma GmbH. Fachinformation: MomeGalen® 1 mg/g Creme (07/2017)
  5. MSD Sharp & Dohme GmbH. Fachinformation: ELOSALIC 1 mg/g + 50 mg/g Salbe (11/2017)
  6. HEXAL AG. Fachinformation: MometaHEXAL® 50 Mikrogramm/Sprühstoß Nasenspray, Suspension (10/2019)
  7. MSD Sharp & Dohme GmbH. Fachinformation: ASMANEX® Twisthaler® 200 Mikrogramm Pulver zur Inhalation
  8. Äquivalenzdosistabellen der ABDA. Inhalative Corticosteroide (ICS) (zuletzt abgerufen am 24.09.2020)
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