DDG 2021: Sonnenschutz oder Vitamin D-Bildung?

Was soll Vorrang haben: Strikter Lichtschutz, der das Hautkrebsrisiko senkt oder Sonnenbäder zur Vitamin-D-Bildung? Fragt man Dermatologen, fällt die Entscheidung eindeutig zugunsten des Sonnenschutzes aus. Schließlich kann man Vitamin D ersetzten, ein Spinaliom oder Melanom aber nicht rückgängig machen.

Vitamin D Sonnencreme

Immer wieder ist zu lesen, dass die Versorgung mit dem Sonnenvitamin D in der Bevölkerung zu niedrig ist und besonders im Winter in den Keller geht. Andererseits ist mittlerweile jedem bewusst, dass mit Sonnenbädern das Hautkrebsrisiko steigt. Dies ist durch viele Studien, vor allem aus dem sonnenreichen Australien belegt.

Sonnenschutz senkt Hautkrebsrisiko

Dr. Claas Ulrich von der Charité Berlin zitierte unter andern zwei Langzeitstudien aus dem sonnenreichsten australischen Ort Nambour in Queensland. Hier hatte man jeweils zwei Gruppen gebildet: die eine mit täglicher Sonnencreme-Anwendung an Händen, Nacken, Armen und Gesicht, die andere konnte ihren Sonnenschutz nach eigenem Gutdünken betreiben. Nach fünf Jahren konnte in der Lichtschutzgruppe signifikant weniger Basalzell- und Plattenepithelkarzinome gefunden werden als in der Kontrollgruppe. Das galt auch für die Studie zum Melanom: hier wurde nach zehn Jahren eine signifikant geringere Inzidenz von Melanomen in der Gruppe mit regelmäßiger Sonnencreme-Anwendung registriert.

Also ist klar: Die Haut vor UV-Strahlen zu schützen beugt Hautkrebs vor. Doch was ist mit der Vitamin D-Versorgung? Schließlich ist Vitamin D wichtig für die Knochenbildung und die Abwehr. Und es wird durch Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet. Wird der Schutz vor Hautkrebs mit vermehrter Osteoporose und Infekten erkauft?

Wenig Vitamin D, viel DNA-Schäden

Nein, sagt Ulrich. Er berichtete von einer Studie mit Schulkindern, bei der in einem Ostsee-Sommercamp sowohl der Vitamin-D-Anstieg als auch das Cyclobutan-Pyrimidin-Dimere (CPD) gemessen wurde (1). Letzteres wird als Maß für UV-induzierten DNA-Schäden in Verbindung gebracht. Ergebnis: die Vitamin-D-Spiegel stiegen um durchschnittlich 24%, die Werte für CPD allerdings um 1.162%. Dies entsprach etwa dem gleichen CPD- Niveau, den Erwachsenen in kürzerer Zeit auf aber mit höherer UVB-Dosis in einem Teneriffa-Urlaub erreichten. Dies unterstreicht nach Ulrichs Ansicht, wie wichtig der Sonnenschutz besonders bei Kindern ist. Zumal 80% der Sonnenschäden vor dem 18. Lebensjahr gesetzt werden.

Lichtschutz plus Vitamin-D-Kontrolle

Dieser Meinung schließt sich auch Prof. Dr. Thomas Schwarz (Kiel) an. Auch für ihn hat der Sonnenschutz Vorrang vor der Vitamin-D-Bildung. Vitamin D könne man schließlich substituieren. Um das aber tun zu können, sollten die Vitamin D-Spiegel besonders bei den Kindern kontrolliert werden. Sonnenschutz bedeute nicht ausschließlich die Verwendung von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor. Die Haut kann auch durch textile Bedeckung – also Hut, langärmelige Hemden und lange Hosen – vor zu viel Sonne geschützt werden. 

Autor:
Stand:
05.05.2021
Quelle:
  1. Narbutt, J et al. (2018): Children sustain high levels of skin DNA photodamage, with a modest increase of serum 25‐hydroxyvitamin D3, after a summer holiday in Northern Europe, British Journal of Dermatology, 2018, 179, 4,  940-950, https://doi.org/10.1111/bjd.16668
  2. Veranstaltung: Online-Industriesymposium bei der 51. Tagung der DDG  „Eucerin: p53 & BK 5103 - Ist der Zusammenhang Immunsystem, Hautkrebs & Job SONNENklar?“, Vortrag: „Photoimmunsuppression: Hautkrebsprävention für die zweite Lebenshälfte“ von Dr. Claas Ulrich (Berlin) 14.4.2021
  3. Veranstaltung Plenar 3, Vortrag: „Im Dialog: Ein Dilemma? Lichtschutz und Vitamin D“, Prof Dr. Thomas Schwarz (Kiel), 16.4.2021
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