AID-Systeme für alle pädiatrischen Diabetespatienten

Die DDG und DGKED fordern in einer Stellungnahme die Verordnungsfähigkeit aller Systeme zur automatischen Insulinabgabe (AID) sowie eine Zulassungserweiterung für Kleinkinder. Kinder und Jugendliche sind die Hauptanwender dieser Systeme, denn je früher diese zum Einsatz kommen, desto höher ist die Glukosesenkung.

Kind mit Insulinpumpe

Insulinpumpen und Glukosesensoren (kontinuierliche Glukosemessung, CGM) werden bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 deutlich häufiger angewendet als bei Erwachsenen. Die derzeit auf dem Markt verfügbaren Systeme sind allerdings erst ab dem Vorschulalter zugelassen oder werden von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht übernommen. Die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG) hat mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -Diabetologie (DGKED) eine Stellungnahme zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit automatischen Insulindosierungssystemen verfasst, in der die Verordnungsfähigkeit aller Systeme zur automatischen Insulinabgabe gefordert wird.

Effektive HbA1c-Senkung mit Diabetestechnologie

Technologische Hilfsmittel wie Insulinpumpen und Glukosesensoren sind der Therapie-Standard bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. Sie ermöglichen eine Senkung des HbA1c auf <7%, was langfristig auch mit einem geringen Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen verbunden ist.

AID-Systeme verbessern Stoffwechselkontrolle

Bei sogenannten Closed-Loop-Systemen (artificial pancreas), kommunizieren Insulinpumpe und Glukosesensor miteinander. Die derzeit verfügbaren Systeme steuern so automatisch die Insulinabgabe der Basalrate (automated insulin delivery, AID) und bieten dadurch weitere Vorteile bei der Stoffwechselkontrolle. Beispielsweise kommt es seltener zu Insulin-Überdosierung und damit zur Reduktion der Hypoglykämie-Zeiten, die Systeme bieten eine bessere Kontrolle in der Nacht sowie eine generelle Senkung der mittleren Glukosewerte.

Keine Versorgung für Kleinkinder

Obwohl bei über 95% der Kleinkinder mit Typ-1-Diabetes Insulinpumpen angewendet werden, sind derzeit keine AID-Systeme für sie verordnungsfähig. Von den drei derzeit GKV-verordnungsfähigen Hybrid-AID-Systemen sind nur zwei für die pädiatrische Anwendung bestimmt. Allerdings sind diese beiden vom Hersteller erst für Kinder im Vorschulalter (6 bzw. 7 Jahre) geprüft, was laut Kenntnissen der DDG auch für kommende Systeme gilt.

Das einzige derzeit in Deutschland ab einem Jahr CE-zertifizierte AID-System ist hingegen nicht GKV-verordnungsfähig.

Forderung nach Verordnungsfähigkeit aller Systeme

Die Fachgesellschaften fordern daher die Verordnungsfähigkeit aller CE-zertifizierten AID-Systeme in Deutschland, um diese auch bei Kleinkindern nutzen zu können. Denn je früher diese Systeme bei Kindern eingesetzt werden, desto effektiver können die mittleren Glukosewerte gesenkt werden.

CE-Zertifizierung in allen Altersbereichen

Weiterhin sollen laut DDG und DGKED auch die Hersteller in die Verantwortung genommen werden, indem der Altersbereich der CE-Zertifikate an die internationalen Zulassungen angepasst und jedes Patientenalter berücksichtigt wird.

Kompatibilität und Software-Verordnung

Die Krankenkassen werden aufgefordert die AID als „System“ anzuerkennen, Insulinpumpe und Glukosesensor müssten kompatibel sein. Zudem soll auch Software, die eine AID-Steuerung ermöglicht, verordnungsfähig werden.

Autor:
Stand:
25.10.2021
Quelle:
  1. DDG & DGKED: Stellungnahme zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit automatischen Insulindosierungssystemen (18.10.2021)
  2. AGDT: Partielle automatische Insulinabgabe (pAID)
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige