EADV 2021: Empfehlungen zur Hautpflege bei Atopischer Dermatitis

Die Hautpflege mit einer schonenden Reinigung und dem Einsatz von individuell ausgewählten Emollienzien kann Patienten mit Atopischer Dermatitis Linderung verschaffen. Bei regelmäßiger Durchführung kann die Hautpflege den Bedarf an Kortikosteroiden zu verringern.

Patient AD Emollentien

Hintergrund

Eine spezifische und regelmäßige Hautpflege gehört zum Basismanagement von Patienten mit Atopischer Dermatitis (AD). Sie kann bei milder bis moderater AD den Einsatz von Kortikosteroiden nach der Remission durch eine topische Induktionsbehandlung verringern. Daher wird sie auch als erste Maßnahme in den Konsensus basierten Europäischen Leitlinien für die Behandlung des atopischen Ekzems bei Erwachsenen und Kindern beschrieben, wie Professor Dr.  Magdalena Czarnecka-Operacz von der Medizinischen Universität Poznań, Polen, in ihrem Vortrag Emollients, moisturers and cleansers auf dem 30. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) 2021 erklärte. Die spezifische Hautpflege beinhaltet eine auf den Patienten abgestimmte Behandlung mit entsprechenden Hautreinigungsmittel und Emollienzien [1,2].

Hautreinigung

Die Hautreinigung dient der mechanischen Entfernung von Krusten und potenzieller bakterieller Kontaminanten. Es ist außerordentlich wichtig, dass die Reinigungsmittel (Cleanser) nicht reizend sind und keine Allergene enthalten. Die Cleanser sind in verschiedenen galenischen Formulierungen, wie beispielsweise Syndets oder wässrige Lösungen, erhältlich. Bei Superinfektionen können dem Badewasser auch Antiseptika zugesetzt werden. Es muss jedoch bedacht, werden, dass Antiseptika hautreizend sein können und auch die erwünschte Hautmikrobiota schädigen.

Hautschonendes Baden

Um zu vermeiden, dass die ohnehin trockene Haut Patienten mit AD zu viel Feuchtigkeit verliert, sollte in Bädern das Wasser nicht zu warm (Empfehlung: 27-30°C) sein und die Badezeit nicht mehr als 5 Minuten betragen. Badeöle sind insbesondere bei Babys und Kleinkinder mit AD eine gute Option zur Hautpflege, erklärte Czarnecka-Operacz. Es ist jedoch sehr wichtig, Badeöle mit allergenen Inhaltsstoffe, wie Erdnuss oder kolloidaler Hafer, bei Kindern ≤ 2 Jahren zu meiden. Badeöle sollten dem Wasser in den letzten beiden Bademinuten zugesetzt werden.

Therapie mit Emollienzien

Traditionell werden Emollienzien als topische Trägersubstanzen ohne aktive Inhaltsstoffe definiert. Sie enthalten Feuchtigkeitsfaktoren, wie Urea oder Glycerol. Enthaltene Okklusiva, wie Vaseline, decken die Haut dicht ab und verringern transepidermalen Wasserverlust (TEWL). Grundsätzlich sollten Emollienzien großzügig angewendet werden. Als Faustregel gilt die Menge von ≥ 250 g pro Woche bei Erwachsenen. Im Winter sind fettreiche Produkte gegenüber wasserreichen Produkten zu bevorzugen. Besonders wichtig ist das Auftragen von Emollienzien nach dem Baden, solange die Haut noch feucht ist.  Czarnecka-Operacz fasste eine italienische Studie zusammen, in der eine Duschcreme in Kombination mit einer Lotion, die physiologische Lipide enthielt, bei Patienten mit klinisch trockener Haut die Funktion der Hautbarriere wiederherstellte und die Hautfeuchtigkeit erhöhte [3].

Besondere Hinweise zu Emollienzien

Czarnecka-Operacz wies darauf hin, dass Babys auf Urea mit Irritationen und Nierenfunktionsstörungen reagieren können. Urea sollte in dieser Altersgruppe daher nicht eingesetzt werden. Kleinkinder sollten mit Produkten mit geringerer Urea-Konzentration als Erwachsene behandelt werden. Darüber hinaus müsse man beachten, dass auch Emollienzien Kontaktallergien hervorrufen können, bei Verdacht müsse das mit einem Patch-Test abgeklärt werden. In Pilotstudien schnitten Emollienzien mit Trilipide vs. Vaseline positiv ab [4]. Für abschließende Bewertungen fehlen jedoch noch Daten.  Neuerdings gibt es Emollienzien plus, die aktive Wirkstoffe enthalten. Zu diesen Wirkstoffen zählen beispielsweise Saponine, Flavonoide, Riboflavin oder Bakterienlysate zur Stützung einer gesunden Hautmikrobiota.

Fazit

Czarnecka-Operacz betonte in ihrem Vortrag durchweg, wie wichtig eine individualisierte Herangehensweise für die erfolgreiche Therapie von Patienten mit Atopischer Dermatitis sei: das gelte nicht nur für die Therapie mit z. B. Biologika, sondern auch für die Hautpflege als Basistherapie. Dabei räumte sie ein, dass eine echte personalisierte Therapie nach heutigem Wissenstand noch nicht möglich sei. Hierfür sei noch viel Grundlagenforschung bei Biomarkern und Genetik erforderlich.

Autor:
Stand:
05.10.2021
Quelle:
  1. Czarnecka-Operacz (2021): Emollients, moisturers and cleansers. Vortrag EADV 2021,virtuell.
  2. Wollenberg, Barbarot, Bieber (2018): Consensus-based European guidelines for treatment of atopic eczema (atopic dermatitis) in adults and children: part I. J Eur Acad Dermatol Venereol 32(5):657-682. DOI: 10.1111/jdv.14891.
  3. Berardesca, Mortillo, Cameli (2018): Efficacy of a shower cream and a lotion with skin-identical lipids in healthy subjects with atopic dry skin. J Cosmet Dermatol. 17: 477– 483. DOI: 10.1111/jocd.12668
  4. Lowe, Su, Allen et al. (2018): A randomized trial of a barrier lipid replacement strategy for the prevention of atopic dermatitis and allergic sensitization: the PEBBLES pilot study. Br J Dermatol, 178: e19-e21. DOI: 10.1111/bjd.15747
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige