Vier Anzeichen für Diabetes bei Kindern

Die AGPD hat eine neue Aufklärungskampagne zu Diabetes bei Kindern gestartet. Damit sollen die Fälle von schweren Stoffwechselentgleisungen reduziert werden.

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Diabetes ist eine Volkskrankheit. Sie trifft neben Erwachsenen auch Kinder und Jugendliche. Jedes Jahr erkranken etwa 3.500 Kinder neu an Typ-1-Diabetes. Häufig wird die Diabeteserkrankung jedoch erst sehr spät erkannt. Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet. Zielpersonen der Kampagne sind die Eltern.

Ketoazidose bei Erstmanifestation

Diabetes mellitus Typ 1 ist zwar die häufigste Stoffwechselstörung bei Kindern und Jugendlichen, für viele kommt die erste schwere Stoffwechselentgleisung jedoch scheinbar ohne Vorwarnung. Bei der Erstmanifestation entwickeln 20% bis 26% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine schwere diabetische Ketoazidose. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung, die so schnell wie möglich intensivmedizinisch behandelt werden muss. In manchen Bundesländern sind es mit 35,2% sogar noch mehr Betroffene.

Warnzeichen erkennen

Doch Vorwarnungen gibt es und da setzt die Kampagne an: „Eltern sollten die vier Warnzeichen eines unentdeckten Diabetes kennen“, sagt DDG Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu. Dazu zählen

  • ständiger Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • stete Müdigkeit.

Alle Symptome gehen erkennbar über ein normales Maß hinaus und fallen im Alltag auf.

Kein neues Phänomen

Bereits in der Vergangenheit gab es vereinzelte Präventionskampagnen. So führte beispielsweise das Stuttgarter Olgahospital zusammen mit dem dortigen Gesundheitsamt von 2015 bis 2017 eine Aufklärungskampagne durch, in der sie zu Diabetes-typischen Symptomen Flyer und Plakate verteilten. Während dieser Zeit konnten die Fälle der diabetischen Ketoazidose um 12% reduziert werden, ein signifikanter Abfall.

Mehr Fälle während der ersten Coronawelle

Dass es notwendig ist, auf die Krankheit aufmerksam zu machen, zeigen vor allem die aktuellen Zahlen aus den ersten Monaten der Pandemie 2020. Im Vergleich zu demselben Zeitraum in den Vorjahren mussten laut einer Studie von Kamrath et al. (2020) fast doppelt so viele Kinder mit Ketoazidose behandelt werden. Vermutlich auch, weil Kinderarztpraxen geschlossen waren und viele Sorge hatten, sich bei einem Arztbesuch mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anzustecken.

Umsetzung der Kampagne

Damit Eltern diese Warnzeichen nun wissen und erkennen können, sollen Kinderärzte im Rahmen der Aufklärungskampagne diese zukünftig bei jeder U6- und U7a-Vorsorgeuntersuchung ansprechen. Die U6 findet am Ende des ersten Lebensjahres und die U7a am Ende des dritten Lebensjahres statt. Mitgegeben werden können den Eltern  zusätzlich Flyer, die auf der Website der AGPD verfügbar sind. Die Flyer werden allen niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten, die im Berufsverband Mitglied sind, bereits seit Januar 2021 zugeschickt.

Die Kampagne ist vorerst auf ein Jahr ausgelegt, soll aber eventuell verlängert werden. Die Auswertung übernimmt ein Team der Universität Ulm.

Autor:
Stand:
20.07.2021
Quelle:
  1. Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie. DKA Präventionsprojekte. Online [Zuletzt aufgerufen am 19. Juli 2021].
  2. Kamrath C, et al.. Ketoacidosis in Children and Adolescents With Newly Diagnosed Type 1 Diabetes During the COVID-19 Pandemic in Germany. JAMA. 2020 Aug 25;324(8):801-804. DOI: 10.1001/jama.2020.13445
  3. Pressestelle Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):. Ausbruch von Diabetes Typ 1: Wenn die tödliche Gefahr still und leise daherkommt. Online 08. Juni 2021 [Zuletzt aufgerufen am 19. Juli 2021].
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