
Vor jeder ästhetischen Maßnahme fragt sich ein Therapeut, ob sich der Aufwand für den Patienten lohnt − nicht nur, ob er danach wirklich objektiv besser aussieht, sondern auch ob er damit sein Selbstwertgefühl steigern kann, was letztlich das Ziel des jeweiligen Eingriffs ist. Das gilt auch für Alopezie-Patienten, vor allem für Männer, die schon früh unter androgenetischer Alopezie leiden. Bisher gab es aber für diese Vorab-Bewertung kein geeignetes Instrument. Die chinesischen Wissenschaftler von der Abteilung für ästhetische Chirurgie der Universität in Guangzhou haben nun den Bewertungsindex FACE-Q, der ursprünglich für die Gesichtschirurgie entwickelt wurde, für Patienten mit unterschiedlichen Formen der Alopezie modifiziert [1,2].
FACE-Q umfasst Fragen zum Selbstwertgefühl
Der FACE-Q-Fragebogen umfasst außer Basisinformationen wie Alter, Grad der Alopezie, Familienanamnese, außerdem Fragen zur Sozialanamnese (z.B. Einkommen, Familien- und Bildungsstand), zum Selbstwertgefühl, wie zufrieden die Patienten mit ihrem Aussehen sind u. ä.
Die Forscher um Yang Liu und Fang Liu werteten die Daten von 131 Patienten aus, die den FACE-Q-Fragebogen präoperativ und sechs Monate nach dem Eingriff ausgefüllt hatten. Wie zufrieden sie mit ihrem Aussehen waren, bewerteten die Patienten auf einer Skala von 0 bis 100 (76-100: sehr zufrieden; 51-75: zufrieden; 26-50: unzufrieden; 1-25: sehr unzufrieden).
Vor der Haartransplantation waren 69,4% der Teilnehmer mit dem Aussehen ihrer Haare unzufrieden. Bei der postoperativen Befragung zeigten sich 87,8% mit dem Aussehen ihrer Haare zufrieden und nur bei 12,2% wurden die Erwartungen nicht erfüllt.
Zufriedenheit nach Haartransplantation sinkt mit dem Bildungstand
Durchschnittlich verbesserte sich der Zufriedenheitswert um 29,62 Punkte (vor der Op.: 46,97; nach sechs Monaten: 76,59; p < 0,001). Zudem gaben die Patienten an, dass ihr Gesicht nach der Haartransplantation im Schnitt 5,81 Jahre jünger aussah (p < 0,01). Auffällig war, dass der Zufriedenheitsgrad vom Einkommen, das Bildungslevel und der Grund für die Haartransplantation abhing. So waren Probanden mit niedrigem Bildungslevel nach dem Eingriff unglücklicher als solche, die einen höheren Schulabschluss vorweisen konnten (p = 0,001). Das gleiche galt für Patienten mit niedrigerem Einkommen (p = 0,025) (1).
OP-Erfolg hängt auch vom Selbstwertgefühl ab
Eine frühere Studie des Teams von Fang Liu hatte schon ergeben, dass die Zufriedenheit nach der Haartransplantation auch wesentlich vom Selbstwertgefühl vor der Operation abhängt [3]. In dieser Arbeit hatten 875 Männer mit androgenetischem Haarausfall vor und neun Monate nach der Transplantation zum FACE-Q-Fragebogen auch den Rosenberg-Self‐Esteem-Scale (RSES)-Test ausgefüllt, bei dem vor allem Daten zum Selbstwertgefühl erhoben werden.
Ergebnis: Die Zufriedenheit mit dem Aussehen stiegen nach der FACE-Q-Skala um 30,25 Punkte. Die Subgruppen-Analyse ergab, dass Patienten mit präoperativ schon hohem Selbstwertgefühl nach der OP glücklicher mit ihrem Aussehen sind, sich psychologisch wohler fühlten und auch mit der Entscheidung zur Operation zufriedener waren, als die Männer, die zuvor schon ein eher niedriges oder durchschnittliches Selbstwertgefühl hatten.