Krebsrisiko: Sonnencreme vom letzten Jahr besser wegwerfen!

Einige Filtersubstanzen in Sonnencremes zersetzen sich mit der Zeit und bilden möglicherweise krebserregende Stoffe. Besonders unter Verdacht steht hier der chemische UV-Filter Octocrylen, der sich zu dem karzinogenen, mutagenen und das Hormonsystem störenden Benzophenon zersetzen kann.

Sonnencreme

„Die Flasche mit der teuren Sonnenmilch vom letzten Jahr ist noch fast voll − viel zu schade zum Wegwerfen,“ denkt sich so mancher. Doch hier warnt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG).

UV-Filter Octocrylen

In vielen der Sonnenschutzmittel ist nämlich der synthetische UV-Filter Octocrylen enthalten. Obwohl dieser bisher als weitgehend unbedenklich eingestuft wurde, haben französische und US-amerikanische Chemiker jetzt herausgefunden, dass sich Octocrylen mit der Zeit zu Benzophenon zersetzen kann. Die Chemiker untersuchten 17 Sonnenschutzprodukte unter der Fragestellung, wie hoch der Benzophenon-Gehalt ist. Bei 16 der getesteten Produkte fanden die Forscher deutlich erhöhte Benzophenon-Konzentrationen.

Benzophenon in der EU weitgehend verboten

Benzophenon, ebenfalls ein UV-Filter, gilt als krebserregend und hat negative Einflüsse auf das Hormonsystem (endokriner Disruptor). Daher darf in der Europäischen Union Benzophenon höchstens in Spuren in Kosmetikprodukten enthalten sein. 

Ursache für den hohen Benzophenon-Gehalt der Test-Produkte ist vermutlich die Zersetzung von Octocrylen zu Benzophenon bei längerer Lagerung.

Diese Erkenntnisse sollten allerdings keinesfalls dazu führen, auf Sonnenmilch zu verzichten. Denn das Krebsrisiko durch UV-Strahlung sei um ein Vielfaches höher als das noch nicht vollends bewiesene durch Benzophenon, warnen Deutschlands Dermatologen.

Mit frischer Creme cremen

Hautärzte sollten daher ihren Patienten raten, zum Schutz vor Sonnenbrand und zur Risikoreduktion von Hautkrebs, immer frische Sonnenschutzprodukte zu verwenden. Und es sollte eher mehr eingecremt werden als weniger.

Creme sei zwar eine wichtige, aber nicht die alleinige Maßnahme zu gutem Sonnenschutz. Die zweite Säule sei die Expositionsprophylaxe. Das bedeutet in erster Linie angemessen Kleidung (Hut, langärmelige Oberteile, lange Hosen) und der Aufenthalt im Schatten.

Die Sonnenschutz-Tipps der Dermatologen:

  • Sonnencremes sind der beste Schutz vor UV-bedingtem Hautkrebs!
  • Haltbarkeitsdatum der Sonnencreme beachten.
  • Inhaltsstoffe prüfen: Wenn der Stoff ‚Octocrylene‘ in der INCI-Inhaltsliste bei einer älteren Creme genannt ist, könnte diese Benzophenon enthalten und sollte in diesem Fall nicht mehr verwendet werden.
  • Die Tageszeiten mit der höchsten UV-Strahlung (zwischen 11 und 15 Uhr) meiden.
  • Auf Expositionsprophylaxe achten: Sonnenschirme/Sonnensegel verwenden, Kopfbedeckungen tragen, schattige Orte bevorzugen, leichte (ggf. langärmelige) Kleidung tragen.
Autor:
Stand:
24.06.2021
Quelle:
  1. Downs C A et al. (2021): Benzophenone Accumulates over Time from the Degradation of Octocrylene in Commercial Sunscreen Products. Chem. Res. Toxicol.
    DOI: 10.1021/acs.chemrestox.0c00461
  2. Pressemeldung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft vom 15.5.2021, „ Schutz vor Hautkrebs durch Sonnencremes überwiegt Risiko von möglicherweise schädlichen Inhaltsstoffen“
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