
Bei Männern mit chronisch-entzündlichen Dermatosen kann auch die Anal- und Genitalregion befallen sein. Allerdings wird da meist nicht nachgeschaut, sagte Dr. Barbara Habermann (Frankfurt am Main). Dabei können diese Läsionen besonders quälend sein. Bei der atopischen Dermatitis (AD) handelt es sich bei den Beschwerden am Skrotum, Penisschaft und Glans penis überwiegend um Brennen und starken Juckreiz (mit Schlafstörungen), der dann aufgrund der Kratzeffekte zu Fissuren und Superinfektionen führt.
Genital-Psoriasis durchs Radfahren
Bei den Psoriatikern ist der betroffene Bereich größer. Scharf begrenzte Rötungen (ohne Schuppung) mit Fissuren und Rhagaden finden sich an den Leisten, Oberschenkelinnenseiten, Rima ani, Skrotum und Peniswurzel, so Habermann. Bei der Entstehung dieser Plaque ist auch oft das Köbner-Phänomen beteiligt: Durch Übergewicht, enge Kleidung oder mechanische Belastung − beispielsweise durch Radfahren, aber auch beim Geschlechtsverkehr − können diese Läsionen hervorgerufen bzw. unterhalten werden.
Sexualleben leidet auch
Nicht nur die direkten Beschwerden schränken die Lebensqualität ein, vor allem die Psyche und damit das Sexualleben leiden. Die Genital-Psoriasis senkt das Selbstwertgefühl, die Patienten schämen sich dafür, was allein schon die Partnersuche erschwert. Und sie fürchten die Ablehnung, falls sie sich einer Partnerin präsentieren müssen.
Auch die Erektile Dysfunktion (ED) ist bei diesen Patienten ein Thema: Habermann zitierte eine dänische Studie, nach der 8,7% aller Männer unter ED leiden. Nimmt man allerdings nur die Psoriatiker, so sind es 12,8% – vermutlich auch wegen der kardiovaskulären Begleiterkrankungen bei Psoriasis.
Aufgabe des Arztes: Nachfragen
Damit Dermatologen hier helfen können, müssten sie um die genitalen Läsionen wissen. Doch den Betroffen fällt es schwer, von sich aus, über Problem „da unten“ zu reden. Schließlich muss hier oft einen Schamgrenze überschritten werden. Aber: „Die Patienten erwarten, dass sie vom Arzt auf diese Region angesprochen werden“, so Habermann. Auf jeden Fall sollte die Anogenitalregion auch inspiziert werden.
Allerdings sind die therapeutischen Optionen mit topischen Steroiden und Calcineurininhibitoren oder bei Psoriasis mit Vitamin-D-Analoga eingeschränkt. Wegen der starken Krankheitslast kann bei diesen Patienten auch eine Systemtherapie mit den neuen Biologika erwogen werden – auch wenn die Fläche des befallenen Bereichs nicht für die Definition von mittelschwerem oder schwerem Krankheitsbild ausreicht, ab der die Systemtherapie üblicherweise indiziert ist.