Naproxen
Naproxen ist ein Prostaglandinsynthesehemmer und wird zur Therapie von Schmerzen, zur Fiebersenkung und Entzündungshemmung eingesetzt.
Naproxen: Übersicht

Anwendung
Naproxen gehört zur Wirkstoffgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR) und wird als schmerzstillendes, fiebersenkendes und entzündungshemmendes Arzneimittel eingesetzt. Besonders bei akuten Arthritiden und Gichtanfällen, chronischen und rheumatoiden Arthritiden sowie chronischer Polyarthritis, Morbus Bechterew und anderen entzündlich-rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen, Reizzuständen bei Arthrosen und Spondylarthrosen, entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen, schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen, krampfartigen Beschwerden während der Regelblutung und nach Einlage einer Spirale wird es zur symptomatischen Behandlung gegeben.
Wirkmechanismus
An der Schmerzentstehung im Körper sind verschiedene Botenstoffe beteiligt. Einer dieser Botenstoffe ist das Prostaglandin, welches bei Schädigungen im Körper ausgeschüttet wird und die Schmerzrezeptoren empfindlicher macht. Dadurch reagieren diese schneller und leiten das Schmerzsignal an das Gehirn weiter, wo der eigentliche Schmerz entsteht. Naproxen hemmt die Synthese des Botenstoffes Prostaglandin, indem es die Cyclooxygenasen 1 und 2 blockiert. Die Schmerzweiterleitung zum Gehirn, woraus sich die schmerzlindernde Wirkung ergibt, wird unterbrochen.

Pharmakokinetik
Oral gegeben wird Naproxen vollständig im Dünndarm resorbiert, zum Teil auch schon im Magen. 99% des Wirkstoffs liegen im Plasma an Proteine gebunden vor. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 80 bis 100 %. Der maximale Plasmaspiegel ist nach zwei bis vier Stunden erreicht. Die Halbwertszeit liegt zwischen 10 und 18 Stunden. Der Abbau erfolgt in der Leber in zwei Metaboliten durch Glucuronidierung und Demethylierung. Die Metaboliten werden anschließend ausschließlich über die Niere ausgeschieden. Bei intravenöser Gabe werden etwa 10% unverändert über die Niere eliminiert, der Rest wird in der Leber metabolisiert und anschließend über die Nieren entsorgt.
Dosierung
Naproxen ist als Tablette in den Dosen 220 mg, 250 mg, 500 mg und 750 mg, als Suspension mit 50 mg/ml und als Injektion in der Dosis 75 mg/2 ml erhältlich.
Die Dosierung ist abhängig von Art und Schwere der Erkrankung. Die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene beträgt 500 bis 1250 mg Naproxen, verteilt auf ein bis drei Einzelgaben. Eine Einzeldosis sollte 1000 mg nicht überschreiten. Für einen analgetischen Effekt werden zwei- bis dreimal täglich 200 bis 400 mg verabreicht.
Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren erhalten zwischen 10 und 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Die Gabe sollte auf zwei Einzeldosen aufgeteilt werden. Die Tageshöchstdosis von 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht darf nicht überschritten werden.
Nebenwirkungen
Im Folgenden sind Nebenwirkungen, die unter der Therapie mit Naproxen auftreten können, nach ihrer Häufigkeit aufgelistet.
Sehr häufig
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Magenschmerzen, Völlegefühl, Verstopfungen (Obstipation) oder Durchfall (Diarrhoe)
- geringfügige Blutverluste im Magen-Darm-Trakt => Anämierisiko in Ausnahmefällen.
Häufig
- Überempfindlichkeitsreaktionen mit Exanthem, Juckreiz (Pruritis), Purpura oder Ekchymosen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schlaflosigkeit
- Erregung
- Reizbarkeit
- Müdigkeit
- Sehstörungen
- Hörstörungen
- Tinnitus
- Gastrointestinale Ulzera => gegebenenfalls Blutungs- und Durchbruchrisiko
- periphere Ödeme.
Gelegentlich
- Asthmaanfälle => eventuell mit Blutdruckabfall
- Bronchospasmen
- eosinophile Pneumonie
- Hämatemesis
- Teerstuhl (Melaena)
- blutiger Durchfall
- Beschwerden im Unterbauch
- Stomatitis
- Ösophagusläsionen
- Leberfunktionsstörungen
- erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Alopezie
- akutes Nierenversagen
- nephrotisches Syndrom
- interstitielle Nephritis.
Sehr selten
- Verschlechterung infektionsbedingter Entzündungen
- Symptome einer aseptischen Meningitis mit starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Nackensteifigkeit oder Bewusstseinseintrübung
- Störungen des Blutbildes => aplastische Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, Agranulozytose => erste Anzeichen können Fieber, Halsschmerzen, oberflächliche Wunden im Mund, grippeartige Beschwerden, starke Abgeschlagenheit, Nasenbluten und Hautblutungen sein
- hämolytische Anämie
- schwere Überempfindlichkeitsreaktionen wie z. B. das angio-neurotische Syndrom => Anzeichen sind Anschwellen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf, Atemnot, Tachykardie, schwere Kreislaufstörungen bis zum lebensbedrohlichen Schock
- Herzinsuffizienz
- Hypertonie
- Leberschäden => besonders bei Langzeittherapien
- Stevens-Johnson-Syndrom
- toxische epidermale Nekrolyse
- Nierenschäden wie Papillennekrosen => vor allem bei Langzeittherapie
- Hyperurikämie.
Wechselwirkungen
Werden mehrere NSARs gleichzeitig gegeben, steigt das Risiko für gastrointestinale Ulzera und Blutungen.
Weitere mögliche Wechselwirkungen sind im Folgenden aufgelistet:
- Digoxin, Phenytoin, Lithium => Anstieg der Serumspiegel; Serum-Lithium-Spiegel-Kontrollen notwendig
- Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Antagonisten => reduzierte Wirkung dieser Medikamente; Flüssigkeitskontrolle notwendig; Risiko einer Hyperkaliämie bei kaliumsparenden Diuretika
- Glucocorticoide => erhöhtes Risiko für gastrointestinale Ulzera und Blutungen
- Thrombozytenaggregationshemmer und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer => erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen
- Acetylsalicylsäure => reduzierte Wirkung auf die Thrombozytenaggregation für mehrere Tage
- Methotrexat => erhöhte Konzentration von Methotrexat
- Ciclosporin => erhöhte Nierentoxizität
- Antikoagulanzien => verstärkte Wirkung von Warfarinen
- Probenicid und Sulfinpyrazon => verzögerte Ausscheidung von Naproxen
- Antazida => verringerte Resorption von Naproxen.
Kontraindikation
Naproxen ist kontraindiziert bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- bekannte Reaktionen von Bronchospasmen, Asthma, Rhinitis oder Urtikaria nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmern (NSARs)
- ungeklärte Blutbildungsstörung
- bestehende oder früher aufgetretene peptische Ulzera oder Hämorrhagien
- gastrointestinale Blutungen oder Perforationen bei früheren Therapien mit NSARs
- zerebrovaskuläre oder andere aktive Blutungen
- schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
- schwere Herzinsuffizienz
- Schwangerschaft im letzten Drittel
- Kinder unter fünf Jahren.
Schwangerschaft/Stillzeit
Naproxen wirkt sich auf die Prostaglandinsynthese aus. Das kann zu einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen und Fehlgeburten führen. Deshalb sollte Naproxen in den ersten beiden Schwangerschaftstrimestern nur gegeben werden, wenn dies absolut notwendig ist. Im drittten Trimenon ist Naproxen kontraindiziert, da es dem Foetus schadet.
In der Stillzeit gehen nur geringe Mengen an Naproxen in die Muttermilch über. Von einer Gabe wird dennoch abgeraten.
Auch auf die Fertilität kann sich Naproxen auswirken. Es sollte deshalb vermieden werden, wenn Frauen versuchen, schwanger zu werden.
Verkehrstüchtigkeit
In höheren Dosierungen zeigt Naproxen zentralnervöse Nebenwirkungen. Das kann sich auf die Reaktionsfähigkeit auswirken.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Alternativen
Je nach Indikation können andere nicht-steroidale Antirheumatika der Klasse der Arylpropionsäurederivate gegeben werden. Dazu zählen unter anderem:
Wirkstoff-Informationen
- Freissmuth M, Offermanns S, Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag, 2016.
- Aktories K, Förstermann U, Hofmann F, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 12. Auflage. München: Elsevier, 2017.
- Aristo Pharma GmbH. Naproxen Aristo 500 mg Tabletten [Internet]. Zuletzt aktualisiert Juli 2018. [zitiert am 30.12.2018]. mehr...
- U.S. National Library of Medicine – National Center for Biotechnology Information. Compound Summary for CID 3878 – Naproxen [Internet]. Zuletzt aktualisiert: 22.12.2018. [zitiert am 28.12.2018]. mehr...
Abbildung
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